In Mauthausen

13 6 3
                                    

Es ist früher Abend, ich sitze auf meinem Bett, wie fast immer wenn ich lese oder schreibe. Ich sollte euch nun von dem Aufenthalt in Mauthausen erzählen. Mittlerweile ist das schon länger als eine Woche her, aber... Ich bin noch immer tiefst... erschüttert. Doch dieses Wort beschreibt nicht meine Gedanken, meine Gefühle und Emotionen. Es ist unbeschreiblich, wie es sich anfühlt, sich an einem Ort zu befinden, an dem unzählige Menschen ermordet wurden. Unschuldige Menschen. Sogar Kinder.
Was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist ein Raum, in dem unzählige Namen standen. Mehrere Tausend. Es waren nicht einmal alle Personen aufgelistet, die in Mauthausen gestorben sind. Von manchen kennt man nicht den Namen. Doch der Raum war groß. Glastafeln, mit kleinen Buchstaben vollgeschrieben. Dieser Raum war der Zeitpunkt, als mir die Tränen kamen. Mir unaufhaltsam die Wangen hinunter liefen. Wie konnte so etwas bloß geschehen sein? Wie war es möglich, dass Menschen so etwas unterstützt hatten? Es noch immer Menschen gibt, die sich Massenmörder wie Hitler als Führer wünschen?
Ich begreife es nicht und werde es auch nie begreifen. Es ist unverständlich für mich, genauso wie für viele andere Menschen auch.
Die Rückfahrt verlief still, alle waren in ihre Gedanken versunken. Als wir unsere Handys wieder bekommen hatten, stöpselte ich mir die Ohren zu, schloss meine Augen und lauschte dem Klang ruhiger Musik. Erst als wir unsere Schule erreichten, öffnete ich meine Augen wieder. Wir verließen den Bus und machten uns auf den Nachhauseweg. Den gewohnten Weg, der mir nun jedoch so anders erschien.

In den folgenden Tagen beschäftigten wir uns in der Schule viel mit diesem Thema. Wir sahen die Verfilmung des Tagebuches der Anne Frank. Den Film haben wir heute beendet. Und am Ende... habe ich es kaum noch geschafft, meine Tränen zu unterdrücken. Falsch, ich habe es nicht geschafft. Genauso wie viele andere aus meiner Klasse auch. Man hat alles miterlebt. Wie sie erwischt wurden, ins KZ eingeliefert. Ihre Haare abrassiert wurden.
Du weißt, dass soetwas passiert ist. Du wusstest das schon. Nicht weinen. Alles gut, Paula., versuchte ich mir einzureden.
Doch es war nicht alles gut. Nichts war gut. Denn das ist die Realität, die vergange Realität. Doch leider kann ich mir nicht sicher sein, dass es auch in der Vergangenheit bleibt. So sehr ich es mir auch wünsche.

An den Grenzen der RealitätWo Geschichten leben. Entdecke jetzt