Teil 8

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Nach etwa 10 Minuten entschloss ich mich aufzustehen. Ich verließ das Zimmer, und ein köstlicher Geruch kam aus der Küche. Ich ging hinein und sah Jamal am Herd stehen, wie er das Frühstück zubereitete. Warum sah er plötzlich so süß aus? Nein, Nour, was denkst du da? Ich schlug mir leicht gegen den Kopf, um mich zu sammeln. Wir waren immer noch auf der Flucht—dies war nicht die Zeit, um sich zu verlieben.„Guten Morgen, Nourinur!" rief er mit einem breiten Lächeln aus der Küche.


„Hallo? Ich heiße Nour, Jamal! Nicht 'Nourinur'—das geht gar nicht", erwiderte ich mit einem Grinsen. Seine gute Laune war ansteckend, und ich musste zugeben, dass es irgendwie nett war, so freundlich begrüßt zu werden, obwohl unsere Situation alles andere als rosig war.Jamal zuckte mit den Schultern, aber sein Lächeln blieb. „Alles klar, ich habe verstanden. Kein 'Nourinur' mehr. Komm her, ich habe Frühstück gemacht."Ich trat näher und schaute ihm über die Schulter. Pfannkuchen brutzelten in der Pfanne, und der Duft von frischem Kaffee erfüllte die Küche. Ein kleines Gefühl von Normalität machte sich in mir breit, als wäre alles in Ordnung. Aber ich wusste, dass dies nur ein flüchtiger Moment war und wir bald wieder in Bewegung sein müssten.


„Danke, das ist wirklich nett", sagte ich und setzte mich an den Küchentisch. Ich versuchte, meine Gedanken auf das Frühstück zu konzentrieren, aber das Bild von Jamal, wie er am Herd stand, ließ mein Herz ein wenig schneller schlagen. Ich musste mich daran erinnern, dass wir in Gefahr waren und ich nicht zulassen durfte, dass Gefühle alles komplizierter machten. „Kein Problem", sagte Jamal und reichte mir einen Teller. „Ich dachte, wir könnten alle ein bisschen Entspannung gebrauchen." Er setzte sich zu mir, sein Blick immer noch freundlich, und ich konnte nicht anders, als zurückzulächeln. Es war schön, jemanden wie ihn an meiner Seite zu haben, auch wenn ich wusste, dass die Welt draußen unsicher war und wir vorsichtig sein mussten. 


Nachdem ich fertig gegessen hatte, räumte ich den Tisch ab und spülte das Geschirr. Die Normalität dieser Aufgaben half mir, meine Gedanken zu ordnen und für einen Moment zu vergessen, in welcher Lage wir uns befanden.Gerade als ich den letzten Teller in das Abtropfgestell stellte, betrat Infinit die Küche. Sein Gesichtsausdruck war ernst, und er machte keinen Versuch, seine Absichten zu verbergen.„Jamal, wir müssen reden", sagte er knapp und deutete mit dem Kopf in Richtung Wohnzimmer. Jamal nickte und stand auf, wandte sich aber noch einmal an mich, bevor er ging.„Ist alles in Ordnung?" fragte er, sein Blick besorgt. Ich konnte sehen, dass er zwischen der Notwendigkeit, das Gespräch zu führen, und der Sorge um mich hin- und hergerissen war.„Alles gut", antwortete ich und lächelte schwach. „Ich wollte nur fragen, ob ich duschen könnte. Und hast du vielleicht etwas, was ich anziehen kann?"


Jamal nickte schnell und zeigte auf den Flur. „Klar, im Badezimmer findest du alles, was du brauchst. Schau in meinem Kleiderschrank nach, da müsste etwas Passendes für dich dabei sein."Ich dankte ihm und machte mich auf den Weg ins Badezimmer, während Jamal und Infinit das Zimmer verließen, um ihr Gespräch zu führen. Ich hörte ihre gedämpften Stimmen, während ich durch den Flur ging, und fragte mich, worüber sie sprachen. Die Spannung in der Luft war spürbar, und ich wusste, dass diese Momente der Ruhe selten sein würden.Im Badezimmer angekommen, drehte ich die Dusche auf und ließ das heiße Wasser über meine Haut laufen. Die Wärme entspannte meine Muskeln, und ich versuchte, den Stress der letzten Stunden abzuwaschen. Doch in meinem Kopf kreisten die Gedanken unaufhörlich. Was, wenn Infinit unsichtbare Gefahren brachte? Was, wenn Jamals Plan nicht funktionierte? Die Unsicherheit war erdrückend, aber ich musste darauf vertrauen, dass wir einen Weg finden würden.


Ich ging ins Zimmer von Jamal, suchte mir etwas aus seinem Kleiderschrank heraus. Ich zog das T-Shirt und die Jogginghose an und stellte fest, dass sie bequem und überraschend gut geschnitten waren. Die Unsicherheit der letzten Stunden hatte mich erschöpft, und ich war froh, etwas Bequemes gefunden zu haben. Als ich in den Flur zurückkehrte, traf ich auf Jamal, der gerade aus dem Wohnzimmer kam.

Er blickte auf und hielt kurz inne. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Du siehst gut aus", sagte er, sein Blick warm und freundlich. „Meine Sachen stehen dir."Seine Worte waren unerwartet, und ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. Es war seltsam, in einer so angespannten Zeit ein Kompliment zu bekommen, aber es war auch irgendwie angenehm. Jamal hatte eine Art, die Dinge leicht und locker wirken zu lassen, selbst wenn wir inmitten von Chaos und Gefahr waren.„Danke", antwortete ich und versuchte, mein Erröten zu verbergen. „Ich hoffe, ich sehe nicht zu sehr nach dir aus."


Jamal lachte leise. „Keine Sorge, du kannst sie behalten, falls du dich daran gewöhnen willst." Er schien sich über seine eigene Bemerkung zu amüsieren, aber es war klar, dass er es ernst meinte. Ich lächelte zurück, obwohl mein Inneres immer noch von Unsicherheit erfüllt war. Was bedeuteten diese kleinen Momente in einer Welt, die so schnell auseinanderbrechen konnte? Ich war mir nicht sicher, aber Jamals Kompliment und sein Lächeln gaben mir zumindest das Gefühl, dass wir diese Nacht irgendwie überstehen konnten.


„Komm, wir müssen gehen", sagte er, als sein Lächeln verblasste. „Infinit hat einen sicheren Ort gefunden, an dem wir uns eine Weile verstecken können. Wir sollten uns beeilen."Die Realität holte uns schnell wieder ein, und ich wusste, dass die Flucht weitergehen musste. Ich nickte, griff nach der Tasche, die ich mit meinen wenigen Habseligkeiten gepackt hatte, und folgte Jamal aus der Wohnung. Der Moment der Ruhe war vorbei, und wir mussten uns wieder der Gefahr stellen. Aber ich wusste, dass ich nicht allein war, und das gab mir zumindest ein bisschen Mut für den Weg, der vor uns lag.


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Uj Uj Uj, Jamal und Nour kommen sich näher :) 

Der Junge aus dem KartellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt