10. Im Schatten des Waldes

1 1 0
                                    



Der Schicksalsstein blitzte im Mondlicht, als Ylva und Liora mit dem schwer verletzten Kael durch die dunklen Gassen flohen. Jeder Schritt fiel schwer, der Druck des Steins wog schwer in Ylvas Tasche, und Kael stützte sich schwer auf ihre Schulter. Der Wald war ihre einzige Hoffnung auf Sicherheit.

„Liora, wir brauchen dringend Verbandsmaterial und Heilkräuter", rief Ylva, als sie die Waldgrenze erreichten. Liora nickte und verschwand in die Dunkelheit, um die notwendigen Dinge zu besorgen. Kael stöhnte leise, sein Gesicht schweißbedeckt Schmerz. Ylva legte ihn vorsichtig auf den Boden und versuchte, ihre eigenen Nerven zu beruhigen.

„Bleib bei mir, Kael", flüsterte sie, während sie versuchte, seine Wunden notdürftig zu versorgen. Der Mond schien durch die Blätter, tauchte die Lichtung in ein unheimliches, silbernes Licht. Die Minuten vergingen quälend langsam. Ylva lief hektisch hin und her, auf der Suche nach etwas, das sie tun konnte, um Kaels Zustand zu stabilisieren. Ihre Gedanken rasten: Hatte sie genug getan? Würde Liora rechtzeitig zurückkommen?
Der Schicksalsstein lag fest in ihrer Hand, ein Symbol ihrer Hoffnung und ihres Fluchs.

Ihr Blick lag auf Kael, der sich ausruhte, seine Augen halb geschlossen. Er war ziemlich erschöpft und er kämpfte mit seiner Wunde. Doch etwas an seiner Haltung störte sie. Sie schüttelte den Kopf, versuchte, den Gedanken zu verdrängen. Sie hatten keine Zeit für sowas. Sie musste sich konzentrieren.

„Liora müsste bald zurück sein", murmelte sie zu sich selbst, während sie versuchte, das Blut von Kaels Wunde abzuwischen.
Doch es sah schlecht aus. Sehr schlecht.
Der Gedanke, dass sie ihn verlieren könnte, schmerzte sie tief.

In einem Moment ließ Ylva Kael aus den Augen, während sie nach Wasser suchte. Als sie zurückkehrte, stockte ihr der Atem. Der Schicksalsstein war weg. Kael stand vor ihr, unverletzt, mit einem kühlen, berechnenden Ausdruck auf seinem Gesicht.

„Kael... wie kann das sein?" Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Kael lächelte kalt. „Du warst immer so leichtgläubig, Ylva. Es war zu einfach."

Sie trat einen Schritt zurück, ihr Herz raste.
„Was hast du vor?"

„Es ist schade, dass sich unsere Wege hier trennen müssen, Ylva", sagte er leise und bevor sie reagieren konnte, holte er mit einer schnellen Bewegung aus und traf Ylva hart.
Sie fühlte, wie ihr Bewusstsein schwand, während sie zu Boden sank. Der letzte Anblick, den sie hatte, war Kaels kühler, distanzierter Blick, bevor er sich umdrehte und in die Dunkelheit verschwand.

YIva lag am Boden, das Gewicht der Welt auf ihren Schultern, während die Nacht über sie hereinbrach. Die Dunkelheit umhüllte sie, und in ihrem letzten bewussten Moment fragte sie sich, ob es jemals eine Chance gegeben hatte, diesem Schicksal zu entkommen. Sie hörte in der Ferne das Rascheln von Blättern und hoffte inständig, dass Liora rechtzeitig zurückkehren würde. Doch für jetzt, in diesem Moment der Verrats, schien alle Hoffnung verloren.

•••

Ylva lag reglos am Waldboden, das dumpfe Pochen in ihrem Kopf verstärkte sich mit jeder Sekunde. Als sie langsam wieder zu sich kam, spürte sie die Kälte des Bodens unter sich und hörte das leise Rascheln der Blätter über ihr. Der Schmerz in ihrem Kopf pochte unaufhörlich, während sie versuchte, sich zu orientieren.

Der Schicksalsstein war fort, und mit ihm schien ein Teil ihrer Hoffnung verloren gegangen zu sein. Kael hatte sie hintergangen, und sie fragte sich, wie tief seine Täuschung reichte. Trotz der Dunkelheit, die sich um sie herum ausbreitete, wusste Ylva, dass sie jetzt stärker sein musste als je zuvor. Eldoria und ihre Freunde brauchten sie mehr denn je.

Langsam richtete sie sich auf, spürte die Schwere in ihren Gliedern und das Zittern ihrer Hände. Ein kalter Wind strich durch die Bäume und brachte eine Ahnung von Veränderung mit sich. Ylva wusste, dass sie einen neuen Weg finden musste, einen Weg, der sie wieder zu Kael und dem Schicksalsstein führen würde – koste es, was es wolle.

Mit einem letzten Blick in den düsteren Wald um sie herum nahm Ylva einen tiefen Atemzug und begann, einen Plan zu schmieden. Sie wartete auf Liora, die bald zurückkehren würde. Es war Zeit, sich zu sammeln und sich auf das nächste Kapitel ihrer Reise vorzubereiten, bereit, jedem Hindernis und jeder Herausforderung zu begegnen, die ihr im Weg standen.

Die Sterne über ihr schienen in diesem Moment heller zu leuchten, als wollten sie Ylva zeigen, dass Hoffnung noch vorhanden war – in der Dunkelheit und in der Nacht, die noch lange nicht vorbei war.

Ende Kapitel 10

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 16 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Die Schicksalsbinderin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt