Ein paar Sekunden lang starren wir uns einfach nur an und mustern uns gegenseitig angespannt. Ich könnte einfach hinausgehen und ihn hier stehen lassen, aber inzwischen glaube ich, dass er der Einzige ist der mir sagen kann, was hier los ist.
Also warte ich ab bis er schließlich anfängt zu sprechen.
„Ich gehe jetzt mal davon aus, dass die Chancen, dass du freiwillig mitkommst äußerst gering sind. Allerdings hätten wir dieses ganze Theater schon hinter uns, wenn gestern alles nach Plan gelaufen wäre. Aber du musstest ja unbedingt rebellieren!"Bei dem Satz verliere ich eindeutig die Beherrschung.
Spinnt der eigentlich komplett?
„Natürlich, es ist also meine Schuld von dir verfolgt zu werden, weil ich, nachdem du mich ohne ersichtlichen Grund in irgendeinen Keller gesperrt hast, die Frechheit begangen habe einfach abzuhauen? Ich muss schon sagen, das war ja direkt unverschämt von mir. Also nein, die Chancen das ich freiwillig mitkomme sind nicht „äußerst gering", sie sind non existent!"„Das dachte ich mir schon.", erwidert er, von meinem kleinen Ausbruch scheinbar völlig unbeeindruckt.
„Allerdings wissen wir beide, dass ich weder zulassen kann, noch werde, dass hier irgendjemand den Plan sabotiert -besonders wenn du dieser Jemand bist. Wir werden einen zeitlichen Verlust auf Grund deiner Kontrollsucht nicht tolerieren!"„Entschuldige mal? Du kennst mich nicht! Wieso duzen wir uns überhaupt, das ist ja lächerlich! Ich habe keine Ahnung von welchem Plan Sie reden oder was für Wahnvorstellungen Sie haben, ich weiß höchstens, dass Sie völlig verrückt sind.", empöre ich mich und füge noch hinzu: „Wenn Sie mich nun entschuldigen würden? Ich suche die nächste Psychiatrie auf und lasse Sie einweisen -ganz ohne Zeitverlust, aber hoffentlich mit viel Kontrolle!"
Ich dränge mich an ihm vorbei und will gerade die Türe öffnen, da schiebt er sich vor mich und versperrt mir den Weg.„Entweder sind Sie eine ausgesprochen gute Schauspielerin und glauben Sie mir, dann werden Sie das bereuen oder Sie wissen tatsächlich nichts, dann wäre spätestens jetzt der Zeitpunkt es zu sagen."
Auf einmal klingt er wesentlich misstrauischer und wirft einen schnellen Blick hinüber zum Tresen.
Als ich seinem Blick folge bemerke ich, dass dort inzwischen wieder der alte Mann steht und uns belustigt mustert.„Na, na Carl. So langsam solltest du doch gemerkt haben, dass sie von nichts weiß. Es gab wirklich genügend Anzeichen!"
Aha, das Zylinder Mysterium heißt also Carl. „Anscheinend gibt es hier auch noch vernünftige Leute.", sage ich mit einem vielsagenden Blick in seine Richtung.
Ohne darauf einzugehen erwidert er: „Sie haben mir meine Frage noch immer nicht beantwortet. Also? Was. Wissen. Sie?"
Am liebsten würde ich ihn anschreien, dass ich überhaupt nichts mehr weiß und so langsam auch lieber gar nichts mehr wissen würde, weil eine Erfahrung verwirrender oder erschreckender als die Nächste ist, aber ich kann im Moment keinen zusammenhängenden Satz formulieren.Was zu viel ist, ist zu viel.
Wieso hat er schon wieder mit Zeit angefangen?
Oder davon, dass ich es bereuen könnte, weil „wir es nicht zulassen".Erstens: Was bereuen?
Zweitens: Wer sind „Wir"?
Drittens: Was nicht zulassen?„Jetzt reicht es aber! Musst du sie so drängen? Du siehst doch wie fertig sie ist.", mischt sich der Mann erneut ein.
Carl -„Zylinder Mysterium" hat mir besser gefallen- dreht sich um und sagt sichtlich genervt: „Ist ja gut! Dann bleibt sie hier, mit deinen wunderbar diplomatischen Fähigkeiten kannst du ihr ja sicherlich alles erklären, oder vielleicht lieber umgekehrt? Ich bin ja nach wie vor der Meinung sie sollte eine Menge erklären aber bitte, mach wie du denkst! Ich besorg uns was zu Essen."Und weg ist er, bevor ich das Gesagte auch nur annähernd hätte verarbeiten können.
Langsam drehe ich mich zu dem alten Mann um, unsicher was ich jetzt machen soll.
Woher soll ich wissen ob ich ihm vertrauen kann?
Doch er lächelt mir gutmütig zu, verschwindet erneut hinten im Laden und einen Moment später höre ich das Pfeifen eines Wasserkessels.
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Anfang vom Ende der Zeit
Fantasía"Alle Reisen haben eine heimliche Bestimmung, die der Reisende nicht ahnt" -Martin Buber- Alexandra, 16 Jahre alt, wird durch einen schweren Unfall in das 19. Jahrhundert zurück...