Kapitel 26

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Ein Monat später

Ich verließ gerade das Treppenhaus auf dem Weg zum Supermarkt und kramte nach meinem Handy, um mich ein bisschen bei Social Media umzusehen. In den letzten Wochen hatten sich so vieles verändert.

Bobby hatte Hunderte von Followern, und Leute die sich für seine Musik interessieren bekommen.

Endlich bekam er die Aufmerksamkeit für seine Musik, die er die ganze Zeit schon verdient hatte.

Das lag sichtlich an der Promotion von Farid, der in den letzten paar Instagram-Storys Bobby erwähnt und gepusht hatte, nachdem sich beide endlich ausgesprochen hatten und auf einen Nenner gekommen waren, wie es mit dem Vertrag weitergehen soll.

Ich las mir die Kommentare zu der neuen Hörprobe von seinem Song „Kriminal Romance" durch, den er endlich fertig gemixt und gemastert hatte.

[Der hat Baba Style🔥]
[Was ein Süßer🤭]
[Für wen er wohl den Song geschrieben hat 🤔]
[Farid hat sich selbst übertroffen]
[Gutaussehend und talentiert 👀]
[Aus dem wird noch was]

Die meisten Kommentare waren positiv, natürlich gab es auch die ein oder anderen Hate-Kommentare, die Bobby, wie ich ihn kenne, komplett ignorieren wird.

Andererseits schrieben viele weibliche Accounts über sein Aussehen oder wie süß doch der Text war. Das kratzte schon etwas an mir. Ich meine, er ist ein gutaussehender Südländer, der dazu noch gut rappen kann, dennoch versuchte ich diese Gefühle zu verdrängen. Bobby gehört nicht mir und wird es auch niemals. Damit habe ich abgeschlossen. Wir sind wie früher nur noch Freunde. Oder das, was von unserer Freundschaft noch da war.

Bobby war nähmlich sehr beschäftigt und verbrachte die meiste Zeit im Studio, um an seinen Songs zu arbeiten.

„Er ist schon seit morgens in der Spielothek
Verzockt sein letztes Geld, was ihm die Mutter gibt
Ich weiß nicht mehr, wohin mich diese Stadt hier trägt
Die letzte Ladung hat den Junkie umgelegt"

Von weitem hörte ich schon Bobbys Stimme, wie er bereits am Rappen war, zwischen dem strahlenden Wetter und den spielenden Kindern auf dem Spielplatz. Ich musste sofort grinsen. Es war schön anzusehen, wie sehr er sich in die Sache hineinhängte und wirklich alles gab, um Erfolg zu haben in dem, was er liebte.

Fröhlich darüber, vergaß ich die Sache mit dem Einkauf und ging auf Bobby zu, der gelassen auf der Bank saß und vertieft in sein Handy war.

„Na, was machst du?" rief ich fröhlich von hinten und ließ Bobby kurz aufschrecken, während ich meinen Kopf über seine Schulter streckte, um auf sein Telefon zu blicken.

Zu meiner Verwunderung sah ich nicht die Notiz-App mit vollgeschriebenen Texten, sondern einen WhatsApp-Chat, der nur mit einem Emoji eingespeichert war.

„Mit wem schreibst du?", überkam mich meine Neugierde, da ich den Bizeps-Emoji nicht entziffern konnte.

„Farid", murmelte er konzentriert und tippte weiter, während ich noch immer geschockt war, dass er so einfach mit Farid Bang auf WhatsApp schrieb wie mit einem alten Kollegen.

„Ja, willst du auch sagen, worum es geht, oder soll ich mir den Chat selber durchlesen?", sprach ich in einem spielerisch ironischem Ton, lächelte breit und legte mein Kinn provozierend auf seine Schulter ab.

Bobby legte seinen Kopf zur Seite und sah mir tief in die Augen. Unsere Nasenspitzen berührten sich sanft, und unsere Atmung vermischte sich miteinander, während wir uns schweigend in die Augen sahen.

„Wenn du mir so nah kommst, verstehe ich das noch falsch", hauchte er, und der warme Luftzug, der sein Mund verließ, streifte meine Lippen.

Und da verloren wir uns wieder in einem Moment der Nähe, was eigentlich nicht so hätte passieren dürfen.

Zum Glück wurden wir durch das erneute Aufklingen von Bobbys Handy unterbrochen. Die Nachricht von Farid brachte uns zurück in die Realität.

Wir lösten unseren Blickkontakt, und Bobby griff schnell nach seinem Handy, um die Benachrichtigung zu überprüfen, während ich mein Kinn anhob und mich stattdessen neben ihn auf die Bank setzte.

„Also erzähl", fing ich erneut an und wies auf das Thema ‚Farid' hin.

Bobby schrieb noch seine Nachricht zu Ende, bevor er mir antwortete: „Ich soll nach Düsseldorf. Er will den ganzen Papierkram und die Summe vom Vorschuss klären", sprach er monoton, als wäre es das Normalste der Welt.

„Er will also, dass du nach Düsseldorf gehst?", hauchte ich verblüfft, während ich meinen Blick in den klaren, hellblauen Himmel richtete, der keine einzige graue Wolke zeigte.

Düsseldorf war zwar nicht allzu weit, aber die Vorstellung, dass Bobby möglicherweise dorthin gehen würde, lies mich schon nachdenken. Was würde das für uns bedeuten? Wie würde sich unser Leben verändern, wenn er wirklich diesen Schritt wagte? All diese Fragen schwirrten durch meinen Kopf, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen und eine angemessene Antwort zu finden. Obwohl sie genau vor meinen Augen war, und ich sie einfach nicht wahr haben wollte.

„Ja, ich weiß, aber ich habe voll Schiss. Nicht, dass der mich abzieht", seufzte er verzweifelt aus und steckte sein Handy kopfschüttelnd ein.

„Ach komm, was für Schiss? Das sind nur Papiere. Eine Unterschrift und fertig. Farid wird schon nichts machen", lächelte ich breit und hoffte, ihm damit die Angst nehmen zu können.

„Wenn du meinst... Dann komm doch mit", sprach er plötzlich laut und voller Elan, während sich seine Körperhaltung, die zuvor noch schlaff und gelassen gewirkt hatte, plötzlich aus dem Nichts heraus streckte.

Seine Frage überraschte mich. Die Vorstellung, mit Bobby nach Düsseldorf zu gehen, war aufregend. Es wäre das erste Mal, dass ich Bergheim verlassen würde.

Doch sein Enthusiasmus und die Art, wie er es sagte, ließen mich zögern. Es ist nicht richtig... Ich kann nicht für immer immer an seiner Seite bleiben.

„Es wäre besser, wenn ich hier bleibe. Ich will mich die Tage bei der Uni einschreiben", sprach ich weiterhin mit einem Lächeln, obwohl ich wusste, was für eine Auswirkung meine Worte hatten.

„Okay...", hauchte Bobby leicht enttäuscht, was mein Herz zerbrach. Jedoch ist es besser so. Besser für uns beide.

„Ich muss dann auch weiter. Hab meiner Mutter versprochen, dass ich einkaufen gehe," sagte ich, bemüht, meine Stimme fest zu halten. Dieser Abschied fühlte sich unangenehm an, und Bobby wusste ebenso wenig, wie er reagieren sollte. Er nickte nur kurz, und ich wandte mich von ihm ab, während ich spürte wie sein Blick auf meinem Rücken zu brennen begann.

 Er nickte nur kurz, und ich wandte mich von ihm ab, während ich spürte wie sein Blick auf meinem Rücken zu brennen begann

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Bergheimer liebe | Bobby VandammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt