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Er hatte den Hype um Louis Tomlinson nie so recht verstanden.

Sicher, seine Musik war nicht schlecht und er hört sich seine Lieder in mehr oder weniger freiwilliger Regelmäßigkeit an, da seine Tochter eine mittelschwere Obsession für den britischen Sänger entwickelt hatte, doch war er etwas so besonderes?

Milly war verrückt nach Louis Tomlinson.

Seitdem Harrys beste Freundin Lilia letztes Jahr auf einem Konzert des Sängers gewesen war und sie seine Tochter nach einem Sleepover bei ihr über Nacht regelrecht in einen kreischenden Fan verwandelt hatte, war der Brite alles, was Harry diese Tage noch hörte. Louis Tomlinson hier, Louis Tomlinson da, Louis Tomlinson hat einen neuen Song, Louis Tomlinson hat sich einen Welpen gekauft, Louis Tomlinson hat einen Haufen in die Ecke gesetzt, schön.

Doch welchen Satz er mit Abstand am häufigsten gehört hatte, war: „Papa, Louis Tomlinson kommt auf Tour!"

Harry war kein Rabenvater, genauer gesagt eher das komplette Gegenteil. Seitdem er damals von diesem kleinen Wunder erfahren hatte – welches durch einen unglücklichen Ausrutscher, den er jedoch keinesfalls bereute, entstanden war –, hatte er sich fest vorgenommen, seinem Kind das beste Leben zu bieten, was es haben konnte.

Millys Kindheit war kein Paradebeispiel für eine Bilderbuchfamilie, da Harry sie als alleinerziehender Vater großzog, doch er mochte trotzdem gerne behaupten, dass sie jeden Tag zu einer besseren Version ihrer selbst heranwuchs und er einen gewissen Teil dazu beisteuerte.

Millys leibliche Mutter Liza, eine junge Dame, die Harry damals in einer exzessiven Partynacht auf einer Dorfkirmes kennengelernt hatte und mit ihr im Bett gelandet war, hatte sofort das Wort Abtreibung in den Raum geworfen, nachdem sie von ihrer Schwangerschaft erfahren und ihm glücklicherweise davon erzählte hatte.

Harry war aus allen Wolken gefallen, da er eine sofortige Verantwortung gegenüber diesem unschuldigen Lebewesen verspürt hatte, welches nichts für den vermeintlichen Fehler seiner Eltern konnte und später - zumindest für den Vater - zum größten Glück seiner Welt werden sollte.

Harry konnte Liza nach etlichen langen Nächten und Gesprächen, in denen er all seine Überredungskünste an den Tag legte, davon überzeugen, das Kind für ihn auszutragen. Harry rechnete es ihr noch immer hoch an, dass sie ihm diesen Gefallen getan hatte, bevor sie für immer aus ihrer beider Leben verschwand, um sich der Erkundung der großen weiten Welt zu widmen, die sie alleine bereisen wollte.

Die erste Zeit war hart, ziemlich hart und ohne seine Familie und seine Freunde, die ihm tatkräftig unter die Arme griffen, damit er neben der Erziehung seiner Tochter auch noch den Haushalt und die Landwirtschaft seines Hofes stemmen konnte, wäre seine Existenz zugrunde gegangen und er wahrscheinlich mitten in eine Depression abgerutscht.

Doch sie arbeiteten einen Plan aus: Harrys Mutter zog für ein ganzes Jahr bei ihm ein, da der Hof genügend Platz bot und übernahm die Betreuung der kleinen Milly, als die Zeiten der Aussaat oder der Gemüseernte anstanden. Lilia versorgte sie regelmäßig mit selbstgekochtem Essen und übernahm ihre Wocheneinkäufe und Harrys beiden besten Freunde Niall und Liam halfen ihm nach Feierabend und am Wochenende auf dem Land.

Ohne die vielen helfenden Hände wäre er aufgeschmissen gewesen und er war ihnen unendlich dankbar für all die Opfer, die sie für ihn und seine Tochter gebracht hatten.

Jetzt wo Milly kurz vor ihrem 6. Geburtstag stand, konnte er behaupten, dass sie ein eingespieltes Team waren und er alles unter Kontrolle hatte. Sicher gab es Zeiten, in denen er nachts weinend im Bett lag und sich wünschte, dass alles anders gekommen wäre, Milly eine intakte Familie hätte – zwei Elternteile, die ihr ihre bedingungslose Liebe schenkten – und er jemanden an seiner Seite hätte, der diese Lücke in seinem Leben füllte, welche genau in diesen dunklen Momenten der Einsamkeit aufklaffte, doch im Grunde war er glücklich.

Bereits nächsten Monat startete für Milly die Grundschule, sodass sich Harry, bis sie mittags wieder nach Hause käme, vollends seiner Tätigkeit als Gemüse-Landwirt widmen konnte. Und abends, wenn sie bereits im Land der fantasievollsten Träume versunken war, sie all ihre Schulaufgaben gemeinsam gelöst hätten, ausreichend Zeit miteinander verbracht und Abenteuer erlebt hätten, könnte er sich seinem eigenen Traum widmen.

Dem erweiterten Ausbau seines Hofes und der Integration seiner Gemüsesorten und -produkte in den Bio-Handel und überregionale Supermärkte.

Jetzt jedoch stand Harry aber erst einmal inmitten Birminghams, mit einer Horde Teenie-Mädchen vor sich – die scheinbar leider das gleiche Ziel ihres Aufenthalts verfolgten, wie er – seiner Tochter an der Hand, die von all dem noch nichts wusste, da er sie erst gleich damit überraschte und zwei Konzerttickets für einen Sänger in der Tasche, dessen großes Aufsehen er noch nicht nachvollziehen konnte.

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Ob Harry seine Meinung wohl ändert, wenn er erstmal auf einem Louis Tomlinson Konzert gewesen ist? Ich will ja nicht aus Erfahrung sprechen, but ... maybeeee?

Dankeschön, dass ihr die Geschichte schon jetzt so gut annehmt! Ich freue mich wirklich darauf. Ganz viel Liebe an euch ♥️ -Sarah

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