Spaziergang

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Noch immer aufgewühlt von der Begegnung mit Sir Edmund, setzte ich meinen Spaziergang durch den Hyde Park fort. Plötzlich hörte ich Hilferufe und sah in der Ferne eine Gruppe von Männern, die eine verzweifelt wirkende Frau bedrängten. Ohne zu zögern eilte ich herbei.

"Lasst sie in Ruhe!" rief ich entschlossen und stellte mich zwischen die Männer und die Frau.

Die Männer lachten nur höhnisch. "Was willst du denn machen, Kleine?" sagte einer von ihnen und wollte mich am Handgelenk packen, schnell wich ich seinen Griff aus und verpasste ihm eine, das ist einer der Tricks die mein Vater mir beigebracht hatte.

Bevor die Situation weiter eskalieren konnte, hörte ich eine vertraute Stimme. "Ist hier alles in Ordnung?" Der Herzog von Hastings trat aus den Schatten und stellte sich an meine Seite.

Wütend blickten die Männer zum Herzog und dann zu mir "Das wird ein Nachspiel haben ,kleine!" Sprach einer der Männer zu mir, ehe sie sich aus dem Staub machten. "Ich danke Ihnen" sagte die junge Frau zitternd und wandte sich dann schnell ab, um das Weite zu suchen.

"Das war beeindruckend" sagte Simon, seine Augen funkelten vor Bewunderung. "Sie sind wirklich eine außergewöhnliche Frau, Miss García."

"Danke, Herzog" antwortete ich und spürte, wie meine Wangen vor Stolz und Erleichterung glühten. "Ich konnte nicht einfach zusehen."

"Das zeigt nur, wie mutig und stark Sie sind" sagte er sanft. "Ich würde gerne mehr über Sie erfahren, wenn Sie erlauben."

Mit einem Lächeln und einem dankbaren Blick auf meinen unerwarteten Verbündeten stimmte ich zu. "Gerne, Herzog. Vielleicht können wir unseren Spaziergang fortsetzen und dabei reden."

"Liebend gerne, aber bitte, nennt mich doch Simon" "Wenn ihr Gestattet, dann bin ich absofort Sofia für euch" lächelnd machte ich einen kleinen Hofknicks, der Herzog bot mir seinen Arm an und somit hackte ich mich bei ihm ein. So gingen wir gemeinsam weiter durch den Park, und ich spürte, dass dies der Beginn von etwas Neuem und Bedeutungsvollem sein könnte.

"Habt ihr Lady Whistledown's Artikel gelesen?" Fragte ich vorsichtig. "Ja, aber ich halte nicht viel von dieser Frau, da sie meistens nur Gerüchte verbreitet. Wahrscheinlich beschattet sie uns gerade und wird das auch noch in einen ihrer Artikel verfassen." Lachte Simon, ein kleines kichern entfuhr mir "ja vermutlich haben Sie recht, doch sie schrieb auch darüber das ihr ein Herzensbrecher seid und über eine Lady Bridgerton" neugierig blickte ich in Simons Augen, um seine Reaktion zu lesen.

"Daphne hat sich für den Prinzen entschieden, ob das mich zum Herzensbrecher macht? Wohl kaum" lachte er und mein Mund formte sich zu einem kleinen Lächeln. "In der letzten Saison, habe ich tatsächlich nicht viel von Heirat gehalten, dieses Jahr ist es ein wenig anders ich würde mich schon Vermählen, jedoch kann ich euch keine Kinder schenken und wer möchte schon Heiraten aber keine Familie" erklärte er mir.

Nachdenklich nickte ich, das Thema kinder zu kriegen, spielte bei mir nie eine Rolle. Ich hatte schon immer Angst vor dem Gebären, weswegen ich einem Kind immer freudig aus dem Weg ging.
"Es gibt bestimmt viele Frauen, die keine Kinder möchten, ich z.b habe Angst vorm Gebären, weswegen ich auf Kinder verzichten könnte. Aber da bin ich gewiss nicht die einzige Frau." Erklärte ich. "Nein, gewiss nicht" lachte Simon.

"Darf ich Fragen, über welchen Unfall Lady Whistledown berichtet hat?" Nervös spielte ich mit meinen Fingern. "Meine Eltern hatten einen kleinen Streit mit jemandem von Spanien, um diesen zu klären sind sie extra nach Spanien gereißt. Mich haben sie Zuhause gelassen, zur Sicherheit. Ich wartete und wartete, aber nichts. Irgendwann nach zwei Monaten gab ich die Hoffnung auf das sie jemals zurückkommen würden und dann eine Woche später, ein Brief. In diesem Stand das meine Eltern tragödischerweise Ermordet wurden" frustriert blickte ich zu Boden, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.

"Es tut mir Leid, ich hätte nicht Fragen sollen" "Nein, es ist in Ordnung, dank Whistledown wird mich diese Frage wohl nun verfolgen" erklärte ich und wischte mir die kleine Träne weg. "Wir sollten langsam mal umkehren, nicht das sich Will und Alice noch sorgen werden" lachte ich.

Simon nickte verständnisvoll und wir kehrten auf dem gleichen Weg zurück, den wir gekommen waren. Der Park war nun ein wenig belebter, aber die Menschenmassen schienen mir weniger bedrückend, als ich mich in Simons angenehmer Gesellschaft befand. Sein ruhiges, unterstützendes Wesen half mir, den Schmerz und die Erinnerungen an meine Eltern etwas zu mildern.

"Will und Alice sind wirklich wunderbare Freunde" sagte Simon nach einer Weile. "Es ist gut zu wissen, dass ihr euch auf sie verlassen könnt."

"Ja, das stimmt" antwortete ich und lächelte bei dem Gedanken an ihre unverbrüchliche Freundschaft. "Sie haben mir in einer Zeit der Dunkelheit sehr geholfen."

"Und jetzt, da ihr in London seid, gibt es viele Möglichkeiten, neue Erinnerungen und Freundschaften zu schaffen" fügte Simon hinzu und sein Blick war warm und einladend.

"Das hoffe ich" sagte ich. "Es ist seltsam, wieder hier zu sein, aber ich möchte nach vorne schauen und das Beste aus dieser neuen Phase meines Lebens machen."

Simon lächelte, und ich konnte spüren, dass er meine Worte verstand. Wir schlenderten weiter durch den Park und als wir schließlich das Haus von Will und Alice erreichten, hielt er inne und wandte sich mir zu.

"Sofia, ich hoffe, dass dies nicht das letzte Mal war, dass wir gemeinsam spazieren gehen" sagte er mit einem leichten Lächeln. "Es hat mir viel Freude bereitet."

"Auch mir, Simon" antwortete ich ehrlich. "Es war schön, mit jemandem zu sprechen, der mich versteht."

"Dann hoffe ich, dass wir bald wieder Gelegenheit dazu haben
sagte er und verbeugte sich leicht. "Habt einen schönen Tag, Sofia."

"Das wünsche ich euch auch, Simon" erwiderte ich und beobachtete, wie er sich entfernte, bevor ich das Haus betrat.

Drinnen erwarteten mich Alice und Will mit besorgten Blicken. "Ist alles in Ordnung?" fragte Alice sofort, als sie meinen leicht geröteten Gesichtsausdruck sah.

"Ja, alles ist gut" sagte ich beruhigend und setzte mich auf die Couch. "Ich hatte eine unerwartete, aber sehr angenehme Begegnung im Park."

"Oh? Mit wem?" fragte Will neugierig.

"Mit Simon Basset" antwortete ich und sah, wie Alices Augen aufleuchteten.

"Der Herzog von Hastings?" fragte sie mit einem wissenden Lächeln.

"Ja, genau der" sagte ich und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. "Er ist wirklich ein faszinierender Mann."

"Das ist er," stimmte Will zu. "Aber pass auf, Sofia. Die Gesellschaft kann grausam sein und Gerüchte verbreiten sich schnell."

"Ich weiß" sagte ich seufzend. "Aber ich lasse mich nicht von Gerüchten leiten. Simon ist anders. Und vielleicht... vielleicht kann ich ihm vertrauen."

"Das hoffe ich auch" sagte Alice sanft und legte eine Hand auf meine Schulter. "Wir sind immer für dich da, egal was passiert."

Ich lächelte dankbar und lehnte mich zurück. Es war beruhigend zu wissen, dass ich Freunde hatte, die mich unterstützten, egal was kam. Und während ich über die Ereignisse des Morgens nachdachte, fühlte ich, dass dies der Beginn von etwas Neuem und vielversprechendem war.

A World begins - Simon Basset Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt