Als der Beitrag hochgeladen war, beschloss ich erst einmal, dass ich Kaffee brauchte. Viel Kaffee. Also nahm ich Wohnungsschlüssel und Longboard und machte mich auf den Weg zum Starbucks drei Querstraßen weiter. Warum? Weil ich es konnte. Und weil unsere Kaffeemaschine dank meiner stümperhaften Unfähigkeit in jeglicher Küchenarbeit nun schon seit drei Tagen kaputt war. „Einen Cappuccino", orderte ich bei der Klischeeblondine am Ende der Schlange. Gleich darauf bekam ich einen Pappbecher in die Hand gedrückt, ehe sich die Tuss... äh, das Mädchen dem nächsten Kunden widmete. Lebensfroher übrigens, was mich darauf schließen ließ, dass ein Mann hinter mir stand. „Jonas", sagte eine angenehme Stimme. Unauffällig musterte ich den Kerl. Er war groß, aber nicht zu groß, geschätzt 1.85. Das weiße Brilliant-Shirt zeigte zwar, dass er relativ dünn war, betonte jedoch die Muskeln an den Armen und dem Bauch. (Und eins könnt ihr mir glauben: Er hatte definitiv Muskeln). Die blonden Haare fielen ihm in die Stirn, und grün-blaue Augen musterten die Blondine vor ihm. Jedoch nicht interessiert, sondern eher abgeneigt. Dann fiel sein Blick auf mich, und ich versteckte meine Augen schnell hinter meinen feuerroten Haaren. Die übrigens nicht gefärbt waren. Doch sogar durch diese Sichtblockade erkannte ich, dass der junge Mann durchaus attraktiv war. Und ich konnte sehen, dass er mich von oben bis unten musterte, was mir dezent unangenehm war. Ich wusste selbst nicht, wohin mein eigentliches Selbstbewusstsein geflohen war, aber ich hasste diesen Ort. Normalerweise ließ es mich nicht einfach so im Stich, besonders nicht in der Gegenwart eines attraktiven Typens, der mich auch noch genauestens musterte. Dementsprechend erfreut war ich, als ich endlich an die Kasse kam, meinen Becher abgab und bezahlte. Dankbar nahm ich meinen Kaffee entgegen und wollte gerade gehen, als ich frontal gegen jemanden lief. Erstaunlicherweise blieb mein Getränk in dem Becher. Gott sei Dank. „'Tschuldigung", nuschelte ich, als ich Jonas (?) wiedererkannte. Ein schiefes Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. „Jonas", stellte er sich vor. „Esmeralda", erwiderte ich und griff nach seiner Hand, die angenehm kühl war, selbst jetzt im Hochsommer. „Esmeralda. Der Name gefällt mir. Heißt nicht die Freundin des Glöckners von Notre Dame so? Die, in der der Typ verliebt war?" „Korrekt", bestätigte ich. Zumindest in der Zeichentrick Version war es so, und die hatte ich mit meinen Brüdern so oft angeguckt, dass ich sie nun auswendig kannte. Dennoch zuckte ich immer, wenn mein Name fiel, zusammen. „Ich mag den Film", meinte Jonas, der inzwischen seinen Latte Macchiato in der Hand hielt. Ich grinste lediglich in mich hinein. An meinem siebten Tag in Köln war ich direkt in einen attraktiven Mann hineingelaufen, das war doch schon mal was. Zugegeben, man konnte es als meinen zweiten Tag in Köln betrachten, da ich erst zwei Mal das Haus verlassen hatte. Einmal, weil die Schokolade alle war und einmal, weil die Kaffeemaschine kaputt war. Beides tragisch.„Du siehst nicht so aus, als würdest du von hier kommen", bemerkte Jonas, nachdem ich seine Aussage bestätigt hatte. „Ich bin erst kürzlich hierher gezogen." „Warum zieht jemand freiwillig in eine Chaosstadt wie Köln?" Überrascht sah ich ihn an. Ich hatte noch nie erlebt, dass jemand Köln als Chaosstadt bezeichnet hatte. Weder David, noch Mika hatten je etwas Derartiges gesagt, und dabei konnte Mika ihre Meinung grundsätzlich nie zurückhalten, nicht einmal die über die Stadt, in der sie lebte. Und Miriam hatte ich noch gar nicht gesprochen, die war noch in Berlin, sollte aber demnächst ankommen. „Erde an Esmeralda?" Eine Hand tauchte in meinem Sichtfeld auf. „Nenn mich Esme", murmelte ich mehr zu mir als zu Jonas. Doch er schien mich verstanden zu haben: „Gut, Esme. Du hast meine Frage nicht beantwortet." „Ich bin zu meinen Freunden gezogen." So einfach war das. Jonas sah auf die Uhr und fluchte: „Scheiße! Hey, ähm, ich muss gleich los. Kann ich deine Nummer haben, damit ich dich nachher anschreiben kann?" Da ich das Ganze nicht für einen Anmachspruch hielt, willigte ich ein, und keine fünf Minuten später befand sich meine Nummer in Jonas' Kontakten. Gleich darauf hetzte er in die Richtung meiner Wohnung. Unbewusst sah ich ihm hinterher. Ich mochte ihn, dabei hatte ich nur kurz mit ihm gesprochen. Er wirkte sympathisch. Nachdem er hinter der nächsten Ecke verschwunden war, wachte ich aus meiner Starre auf und begab mich in einen Supermarkt, der nicht unweit der WG lag. Mit Kopfhörern in den Ohren stand ich also vor dem Schokoladenregal und konnte mich einfach nicht entscheiden, ob ich lieber Oreo- oder doch Vollmilchschokolade haben wollte. Die Nougattafel hatte ich nämlich schon gestern verputzt. „Dir, holde Maid, bin ich ein Schutzengel im Wolkenreich. Wenn du jemand anderen fickst, dann werd ich eher Poltergeist", sang Alligatoah, als ich mich dann doch für die Oreoschoko und eine Packung Doppelkekse entschieden hatte. „Das macht dann drei Euro und fünfundneunzig Cent", hörte ich durch die Kopfhörer. Scheiße, war das teuer hier. Zwei Euro Fünfzig für die Milkaschokolade und einen Euro fünfundvierzig für Doppelkekse. Wenn das so weiterging, musste ich mir neben meinem Blog-Werbungs-Geld eine weitere finanzielle Quelle suchen. Nicht, dass ich mit meinem Blog schlecht verdiente, nein, er lief sogar verdammt gut. Aber ich war nun mal Schokoladeaddicted, und diese Sucht musste halt befriedigt werden. Wie hieß es so schon? Die Schokolade – Dein Freund und Helfer.
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Eins habe ich vergessen: Falls sich eine Person hierher verirrt, die irgendwas Ernstes mit YouTube am Laufen hat: Es tut mir wahnsinnig Leid.
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Abgespaced - Taddl FF
FanfictionEsmeralda ist 19 und eine durchaus erfolgreiche Bloggerin. Als sie nach Köln zieht um dort zu studieren, kann sie nicht ahnen, dass sie direkt in die Arme eines YouTubers stolpern wird, der sie nach und nach mit seinen 'Kollegen' bekannt macht. Unte...