7. Der Plan

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Der erste Lichtstrahl des Morgens fiel durch die zerbrochenen Fenster des verlassenen Lagerhauses und weckte Ylva. Sie richtete sich langsam auf und sah, dass Kael und Liora ebenfalls wach waren. Sie hatten die Nacht überlebt und sich entschieden, weiterzukämpfen.

„Wir müssen den Schicksalsstein finden und zerstören", sagte Ylva fest, während sie sich streckte. „Das ist unsere einzige Chance, Eldoria zu befreien."

Kael nickte zustimmend. „Wir brauchen einen neuen Plan. Einen genauen, detaillierten Plan."

Liora, die am Fenster stand und nach draußen spähte, drehte sich um. „Ich kann helfen. Ich werde Informationen innerhalb des Waisenhauses sammeln und weitergeben. Es gibt immer Leute, die etwas wissen."

Ylva lächelte dankbar. „Das wäre eine große Hilfe, Liora. Je mehr wir wissen, desto besser können wir unseren Plan ausarbeiten."

Die drei setzten sich zusammen und begannen, ihre Strategie zu entwickeln. Sie zeichneten eine grobe Skizze des Palastes und markierten die möglichen Eingänge und Fluchtwege.

„Der Schicksalsstein wird im Herzen des Palastes aufbewahrt", erklärte Ylva, während sie einen Punkt in der Mitte der Skizze markierte. „Wir müssen unbemerkt eindringen und ihn zerstören, bevor jemand merkt, was wir tun."

Kael zeigte auf einen Seitenflügel des Palastes. „Hier gibt es einen Geheimgang, den die Bediensteten benutzen. Wenn wir es schaffen, uns dort hineinzuschleichen, können wir den Hauptsaal erreichen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen."

Liora fügte hinzu: „Ich habe gehört, dass die Wachen in der Nacht weniger aufmerksam sind. Wenn wir kurz vor Mitternacht zuschlagen, haben wir die besten Chancen."

Ylva nickte. „Das klingt nach einem soliden Plan. Aber wir müssen vorbereitet sein. Es gibt noch zu viel Unbekanntes, und wir müssen flexibel bleiben."

Die Gruppe verbrachte den restlichen Tag damit, ihre Ausrüstung zu überprüfen und sich auf die bevorstehende Mission vorzubereiten. Liora schlich sich ins Waisenhaus zurück, um weitere Informationen zu sammeln und sicherzustellen, dass niemand ihre Pläne entdeckte.

Später am Tag, als die Sonne bereits hinter den Mauern von Eldoria versank, beschloss Ylva, Stadtwachen zu beschatten. Sie mussten so viel wie möglich über ihre Absichten herausfinden.
Nachdem sie nach längerem erfolglosen umherirren endlich eine Stadtwache ausfindig machen konnte, stellte sie mit Erstaunen fest, dass sie ausgerechnet auf den Hauptmann von gestern gestoßen war, Adrian.
Sie hängte sich sofort an seine Versen und schlich Vorsichtig durch die engen Gassen der Stadt, immer in sicherer Entfernung zu Adrian, der in seine eigenen Gedanken vertieft schien.

Adrian bewegte sich mit einer Bestimmtheit, die Ylva faszinierte. Er war nicht nur ein Offizier der Stadtwache, sondern auch ein geschickter Stratege. Während sie ihm folgte, bemerkte sie, wie er scheinbar ziellos durch die Straßen wanderte, doch seine Bewegungen waren alles andere als zufällig. Er hielt an verschiedenen Punkten an, sprach mit Wachen und prüfte scheinbar belanglose Details.

Ylva blieb im Schatten und beobachtete ihn aufmerksam.
Doch plötzlich, als sie sich hinter einer Ecke versteckte, spürte sie seinen Blick auf sich. Ihr Herz schlug schneller, als Adrian sich in ihre Richtung drehte. Sie drückte sich fest an die Wand und hielt den Atem an. Hatte er sie gesehen?

Adrian schien kurz zu zögern, doch dann wandte er sich wieder ab und setzte seinen Weg fort. Ylva atmete erleichtert aus, aber ihr Puls blieb erhöht. Sie musste vorsichtiger sein.

Sie folgte ihm weiter und sah, wie er in ein Gasthaus ging. Durch das Fenster beobachtete sie, wie er sich mit anderen Offizieren traf. Die Stimmung schien angespannt, und Ylva konnte einige Fetzen des Gesprächs auffangen.

„Der Palast hat Pläne, die Stadtwachen zu verstärken", hörte sie einen der Offiziere sagen. „Die Bedrohung durch die Rebellen nimmt zu."

Adrian nickte zustimmend. „Wir müssen wachsam bleiben. Es darf keinen Raum für Fehler geben."

Ylva zog sich langsam zurück. Sie hatte genug gehört und wusste, dass die Zeit drängte. Sie musste die Informationen schnell an Kael und Liora weitergeben.

Als die Nacht hereinbrach, waren Ylva und Kael bereit. Sie standen an der Schwelle des Lagerhauses, ihre Blicke entschlossen.

„Das ist unser Moment", sagte Kael leise. „Wir schaffen das."

Ylva nahm einen tiefen Atemzug und sah zu ihm. „Ja, das werden wir."

Liora kehrte mit wichtigen Informationen zurück. „Ich habe gehört, dass heute Nacht eine wichtige Besprechung im Palast stattfindet. Die meisten höheren Offiziere und Wachen werden dort sein. Das ist unsere Chance."

Kael legte eine Hand auf die Skizze des Palastes, die sie zuvor gezeichnet hatten. „Wir müssen den Zeitpunkt genau abpassen. Wenn die Besprechung beginnt, werden die meisten Wachen abgelenkt sein. Wir können durch den Geheimgang eintreten und uns in den Hauptsaal schleichen."

Ylva nickte nachdenklich. „Und wenn wir den Schicksalsstein erreichen, müssen wir schnell handeln. Wir haben nicht viel Zeit, bevor jemand unsere Anwesenheit bemerkt."

Liora fügte hinzu: „Ich werde weiter im Waisenhaus bleiben und die Informationen weiterleiten. Wenn sich etwas ändert, werde ich einen Weg finden, es euch mitzuteilen."

Ylva sah sie dankbar an. „Danke, Liora. Deine Hilfe ist unbezahlbar."

Kapitel 7 Ende

Die Schicksalsbinderin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt