8. Der Einbruch

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Die Nacht war schwarz wie Tinte, als Ylva, Kael und Liora sich durch den Geheimgang in den Palast schlichen. Jeder Schritt war sorgfältig geplant, jede Bewegung bedacht. Sie hatten stundenlang die Karten studiert und die besten Routen eingeprägt. Doch die Spannung war fast greifbar, und Ylva spürte, wie ihr Herz in ihrer Brust hämmerte.

Ein Geheimgang führte sie tief in den Palast hinein. Kael ging voraus, seine Schritte waren leicht und leise. Ylva folgte ihm dicht auf den Fersen, während Liora die Nachhut bildete. Sie waren ein eingespieltes Team, jeder wusste, was er zu tun hatte.

Plötzlich hörten sie Schritte vor sich. Sie pressten sich an die Wände, die Luft angehalten. Eine Gruppe von Wachen patrouillierte den Gang entlang, ihre Stimmen hallten in der Stille wider. Ylva spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten, bereit, jeden Moment zu reagieren. Doch die Wachen zogen vorbei, ohne sie zu bemerken.

„Wir sind fast da", flüsterte Kael, als sie sich wieder in Bewegung setzten. „Noch ein paar Meter, dann sollten wir den Hauptsaal erreichen."

Doch als sie den nächsten Gang erreichten, spürte Ylva, dass etwas nicht stimmte. Die Luft war kälter, und ein unheilvolles Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Sie sah Kael an, der ebenfalls angespannt wirkte.

Plötzlich öffneten sich die Türen vor ihnen, und Wachen strömten herein. „Verrat!" schrie Kael, als sie realisierten, dass sie in eine Falle getappt waren. Die Wachen hatten ihre Position genau gekannt. Jemand hatte sie verraten.

„Trennt euch!" rief Ylva, als die Wachen näher kamen. „Wir treffen uns am vereinbarten Treffpunkt!"

Kael und Liora nickten und rannten in entgegengesetzte Richtungen, während sie versuchten, den Wachen zu entkommen. Ylva schlüpfte durch eine Seitentür und rannte durch die labyrinthartigen Gänge des Palastes. Die Schritte der Wachen hallten hinter ihr wider, aber sie wusste, dass sie schnell und leise sein musste.

Sie stürzte durch eine Tür und stand plötzlich in einem großen, leeren Saal. Die Türen schlossen sich hinter ihr, und sie drehte sich um.
Dort im Schatten stand Adrian, sein Blick fest auf sie gerichtet.

„Was für eine Magierin bist du?" fragte er mit einer Mischung aus Neugier und Faszination in seiner Stimme, während er langsam aus dem Schatten auf sie zu trat. „Ich habe noch nie jemanden wie dich gesehen."

Ylva hielt seinen Blick stand und versuchte, ihre Angst zu verbergen. „Das geht dich nichts an."

Adrian umkreiste sie langsam, wie ein Raubtier, dass seine Beute beobachtet. „Ich kenne jede Art von Magie, aber deine ist anders. Sag es mir."

Ylva blieb still, ihr Körper war angespannt, bereit, jeden Moment zu reagieren. Sie wusste, dass sie ihn nicht unterschätzen durfte. Adrian war gefährlich und entschlossen.

Plötzlich hob Adrian die Hand, und eine unsichtbare Kraft ergriff Ylva. Sie spürte, wie sie festgehalten wurde, als ob unsichtbare Fäden sie fesselten. „Was bist du?" fragte Adrian erneut, seine Stimme war jetzt drängender.

Ylva kniff die Augen zusammen und versuchte sich zu konzentrierten, um ihre Kräfte herbeizurufen. Ein spektakuläres helles Leuchten umgab sie, und sie löste sich aus Adrians Griff. Mit einem Satz war sie an der Tür, die aus dem Saal führte, doch Adrian war diesmal nicht so überwältigt wie beim letzten Mal und war ihr dicht auf den Fersen.

„Du kannst nicht entkommen", rief er, seine Stimme voller Überzeugung.

Ylva erreichte die Tür und öffnete sie mit einem Ruck. Sie sah einen langen Korridor vor sich, doch bevor sie hindurchschlüpfen konnte, spürte sie wieder die unsichtbare Kraft, die sie festhielt.
Was war das für eine Kraft? Und warum setzte er sie erst jetzt ein und hat sie nicht schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen gegen sie angewandt?Adrian war um einiges schneller, als sie gedacht hatte. Sie drehte sich um und sah, wie er sich ihr näherte, seine Augen funkelten vor Entschlossenheit.

Ylva wusste, dass sie ihre Kräfte nochmal einsetzen musste. Sie konzentrierte sich erneut und rief eine Illusion herbei, die sie in einem blendenden Licht umgab. Adrian blinzelte und wich einen Schritt zurück, verwirrt von dem, was er sah.

Mit einem letzten, verzweifelten Sprung entkam Ylva durch die Tür und rannte den Korridor entlang.
Adrian folgte ihr, seine Schritte schwer und bestimmt. Sie wusste, dass sie nicht viel Zeit hatte, um zu entkommen. Sie rannte schneller, ihre Lungen brannten, doch sie musste weiter.

Endlich erreichte sie den vereinbarten Treffpunkt, einen versteckten Raum tief im Inneren des Palastes. Sie atmete schwer und lauschte auf die Schritte der Wache. Adrian war ihr dicht auf den Fersen, aber sie hatte noch einen letzten Trick im Ärmel.

Ylva konzentrierte sich erneut und rief eine weitere Illusion herbei. Die Wände um sie herum begannen zu flimmern, und sie verschwand in einem blendenden Licht. Adrian stürmte in den Raum, doch er sah nichts außer Leere.

„Wie...? Nicht schon wieder...", murmelte er, als er verwirrt den Raum absuchte. Er konnte Ylva nicht sehen, obwohl sie direkt vor ihm stand, verborgen durch ihre Illusion.

Ylva hielt den Atem an und beobachtete, wie Adrian mit gerunzelter Stirn und leise vor sich hin fluchend den Raum verließ, immer noch auf der Suche nach ihr. Erst als seine Schritte in der Ferne verklangen, ließ sie die Illusion fallen und atmete erleichtert auf.

Kurz darauf trafen auch Kael und Liora ein, beide außer Atem und mit besorgten Blicken. „Wir müssen unseren Plan ändern", sagte Kael leise. „Das war wirklich knapp."

„Jemand hat uns verraten", fügte Liora hinzu. „Wir müssen vorsichtiger sein."

Ylva nickte. „Unsere Chance ist noch nicht vorbei", sagte sie entschlossen. „Aber wir müssen herausfinden, wer uns verraten hat."

Ihre Freunde stimmten zu. Sie wussten, dass der Weg vor ihnen noch gefährlicher werden würde, aber sie waren entschlossen wie noch nie.

Kapitel 8 Ende

Die Schicksalsbinderin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt