Kapitel 10

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53 Stunden und 30 Minuten später, saß ich wieder auf der Treppe und dachte nach. Mit meinen Fingern fuhr ich die kleinen Verzierungen des alten Geländers nach. Wie viele Menschen das wohl schon angefasst haben und wie wenig mir dieser Gedanke ausmachte. Ich war immer die organisierte und vorbereitete Grace Hunter, doch das hier waren Momente wo ich jemand anderes war. Ich war in meiner eigenen Welt und aus unerklärlichen Gründen konnte ich das nur auf dieser Treppe sein oder... oder wenn ich mit Jasper zusammen bin, Verzeihung wenn ich mit Jasper zusammen war.

53 Stunden und 32 Minuten ist es her, dass ich ihm so zusagen die Freundschaft gekündigt hatte. Seit dem hatten wir kein Wort mehr gesprochen und ich hatten mit großer Mühe versucht seinen Blicken auszuweichen. Es war so viel besser für mich, nichts mit ihm zutun, aber ein großer Teil in mir freute sich allein bei der Erwähnung seines Namens schon.

Seufzend lehnte ich mich ans Geländer und schloss die Augen. Warum konnte nicht alles einfach unkompliziert sein? Immer mussten irgendwelchen Sachen dazwischen kommen, das war so unfair.

"Grace?" erschrocken sah ich auf. Ich hatte definitiv mit einer anderen Perosn gerechnet. "Alles klar bei dir?" fragte er weiter. "Ja, warum nicht?" fragte ich zurück und er setzte sich neben mich. "Weil du so zusammengekauert auf der Treppe sitzt im halb dunkeln und im Schlafanzug." Etwas beschämt schaute ich auf mein großes Tshirt und meine Schlafshorts. "Ich kann hier besser nachdenken!" erklärte ich leise.

"Was beschäftigt dich denn?" Ich lachte auf: "Oh bitte Connor, tu nicht so als würdest du dich für mich interessieren." Verärgert stand ich auf und wollte gehen, doch er hielt mich am Handgelenk fest und zog mich wieder zu sich runter. "Wie könntest du glauben, dass es das nicht tut?" fragte er verwundert. Ich schluckte schwer und mein Atem beschleunigte sich. "Was willst du damit sagen?" fragte ich mit zittriger Stimme.

"Was ich damit sagen will? Verdammt Grace wie kannst du denken, dass du mir egal bist? Ich sehe doch, dass dich irgendetwas quält und ich kann den Gedanken nicht ertragen!" Ich befreite mein Handgelenk und entfernte mich etwas von ihm. "Wir kennen und kein Stück, wir haben nichts miteinander zu tun und hatten auch nie was mit einander zu tun, also warum interessiert dich eine fremde Person und ihre Probleme?" verzweifelt raufe ich mir die Haare, wo sollte das hier hinführen?

"Und was ist mit letztem Jahr? Wir sind uns nicht fremd und das weißt du! Warum verdrängst du diese Zeit?" Er stand jetzt auch auf und sein Blick wurde finster.
Ich sah ängstlich zu ihm:"Redest du von diesen zwei Wochen wo wir ein paar merkwürdige Begegnungen hatten?"

"So nennst du das also?" er wirkte auf irgendeine Art enttäuscht und verletzt.

"Wir waren Partner, wir haben eine Projektarbeit zusammen gemacht und dann war die Zeit vorbei und wir waren wieder Fremde." erklärte ich.

Er schüttelte den Kopf:" Ja wir hatten dieses Projektpartner, aber danach waren wir doch keine Fremde, nicht nachdem was zwischen uns passiert ist!"

"Ach ja und was ist zwischen uns passiert?" schrie ich aufgebracht und erschrak selbst über meinen Ton. Ich war mir nicht sicher, meinten wir wirklich das Gleiche? Das konnte er doch unmöglich meinen.

"Grace," begann er sanft und griff nach meiner Hand "Ich mochte dich! Ach was rede ich da, ich mag dich immernoch und du hast mich einfach ignoriert nach dieser einen Sache..."

"Was sollte ich denn deiner Meinung nach machen? Du hast mich danach kein Stück mehr beachtet und dich an Sienna ran gemacht."

"Bist du verrückt! Ich würde dich niemals ignorieren und Sienna und ich sind nur befreundet so wie du und Jasper!"

Ich zog scharf die Luft ein, warum musste er ihn jetzt erwähnen.

"Stimmt irgendwas nicht?" fragte er besorgt.

"Jasper Flynt und ich sind keine Freunde mehr!"

"Seid ihr... ähm zusammen?"

"WAS? Nein, wir haben gar keinen Kontakt mehr."

"Ist irgendwas vorgefallen?"

"Weshalb interessiert dich das? Ach ja sicher, weil ich dir ja so wichtig bin und du auf einmal so tust, als würden wir uns kennen. Nachdem du ein Jahr nicht mehr mit mir gesprochen hast nachdem wir nein du mich einmal geküsst hast!" rief ich aufgebracht. Jetzt hielt ich geschockt meine Hand vor den Mund, ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Gedanken wirklich einmal aussprechen würde.

"Ich dachte du hättest es bereut und hasst mich!" gab er verwundert zu.

"Ich war so gut wie in dich verliebt Connor!" gab ich lachend zu. Mir war ganz und gar nicht zum Lachen, aber ich wusste nicht wie ich sonst reagieren sollte, auf diese viel zu komische Sitaution.

"Ich doch auch Grace!" geschockt sah ich ihn an. Das konnte unmöglich sein Ernst sein. Es konnte nicht war sein, wie kann ein so gut aussehender so beliebter und unerreichbarer Junge mich mögen?

"Und ich befürchte ich bin es immer noch." fügte er leise hinzu. Ich holte ein paar mal tief Luft und setzte mich wieder auf den Boden, da ich Angst hatte meine Beine würden gleich nachgeben. "Was ist mir dir Grace? Bist du in jemanden verliebt?" Konnte er denn nicht einmal still sein?

"Ich weiß nicht" gab ich ehrlich zu "Ich glaube das ist alles gerade etwas viel..."

Er nickte: "Ja geht mir genauso, vielleicht sollten wir eine Nacht drüber schlafen." Diesmal nickte ich. Er half mir hoch und brachte mich zu meinem Zimmer. Als ich mich verabschieden wollte, wusste ich nicht wie, doch Connor nahm mir diese Entscheidung ab und zog mich in eine Umarmung.

Lächelnd verschwand ich in mein Zimmer und schlief lächelnd an. Was war nur mit meinem Leben los? Hoffentlich hatte es nicht zu viel mit mir vor, ich wusste nicht ob ich noch mehr ertragen konnte.




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