Wiedersehen

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„Mach's gut und richte allen ganz liebe Grüße von mir aus! Ach, und viel Spaß mit deinem Sonnenschein", ich konnte das Zwinkern fast schon durch das Handy hören, so gut kannte ich Lynn mittlerweile. „Du auch. Mach ich und halt die Klappe", antwortete ich lachend meiner besten Freundin und beendete dann das Gespräch mit ihr. Meine Tasche hatte ich schon gestern gepackt, damit ich heute nur noch ins Auto steigen musste und losfahren konnte. Heute beginnt unser einwöchiges Trainingscamp in Herzogenaurach mit der Natio. Ich freue mich schon riesig darauf die Mädels endlich wieder zu sehen. Auch wenn die Zeit dort immer, wie im Flug vergeht sind das mit die schönsten Tage im ganzen Jahr. Wir haben keine Spiele, keine Interviews, keine öffentlichen Auftritte, einfach nur ein ganz entspanntes Trainingslager mit der Mannschaft.

Worauf ich mich aber am aller meisten freue, ist mein Sonnenschein. Ich habe sie schon viel zu lange nicht mehr gesehen, geschweige denn Zeit nur mit ihr verbracht. Wir telefonieren zwar sehr oft und sehen uns ab und zu bei Spielen, aber das ist nicht das gleiche.

Ich schnappe mir meine gepackte Tasche, verlasse die Wohnung und mache mich mit meinem Auto auf den Weg zum Treffpunkt. Wir aus Wolfsburg fahren nämlich alle gemeinsam ins Camp.

Nach fast fünf Stunden Fahrt kommen wir endlich in Herzogenaurach an. Unsere Koffer und Taschen stellen wir alle in einen Schulungsraum direkt am Campuseingang. Laura hat nämlich in die Gruppe geschrieben, dass alle am See sind und da wollen wir natürlich direkt vorbeischauen und sie begrüßen. Jule und Obi rennen schon ausgelassen Hand in Hand auf den See zu. Die beiden sind wirklich perfekt füreinander. Zum Glück haben sie das schon vor einem Jahr bemerkt und sind seitdem unzertrennlich. Auch ich kann es jetzt nicht mehr abwarten und laufe den beiden hinterher, renne über den Steg bis ganz nach hinten und hechte mit samt Klamotten ins Wasser. Als ich wieder über der Wasseroberfläche bin, sehe ich auch schon Laura und Syd auf mich zuschwimmen und tue es ihnen gleich, bis wir uns alle drei in den Armen halten. Ich habe die beiden echt vermisst, sie gehören zu meinen besten Freunden und können mir immer ein Lachen ins Gesicht zaubern. Inzwischen sind auch die anderen Wolfsburgerinnen bei uns, so dass wir uns nun alle im Wasser begrüßen und drücken. Nachdem ich alle einmal umarmt habe und kurz ein paar Sätze gewechselt habe, kann ich nicht mehr ignorieren, dass mein Sonnenschein nicht hier ist. Ist sie etwa verletzt und konnte deswegen nicht mitkommen? Nein, das hätte ich bestimmt mitbekommen oder sie hätte es mir selber gesagt. Vielleicht kommt sie ja auch erst später, schließlich fehlen von den anderen auch noch ein paar. „Weißt...", möchte ich gerade Syd fragen, ob sie etwas Näheres über den Verbleib meines Sonnenscheins weiß, da werde ich auch schon unterbrochen. „Sie ist schon mal in euer Zimmer, weil sie Bauchschmerzen hatte." „Oh, danke!", gebe ich etwas verlegen zurück und schwimme direkt zum Steg.

Auf dem Weg zurück zum Campus ringe ich noch etwas meine tropfnassen Klamotten aus und mache mir einen neuen Zopf. Aus dem Schulungsraum nehme ich meine Tasche, folge dann den Schildern Richtung „Zimmer DFB-Frauen" und bleibe schließlich vor dem Zimmer „Bühl + Y/l/n" stehen. Ich lasse meine Tasche einfach auf den Boden fallen und stürme ins Zimmer, wo Klara mit ihrem Handy auf einem Sessel sitzt. „y/n!", ruft Klara freudestrahlend und springt auf mich zu. „Endlich habe ich meinen Sonnenschein wieder!", sage ich in ihre Halsbeuge, während wir uns ganz fest aneinanderdrücken. „Ich hab dich so vermisst", gesteht Klara mir nuschelnd. Und da sind sie wieder die ganzen Schmetterlinge in meinem Bauch. Jedes Mal, wenn sie mich berührt oder mit ihren wunderschönen strahlenden Augen ansieht, könnte ich durchdrehen. Ihr Grinsen bedeutet mir einfach die Welt und ist auch der Grund, warum ich sie immer meinen Sonnenschein nenne. Außerdem wird Klara dabei immer rot und etwas verlegen, was sie noch süßer macht als sie eh schon ist. Als ich meine Augen wieder öffne und mich langsam aus ihren Armen löse, fällt mein Blick auf den Sessel. Klara hat ihr Handy eben einfach fallen lassen, sobald sie mich gesehen hat. Ich muss grinsen, als ich sehe, dass sie sich meine Bilder angeschaut hat, die ich vor einer Woche aus dem Whirlpool gepostet habe. „Wer schaut sich denn da meine superheißen Bikinibilder an?", ziehe ich sie direkt damit auf, um sie ein wenig zu ärgern und gleichzeitig kann ich so den Fakt, dass mich das gerade ganz schön anturned etwas überspielen. Am liebsten würde ich sie jetzt einfach nur gegen die Wand drücken und küssen. „Ha ha ha", sagt sie peinlich berührt und schlägt mir leicht gegen den Oberarm.

SonnenscheinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt