Kleiner Merlin

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,,MERLIN!", brüllte Arthur übers Feld, als er seinen Diener auf dem Boden liegen sah. Da schubste er ihn einfach beiseite und fing den Fluch auf. Nicht zu fassen. Die Hexe fluchte nur, verschwand aber. Merlin war nicht ihr Ziel gewesen, jedoch würde sie das nicht aufhalten, um irgendwann erneut anzugreifen. Der Prinz humpelte auf den am Boden liegenden Mann zu und sah mit an, wie sein Körper schrumpfte.
,,Merlin?" Der junge Mann, welcher jetzt aussah, als sei er 6 Jahre alt, regte sich nicht. Schwerfällig schleppte er sich und den kleinen Jungen zu einem Baum, wo er erstmal durchatmen musste. Der Kampf mit der Hexe hatte ihn echt einiges an Kraft gekostet. So saß er nun mit dem kleinen Merlin im Arm an einem Baum gelehnt und wusste nicht so recht, was er jetzt machen sollte. Sonst war es immer Merlin, der die guten Ideen hatte und nicht er, auch wenn er es dann immer abstritt. Müde legte er seinen Kopf an den Baum und schloss die Augen. Dabei bemerkte er dann nicht, wie er in einem heilenden Schlaf glitt.

Irgendetwas bewegte sich unruhig in seinem Arm hin und her, was Arthur aus dem Schlaf riss. Verwirrt sah er an sich hinunter und erblickte Merlin, wie er versuchte, aus dessen Armen zu entkommen.
,,Lass mich los, ich will zu meiner Mama’’, sprach der Kleine quengelnd.
,,Merlin, beruhige dich, alles ist gut.’’ Mit Tränen in den Augen sah er zu dem Blonden auf.
,,Wer sind Sie? Woher kennen Sie meinen Namen? Wo ist Mama?’’ Arthur war verwirrt und schockiert. Es schien so, als könne der kleine Merlin sich nicht mehr an ihn erinnern.
,,Merlin, an was erinnerst du dich?’’, fragte er vorsichtig.
,,Mama hat mir etwas über Drachen erzählt, damit ich einschlafe. Sie erzählte mir immer vor dem Schlafen eine Geschichte’’, erzählte er.
,,Das heißt, du erinnerst dich nicht mehr an mich oder Camelot?’’
,,Opa Gaius lebt in Camelot, hat Mama gesagt. Ich soll später bei ihm lernen, meine Magie zu kontrollieren. Wenn ich wütend, ängstlich oder traurig bin, dann passiert immer etwas. Deswegen mag mich mein Dorf nicht und ich habe keine Freunde. Aber meine Mama hat mich immer sehr lieb.’’ Arthur wurde von der Antwort etwas aus der Bahn geworfen. Merlin konnte zaubern?
,,Aber… du hast das alles nicht mit Absicht gemacht, oder?’’, fragte er.
,,Nein. Mama sagt, ich darf meine Magie nicht ausnutzen. Ich soll damit Leben retten.’’
,,Willst du denn Böses damit machen?’’ Merlin schüttelte den Kopf.
,,Nein. Ich will meine Mama beschützen, wenn ich groß bin. Und ich will einen Drachen sehen. Ich will alle beschützen, die mir wichtig sind. Mama sagt, ich bin etwas ganz besonderes."
,,Stimmt, das bist du."
,,Wer sind sie denn jetzt und woher kennen sie mich? Sind Sie ein Freund von Mama?"
,,Ich bin Arthur. Ich bin ein Bekannter deiner Mutter."
,,Wirklich? Ich habe sie nie in Ealdor gesehen." Irgendwie brach Arthur es das Herz, dass Merlin gar nichts mehr wusste.
,,Das… Das ist lange her. Ich habe als Prinz nicht so viel Zeit, verstehst du?"

Der Junge legte den Kopf schief.
,,Bist du traurig?", fragte er.
,,Nein, alles gut."
,,Aber du hast Tränen in den Augen." Er streckte seine Hand aus und strich über das Auge, um die Tränen weg zu wischen.
,,Hier, guck."
,,Schon gut, ich sehe es ja", lachte Arthur und schob die Hand weg.
,,Nicht traurig sein. Warte, gib mir mal deine Hand." Vertrauensvoll gab Arthur ihm seine Hand und zeigte seine Handfläche. Merlin legte seine kleine Hand auf die des Älteren. Kurz leuchteten seine Augen und eine Rose wuchs in seiner Hand. Darauf, zwei Schmetterlinge.
,,Nicht traurig sein. Die ist für dich." Merlin kicherte, während Arthur noch immer überrascht war. Merlin zauberte gerade wirklich. Sein Diener, den er immer wieder als unfähig betitelte.
,,Danke Merlin."
,,Wann bringst du mich zurück zu Mama? Nicht, dass Sie sich Sorgen macht."
,,Merlin, wir sind 4 Monde von Ealdor entfernt."
,,Warum?"
,,Weil ich eine böse Hexe gejagt habe, die mich aber dann angegriffen hat."
,,Also jagst du Menschen wie mich?" Unsicher sah Merlin ihn an und Arthur schluckte. Für seinen Diener würde er dieses Geheimnis mit ins Grab nehmen.
,,Nur die bösen Menschen. Aber dich nicht. Du hast ja gesagt, du willst Menschen mit deiner Magie helfen." Der Junge nickte.
,,Ich kann dich jetzt auch beschützen."
,,Überlass das mal mir. Aber Merlin, wenn wir in Camelot sind, dann darfst du nicht zaubern, hast du gehört."
,,Gehen wir Opa Gaius besuchen?"
,,Ja, das auch. Aber mein Vater, also der König, jagt nicht nur böse Zauberer, sondern auch die Guten. Er macht dabei keinen Unterschied. Bei mir wirst du sicher sein."
,,Was wird dein Papa machen?’’
,,Böse Dinge, die ich ihm nie verzeihen würde. Ich werde nicht zulassen, dass mein Vater dir etwas antut. Aber dafür darfst du in Camelot nicht zaubern, hast du gehört?’’ Merlin nickte.
,,Ok.’’ Dann gähnte der Junge.
,,Bist du noch müde?’’ Der Junge nickte.
,,Dann ruh dich noch etwas aus. Ich passe auf dich auf.’’ Auch da nickte der Junge, kuschelte sich an den Prinzen ran und schloss seine Augen. Seufzend strich Arthur dem Kleinen über die Wange. Noch nie musste er sich um ein Kind kümmern. Schon gar nicht um eines, was vorher sein Diener war.

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