Friendship

Kapitel 9

"1+, Sie haben wirklich Talent Mrs Hunter." Meine Wangen erhitzten sich etwas und ich sah auf mein Blatt hinunter. Null Fehler und damit 100 von 100 Punkten. Ich war unheimlich stolz auf mich, da hatte sich das Lernen mal wieder gelohnt.

Die Stunde war fast vorbei und ich steckte die Klausur vorsichtig in meine Tasche. Wäre ich doch nur in Kunst so gut. Ich hatte gerade mal zwei Stunden davon in der Woche, doch ich war gnadenlos untalentiert. Da dies eine künstlerische Schule ist, ist man verpflichtet sich auf Musik, Literatur oder Kunst zu spezialisieren und als Zusatz eines der zwei übriggebliebenen Fächer zu wählen. Wie hätte ich denn ahnen können, dass Kunst so schwer war?

Ich musste nur noch dieses Schuljahr überstehen, dann konnte ich das doofe Fach endlich abwählen. Aber ich stand auf 4 und das war eine Katastrophe!

Die Cafeteria bot heute Spaghetti an und ich beschloss mir so eine Delikatesse nicht entgehen zu lassen. Unsere Küche war wirklich fabelhaft und ungewöhnlicherweise wurde sogar frisch gekocht!

Ich setzte mich wieder neben Malia, doch heute schien sie nicht so gut gelaunt zu sein wie sonst. Wir waren nicht wirklich befreundet und es war nicht wirklich Schade drum, nicht weil ich sie nicht sympathisch fand, sonder weil ich einfach keine Freundin wirklich brauchte.
Deshalb tat ich einfach so als wäre nichts und holte mir mein Essen.

"Na Grace wie geht's dir?"
"Danke ganz gut! Ich habe gestern viel geschlafen und heute gings mir besser! Ähm vielen Dank Connor für gestern..."
Er grinste: "Ach das war doch selbstverständlich! Und wie sind so deine ersten Prüfungen ausgefallen?"
Was sollte das werden? Wir waren noch nie befreundet oder so etwas in der Art gewesen! Warum fragte er mich so etwas? Ich hatte lange daran gearbeitet unauffällig zu wirken und kaum Beachtung von den Anderen zu bekommen, denn das Gegenteil wäre viel zu anstrengend und jetzt kam dieser Vollidiot und machte das alles wieder kaputt. Ich wollte nicht unhöflich sein und das Ganze auch nicht ausnutzen um beliebt und bekannt zu werden! Nein, ich wollte einfach in Ruhe gelassen werden. Doch wollte ich nicht als eine arrogante Zicke abgestempelt werden. "Ganz gut." antwortete ich schnell und nahm mir dann mein Essen.

Auf dem Weg zu meinem Tisch funkelten mich zwei Augen wütend an. Ich sah etwas verwirrt zurück doch Malia stand auf und verließ den großen Raum. Was hatte ich ihr getan?

Ich war fast fertig als auf einmal ein geraune an unserem Tisch zu hören war. Schlagartig verstummten die Gespräche und alle setzten sich gerade hin, richteten ihre Haare und gaben ein umwerfendes Lächeln von sich. Ein Räuspern war zu hören und ich schlürfte gerade meine Nudel hoch während ich mich umdrehte. Ich hatte noch nicht einmal was gesagt da sagten die anderen 4 Mädels im Chor: "Hi Jasper!" Ich sah etwas irritiert zu ihnen. Was 'ne Show.

"Hi Mädels!" er winkte ihnen kurz zu.
"Was gibs?" fragte ich.
"Kann ich nicht einfach so herkommen ohne etwas zu wollen?"
"Ungern."
"Warum?"
"Warum nicht?"
"Du bist kompliziert Grace Hunter."
"Können wir das nicht später besprechen?"
"Wann später?"
"Egal, Hauptsache nicht hier."
"Was hast du gegen den Ort hier?"
"Rede gefälligst leiser oder willst du, dass die ganze Leute auf uns aufmerksam werden?" zischte ich ihm wütend zu. Doch sein Grinsen wurde nur noch viel Größer und er entfernte sich ein paar Schritte von unserem Tisch. Dann zwinkerte er mir zu und rief einmal ganz laut durch die Cafeteria: "Hei Leute findet ihr Grace und ich sind sehr auffällig?" Sofort verstummten alle Gespräche und manche sahen etwas verpeilt umher. Die Jungs aus Jaspers Zimmer fingen an zu lachen und grölten. Was für Idioten! Ich rutschte etwas tiefer auf meinem Stuhl und hoffte niemand würde zu mir sehen.

"Na siehst du Grace Hunter es ist überhaupt nicht auffällig wenn ich laut rede! Okay sorry für die Störung ihr könnt weiter essen!" Grinsend kam er zu mir und erwartete wahrscheinlich ein Lachen oder "Ogott wie peinlich" Spruch von mir, doch ich stand auf und verließ auf schnellstem Weg die Cafeteria. Auf so welche Leute konnte ich wirklich verzichten! Ich hasste ihn! Ich hasste Aufmerksamkeit! Und besonders die, die ich unabsichtlich bekam!

Heute gab's keine Hausaufgaben und ich beschloss weiter an meinen Kunstbildern zu arbeiten. Gegen 4 Uhr nachmittags klopfte es an meiner Tür. Meine Mitbewohnerin war bei einer ihrer 100 AGs.
"Herein!"
"Du darfst nicht sauer auf mich sein!"
Genervt verdrehte ich die Augen. "Geh weg, mit so welchen Leute möchte ich nichts machen!"
"Aber wir sind doch Freunde!"
"Ich hab keine Freunde und ich will auch keine, lass mich in Ruhe ich muss Hausaufgaben machen."

"Also malen ist ja nicht gerade deine Stärke." stellte er vergnügt fest.
"Ich meine es ernst Jasper! Ich möchte, dass du gehst..."
Ich sah ihn ernst an und anscheinend verstand er, dass ich keine Witze machte und es nicht einfach so aus irgendeiner Laune heraus sagte.
"Oh, ähm okay... Dann mach's ähm gut!"

Ich atmete ein paar Mal tief durch als er die Tür hinter sich geschlossen hatte.

Ich brauchte keine Freunde und schon gar nicht ihn! Aber warum machte mich der Gedanke so traurig?