XYLA
Zwei Stunden später verlassen wir das Gästezimmer. Hunter mit hochroten Wangen, zerzausten Haaren und funkelnden Augen. Ich mit zittrigen Beinen, weil er mich unzählige Male hat kommen lassen.
Kegan steht an der Treppe, nachdem er unsere Schritte hört, und legt prüfend den Kopf schief. »Das war aber eine lange Verschnaufpause. Und irgendwie siehst du überhaupt nicht erholt aus«, grinst er. Hunter präsentiert seinen Mittelfinger und Kegan lacht. »Komm runter. Wir müssen uns nochmal dein Schienbein vornehmen.« Mit einem auffordernden Kopfnicken von Kegan in meine Richtung überreicht Hunter mir seine Krücken und schließt die Hand um das Treppengeländer.
Umständlich kämpft er sich die Treppe herunter, wobei ich ihm angespannt zusehe. Ich habe jedes Mal Angst, er könnte fallen, wenn ich das Zittern seiner Hände sehe.
Aber er fällt nicht. Hunter lässt sich nicht fallen, sondern kämpft. Er macht es sich nicht leicht, weil er stark sein will. Hunter hat ein neues Ziel, abgesehen von seiner Rache an Octavio Creek. Hunter will leben. Für mich. Für uns. Für seine Familie.
Er erreicht die Eingangshalle und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Murrend mustert er Kegan und folgt ihm ins Wohnzimmer. Die Krücken verursachen ein unschönes Kratzen auf den Fliesen. Verunsichert folge ich Hunter und Kegan bis zur Tür. Mit einem sanften Lächeln streichelt er über meine Wange und setzt einen Kuss auf meine Lippen.
»Wir gehen heute aus, Trophy«, verkündet er und zwinkert mir zu.
»Wohin?«, frage ich perplex. Seitdem wir uns treffen, sind wir noch nie ausgegangen. Bislang war Hunter entweder bei mir zu Hause oder ich bei ihm. Wir haben uns noch nie in der Öffentlichkeit gezeigt, obwohl die Medien natürlich davon Wind bekommen haben, dass ich die meiste Zeit bei ihm im Krankenhaus verbracht habe und sich deshalb alles zusammengereimt haben. Es stört mich nicht. Ich liebe es, dass alle Welt von meiner Liebe zu Hunter Remington weiß.
»Das ist eine Überraschung«, grinst er und küsst mich ein weiteres Mal. Der Kuss wird ziemlich schnell, ziemlich intensiv, sodass Kegan sich galant räuspert. Hunter löst sich von meinen Lippen und verdreht die Augen; dann lasse ich die beiden Männer allein im Wohnzimmer. Ich weiß, dass es ihm unangenehm ist, wenn ich bei der Therapie zusehe, deshalb gebe ich ihm den Freiraum.
Ich schleppe mich in die Küche und sinke auf einen Barhocker, weil meine Beine zittrig sind. Hudson grinst breit, während er mit den Augenbrauen wackelt. »Tee?«, fragt er quietschend und tänzelt übertrieben flatterig zum Herd. Hugh gluckst neben mir, während er auf seinem Handy herumtippt.
»Danke, Huds«, murmle ich beschämt. Obwohl alle Remingtons offenbar sehr frei mit Sexualität umgehen, ist es mir nach wie vor unangenehm, wenn sie deutlich machen, dass sie mich gehört haben. Und Hudson kann es sich nicht verkneifen, ebenso wenig wie Hana. Vor zwei Wochen hat sie wild an Hunters Schlafzimmertür gehämmert und mir vorgeworfen, dass meine Geräusche den Sex mit Wren äußerst schwierig gestalten. Ich habe gekichert und das so lange, bis Hunter schnaufend neben mir auf die Matratze gefallen ist, weil ich nicht mehr bei der Sache war. Hana hat sich bedankt und ist dann die Treppe nach oben verschwunden. Für die restliche Nacht konnte ich sie hören. Und Wren. Was überaus seltsam und unangenehm gewesen ist. Jedes Mal, wenn ich Wren in die Augen sehe, muss ich an die Geräusche denken, die er vom sich gegeben hat.
»Bekomme ich auch ein gehauchtes ›oh Gott, Hudson‹«, witzelt er und fächelt sich Luft zu. »Muss mein Brüderchen ja ziemlich anmachen, so oft wie du ihn Gott nennst. Jetzt erklärt sich auch sein selbstgefälliges Verhalten. Er glaubt allmählich, dass er wirklich ein Gott ist.« Hugh zieht die Brauen hoch.
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Almost Erase You
Romantik| DARK ROMANCE | Hunter Remington ist alles, was Popstar Xyla je wollte - ihr kreativer Anker, ihr größter Halt ... und der Mann, den sie nicht haben kann. Seit der talentierte Songwriter für sie arbeitet, träumt sie davon, dass er mehr in ihr sieht...
