Teil 9

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Infinit und Jamal hatten ihre Sachen ins Auto geladen, und wir machten uns bereit, loszufahren. Doch ich erinnerte mich plötzlich, dass ich meine eigenen Sachen zu Hause vergessen hatte. Ich wandte mich an Jamal und sagte: "Bitte, ich muss kurz nach Hause, um meine Sachen zu holen." Jamal zögerte kurz, bevor er antwortete. "Bist du sicher? Es könnte gefährlich sein, zurückzugehen."

Ich nickte, auch wenn ich wusste, dass er recht hatte. "Ich brauche nur ein paar Minuten. Ich habe wichtige Dinge dort, die ich nicht zurücklassen kann."Jamal blickte zu Infinit, der auf dem Fahrersitz saß und darauf wartete, dass wir einsteigen. Sie tauschten einen schnellen Blick aus, als ob sie eine stumme Unterhaltung führten. Schließlich nickte Jamal. "In Ordnung, aber wir müssen vorsichtig sein. Infinit, kannst du den Wagen in der Nähe halten, falls wir schnell wegmüssen?"


IInfinit nickte ernst. „Mach schnell, und sei vorsichtig."Jamal und ich stiegen aus dem Auto, und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als wir uns auf den Weg zurück zu meinem Haus machten. Die Straßen waren ruhig, aber die Luft war angespannt. Jeder Schatten, jedes Geräusch ließ mich zusammenzucken. Wir konnten uns nicht lange aufhalten, also eilte ich zum Eingang.Als ich die Tür öffnete, hörte ich Jamal hinter mir. „Ich komme mit dir", sagte er leise. „Ich will nicht, dass du allein gehst."Ich war dankbar für seine Anwesenheit, auch wenn mir bewusst war, dass wir beide ein Risiko eingingen. Die vertrauten Geräusche des Hauses fühlten sich plötzlich fremd an, als ob sie nicht mehr zu dem Leben passten, das ich jetzt führte. Ich ging in mein Zimmer und sammelte hastig meine Sachen ein, versuchte jedoch, keine Spuren zu hinterlassen.Jamal stand in der Tür, seine Augen wachsam, als wäre er auf jede Art von Problemen gefasst. „Hast du alles?" fragte er.


Ich nickte, obwohl ich wusste, dass ich wahrscheinlich etwas vergessen hatte. „Ja, ich bin bereit." Jamal ging vor, während ich mir heimlich meinen Pfefferspray einsteckte. Ich wusste nicht, wem ich wirklich vertrauen konnte und wem nicht.Wir machten uns auf den Weg zurück zum Auto, und mein Herz raste vor Anspannung. Mir war klar, dass dies unser letzter Besuch hier war und dass sich unser Leben grundlegend ändern würde. Doch ich hatte keine andere Wahl, als vorwärtszugehen und zu hoffen, dass wir sicher bleiben würden.


Als wir das Auto erreichten, sah ich mich instinktiv um. Die Stille der Nacht fühlte sich beklemmend an, und ich fragte mich, ob jemand uns beobachtete. Infinit saß im Wagen und wartete, sein Blick wachsam, als ob er jeden Moment zur Abfahrt bereit wäre.Jamal öffnete die Autotür für mich und sagte leise: "Steig ein, wir müssen los." Ich konnte den Ernst in seiner Stimme hören, und das ließ meinen Puls noch schneller schlagen. Ich stieg ein, und Jamal nahm neben mir Platz, sein Gesicht entschlossen. Infinit startete den Motor, und das leise Brummen erfüllte den Wagen. Als wir losfuhren, sah ich zum letzten Mal auf mein Zuhause zurück. Die Lichter im Haus waren dunkel, und es sah aus wie ein verlassenes Gebäude. Der Gedanke, dass ich vielleicht nie mehr zurückkehren würde, ließ mich für einen Moment wehmütig werden. Doch ich wusste, dass unsere Sicherheit wichtiger war, und ich konnte nur hoffen, dass wir eine Chance hatten, dieses Kapitel hinter uns zu lassen."Wir fahren zu einem sicheren Ort," sagte Jamal, während wir durch die Straßen fuhren. "Es wird nicht leicht, aber wir schaffen das. Vertrau mir."


Ich nickte, obwohl mir immer noch tausend Fragen durch den Kopf gingen. Wie lange würden wir uns verstecken müssen? Würde die Polizei uns finden? Und vor allem, waren wir in dieser unsicheren Welt überhaupt sicher? Ich musste darauf vertrauen, dass Jamal wusste, was er tat.Infinit fuhr in den äußeren Stadtteil und hielt vor einem unscheinbaren Gebäude an. "Hier ist es," sagte er leise. "Bleibt wachsam und macht keinen Lärm." Jamal stieg aus und gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen. Die Dunkelheit umgab uns, und ich fühlte mich wie ein Schatten in einer Stadt, die unsichtbare Gefahren barg. Wir betraten das Gebäude durch einen Seiteneingang, und der Geruch von altem Staub und Metall erfüllte die Luft.


"Das wird unser vorübergehendes Versteck sein," sagte Jamal und führte uns durch den dunklen Flur. "Wir müssen hier eine Weile bleiben, bis wir wissen, dass die Luft rein ist."Ich folgte ihm, meine Schritte leise, mein Herzschlag laut in meinen Ohren. Die Welt war anders geworden, unsicher und gefährlich. Doch ich wusste, dass ich stark sein musste, um dieses neue Leben zu bewältigen. Und mit Jamal an meiner Seite fühlte ich mich zumindest nicht ganz allein.


Wir stellten unsere Taschen auf den Boden und schauten uns in dem spärlich beleuchteten Raum um. Die Wände waren kahl, und der Geruch von Staub lag in der Luft. Es war nicht viel, aber es war ein sicherer Ort—zumindest für den Moment.Jamal deutete auf die Balkontür. „Komm, lass uns eine rauchen", sagte er, und ich folgte ihm auf den kleinen Balkon. Die Nacht war kühl, und ich zog Jamals Trainingsjacke enger um mich. Der Lärm der Stadt war gedämpft, fast als ob wir uns in einem abgeschotteten Raum befanden, weit weg von der Unruhe draußen.Jamal zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Seine Augen blickten in die Ferne, als ob er nach Antworten in der Dunkelheit suchte. Ich lehnte mich an das Geländer, und der Rauch der Zigarette wehte leicht um uns herum.„Hast du einen Freund?" fragte Jamal plötzlich, und ich war überrascht über die ungewöhnliche Frage.


„Äh, nein", antwortete ich, leicht verlegen. „Ich habe momentan keine Zeit für sowas." Ich fragte mich, warum er das wissen wollte, und ob es nur eine beiläufige Frage war oder ob er mehr dahinter suchte.Jamal nickte, als ob er die Antwort erwartet hätte. „Ja, das verstehe ich. Manchmal ist das Leben zu kompliziert für Beziehungen."Ich sah zu ihm hinüber und bemerkte, wie er sich in Gedanken verlor. Seine Worte klangen nach Erfahrung, als ob er wusste, wie es war, inmitten des Chaos eine Beziehung zu führen.„Und du?" fragte ich schließlich. „Hast du eine Freundin?"Jamal lachte leise und schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe auch keine Zeit für so etwas. Mein Leben ist... kompliziert."Seine Antwort ließ mich neugierig werden. Was genau machte sein Leben so kompliziert? Ich wollte mehr fragen, aber ich wusste, dass das nicht der richtige Zeitpunkt war. Wir waren hier, um uns zu verstecken, nicht um persönliche Geschichten auszutauschen.„Ja, kompliziert beschreibt es ganz gut", sagte ich, und wir rauchten still weiter, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken. Wir entschieden, dass es Zeit zum Schlafen war. Leider gab es nur ein Doppelbett und ein Sofabett. Ehrlich gesagt wollte ich an einem fremden Ort nicht alleine schlafen, also fragte ich Jamal, ob wir das Doppelbett teilen könnten. Er nickte zustimmend. Ich machte mich bettfertig und legte mich neben Jamal. Doch kaum lag ich da, begann plötzlich eine Panikattacke. Vielleicht lag es daran, dass der Ort fremd und ungewohnt war. Jamal bemerkte meine Panikattacke und zog mich sanft in seine Arme. Er streichelte meinen Haaransatz und sprach beruhigende Worte, seine Stimme leise und warm. Die vertraute Geste half mir, mich zu entspannen, und die Anspannung ließ allmählich nach.Mit der Zeit beruhigte sich mein Atem, und ich spürte, wie ich zur Ruhe kam. Jamals ruhige Präsenz gab mir das Gefühl von Sicherheit, und ich fühlte mich geborgen. Ich schloss die Augen, und langsam schlief ich ein. Doch leider wusste ich nicht was morgen passieren wurde, lieber wären wir bei Jamal geblieben.

Der Junge aus dem KartellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt