Irma zieht lachend ihren Arm aus der Umklammerung ihrer besten Freundin. "Ich sagte dir doch, es geht mir prima." Ronja schiebt ihre Brauen zusammen und rümpft die Nase.
"Klar. Hab ich gesehen. Bist umgekippt wie ein Strohhalm im Wind."
Die Rothaarige will nach ihrer Tasche greifen, doch Ronja verweigert ihr ihren Besitz. "Wie ein Strohhalm?" Ronja nickt. "Allerdings. Kurz dachte ich du verreckst."
"Na danke."Die Ältere der beiden wirft Irmas Tasche über ihre Schulter, um einen Gewichtsausgleich zu schaffen und nicht zur Seite um zu kippen. "Aber mal ehrlich. Was war das? Bist rum gelaufen wie ein Zombie und dann bumm, Stecker gezogen und weg." Irma erinnert sich nicht an derartiges. Nur an diese Frau und das Aufwachen im Sekretariat. "Vielleicht bin ich geschlafwandeld", überlegt sie. "Muss", bestätigt Ronja ihre Vermutung.
"Passen würde es."
Ein weißer Blitz huscht über die gepflasterte Straße und die Köpfe der Mädchen schießen hinterher. "Milkyway hat es aber eilig", stellt Ronja fest und geht mit großen Schritten auf die Haustür zu. "Hast du ein Schlüssel." Irma schüttelt den Kopf."Ist offen." Also drückt das Mädchen die Tür und tatsächlich öffnet sie sich ohne Widerstand. Beim Betreten werden die Freundinnen von einem maschinellen Geräusch begrüßt. Irma geht vor und Ronja hinterher. Sie öffnet eine rot gestrichene Tür und dahinter sitzt ihre Mutter an der Nähmaschine und dreht sich zu ihrer Tochter.
"Deine Schule hat schon angerufen. Wie geht es dir jetzt?" Irma macht eine abwinkende Bewegung. "Prima, ehrlich." Ihre Mutter macht ein undeutbares Gesicht. "Ruhe dich trotzdem noch aus." Ihr Blick wandert zu Ronja. "Danke, dass du meinen Sturkopf nach Hause begleites hast."
Ronja harkt sich bei Irma unter. "'Türlich.""Das Buch ist der Hammer! Und das konnte man sich ernsthaft ausleihen?"
Die Mädchen liegen auf Irmas Bett über dem sonderbaren Buch und einer Schüssel Schokobonbons neben sich. "Ja seltsam, nicht?""Und die Widmung erst." Irma lutscht einen Bonbon und blättert um. Mit vollem Mund nuschelt sie, "und diese Seiten hier. Seltsam." Sie schnippt das Bonbonpapier auf die Erde. Ronja tut es ihr gleich.
Die roten Seiten liegen offen vor den Mädchen wie ein aufgeschnittener Kadaver. Keine Buchstaben noch Zeichnungen befindet sich auf der Doppelseite. Ronja legt ihren Kopf in die Hände und betrachtet das unebenmäßige Rot. Manche Stellen sind eher hell, andere dunkler. Im großen und ganzen könnte man es als recht fleckig bezeichnen. Nicht ebenmäßig, wie bei einem modernen Verlagsbuch.
Ronja kratzt an der vermeintlichen Farbe.
"Irgendwie krustig", sagt sie an Irma gewandt, die ihr Gesicht verzieht und schnell weiter blättert. "Vielleicht ja Blut", überlegt sie laut.Ronja nickt. Vielleicht ist es das wirklich. Sie starrt auf auf die Schrift. "Das ist echt unmöglich zu lesen."
"Nun, schwierig ist es auf jeden Fall, aber durchaus möglich." Sie blättert weiter und was die Mädchen auf der nächsten Seite erwartet, lässt sie zu Eis erstarren.
Irma starrt auf die Zeichnung, zu Ronja, der gleichermaßen alles aus dem Gesicht gefallen ist, und zurück zur Zeichnung."Ist das...", setzt Ronja zu einer Frage an. Irma beendet diese mit einer Antwort. "...das Symbol, was überall in der Stadt verteilt ist? Allerdings. Die Hand mit dem Schlüssel."

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Bad Apples (girlxgirl)
FantasyZwei Freundinnen entdecken die alte Magie ihrer Heimatstadt wieder und wie die Magie zum Leben erwacht und weiter wächst, so verstärken sich auch die Gefühle zwischen den Mädchen, bis das Wort Freundschaft zu klein für die beiden wird. Ausschnitt: "...