Die, die sich geirrt hat

19 5 0
                                    

„Lass mich mal nachschauen.... Hm... gerade ist niemand in der Nähe aber ich kann einen meiner Leute zu dir schicken. Das würde dann aber noch circa zwei Tage dauern. Früher geht es leider nicht."
Frustriert kniff ich nach eben gesagten die Augen zusammen. Ich hatte wirklich die Hoffnung, dass vielleicht zufällig jemand in der Gegend war.
Normalerweise waren immer ein paar Hunter in meiner Nähe. Ok gut, ich hatte bis jetzt nur zweimal die Hilfe von Huntern gebraucht, die Heilen konnten. Einmal hatten Ayumi und ich einen Auftrag ziemlich vergeigt und das zweite Mal fur Zenon weil er was vergeigt hatte.
In beiden Fallen waren zum Glück ganz in der Nahe
Cheadles Leute.
„Geht das wirklich nicht schneller?"
", krächzte ich in
mein Handy.
Am anderen Ende konnte ich das deutliche tippen einer Tastatur horen.
„Nein tut mir leid. Die meisten sind beschäftigt.
Wieso kannst du das nicht einfach im Turm heilen lassen?"
Ein Windzug lies mich frösteln und ich strich mir ein paar Mal über die Arme. Ich hätte mir doch noch eine Jacke mitnehmen sollen...
„Die würden fragen stellen und darauf hab ich echt keinen Bock. Deine Leute sind wenigstens diskret."
„Wie du meinst. Dann musst du dich eben gedulden. Was ist überhaupt passiert Lu?" besorgt von meiner Freundin.
„Eine tollwütige Bestie hat mich mit seiner Streitaxt angegriffen. Langt dir das Cheadle?"

Ich stieß mich von der Wand in der Seitengasse ab und machte eine paar Schritte Richtung Straße. Der Himmel war wieder wolkenlos und man konnte den Mond sehen.
Wenn ich es nicht besser wüsste, dann müsste es bald Vollmond sein.
Mein Blick schweifte zu den ganzen Prostituierten, die sich unterhielten.
Die hatten ja nicht sonderlich viel zu tun heute. Ich musterte eine blondhaarige Frau mit grünen Augen, die eindeutig etwas genommen hatte. Vielleicht Ecstasy?

„Sehr witzig... und Pariston hat plötzlich seine soziale Ader entdeckt. Verarschen kann ich mich auch selber.", murrte Cheadle.
Es war mittlerweile später Abend. Wenn Cheadle noch an ihrem Arbeitsplatz war hieß das, dass sie mal wieder eine Nachtschicht einlegt. Sie konnte einfach nicht nein sagen... Netero gab ihr einfach viel zu viel Arbeit und Pariston kümmerte sich nur bedingt um seine was bedeutet, dass Cheadle auch teilweise seine Arbeit mitmachte.
Kein Wunder, dass meine Freundin ziemlich mies gelaunt war.
Naja, die halbe Wahrheit hab ich ihr trotzdem gesagt. Schließlich wurde ich wirklich mit einer Axt angegriffen.

„Achja Cheadle, bevor ich es vergesse. Am 20 Juni findet wieder meine Party statt. Du bist wie immer eingeladen." Ich musste mir ein starkes Grinsen verkneifen, als Cheadle genervt stöhnte.

„Du weißt, dass ich ziemlich viel zu tun hab. Netero gibt mir ziemlich viel Papierkram zu erledigen. Ich kann mir nicht einfach frei nehmen."
Ich fing an zu kichern. War ja klar.
„Ach, da brauchst du dir keine Sorgen machen. Ich hab schon mit Netero geredet. Du bist natürlich schon freigestellt für das Wochenende.", flötete ich durch die Leitung.

Ich konnte ein entsetztes Luftschnappen hören. „LU! Du hast bitte was gemacht?"
Ich brach in schallendes Gelächter aus. Ich versuchte mich so schnell es geht zu beruhigen, um nicht doch die Aufmerksamkeit von irgendwem zu erregen.
„Sorry Cheadle. Ich muss jetzt Schluss machen. Wir sehen uns dann am 20!"
„Hey, du kannst..."
Ich legte auf. Vermutlich war Cheadle jetzt stink sauer aber da musste sie durch.

Irgendwann wird sie mir dafür danken. Da war ich mir ziemlich sicher.
Ich öffnete meine Kontakte und wählte den nächsten Kontakt.
Hm... ob Milluki schon was raus gefunden hat?
Ich drückte auf den grünen Hörer und hielt mir das Telefon ans Ohr.
Es tutete ein paar Mal, bis am anderen Ende abgehoben wurde.
„Ähm... Lucy?! Fass das nicht an! Lucy, einen Moment! Kill, verschwinde sofort aus meinem Zimmer! Ich hab gesagt, fass das nicht an!"
Es polterte und eine Tür wurde ziemlich laut zugeknallt.
Was war denn da los? Ich hielt kurz verwirrt inne.
Ich hörte Milluki und eine andere Person gedämpft reden, konnte aber nicht genau verstehen um was es ging. Nach ein paar Sekunden meldete sich Milluki wieder.

„Tut mir wirklich leid. Mein nervtötender kleiner Bruder wollte sich doch tatsächlich einen Manga stibitzen." Milluki klang ziemlich angepisst.
Ich fuhr mir einmal durch die Haare und schloss kurz die Augen.
„Ist schon gut. Welchen Manga wollte er denn lesen? Hast du Empfehlungen?"
Ein bisschen Smalltalk konnte schließlich nicht schaden. Milluki war einer der besten Hacker die ich kannte. Seine Infos waren immer goldwert.

Es war für einige Sekunden totenstill.
„Milluki? Bist du noch da?", fragte ich die Person am anderen Ende.
„Du-d-du liest auch Mangas?!", kam es ganz aufgeregt von ihm.
„Ähm ja? Ab und zu. Welchen wollte er denn jetzt haben?" Ich wurde langsam ungeduldig. Vielleicht hätte ich mir das mit dem Smalltalk doch noch mal überlegen sollen.
Es wurde immer später und später und ich wollte mich noch um das Problem Traummörder kümmern.
„Kill wollte sich Death Note* holen. Hast du den schon gelesen? Der ist unglaublich gut. Ich kann ihn dir leihen wenn du willst."
Death Note hatte ich schon gelesen. Ich konnte ihm nur zustimmen. Der Manga war echt gut.
„Den hab ich schon gelesen aber danke fürs Angebot. Ich wollte eigentlich fragen, ob du schon einen Treffer zu der Nen-Fähigkeit hast, die ich dir beschrieben habe."

„Du hast ihn schon gelesen? Ich hab hier auch noch viele andere die ich dir leihen kann. Du kannst jederzeit vorbeikommen!", kam es euphorisch vom anderen Ende.
Oh man... da hatte ich wieder was angefangen. Hätte ich doch einfach nicht gefragt.
„Ähm... ich komm darauf zurück. Also? Hast du was?"

Milluki murmelte irgendwas unverständliches, ehe ich das tippen einer Tastatur hören konnte.
„Tut mir leid, aber es ist keine Fähigkeit registriert, die auf deine Beschreibung passt.", kam es etwas niedergeschlagen von dem schwarzhaarigen.
Ich fing an mir auf meiner Lippe rum zu kauen.
„Bist du dir sicher? Hast du auch das Hunter-Netz überprüft?"
„Natürlich. Ich bin schließlich kein Anfänger. Ich hab sogar im Dark-Net geschaut. Auch niemand von der Mafia hat eine Fähigkeit, die in diese Richtung geht."

War ja klar. Das wäre auch zu schön gewesen. Verdammt.
„Ok danke fürs checken. Ich meld mich wieder wenn ich was brauch."
„Nicht der Redewert. Du weißt ja, dass ich die absolute Elite bin, wenn es um Informationsbeschaffung geht.", kam es sehr eingebildet von ihm.
Ich verdrehte meine Augen und legte dann auf.
Ich blieb noch kurz an Ort und Stelle stehen und verstaute dann mein Handy wieder sicher in meiner Tasche.
Versteckt in den Schatten schlich ich mich ungesehen wieder zu der Gasse, an dem es minimal eskaliert ist zwischen Chrollo und mir.
Bei der Erinnerung bekam ich direkt wieder eine Gänsehaut.
Es roch noch genauso unangenehm wie am Abend zuvor.
Mit schnellen Schritten durchschritt ich die Gasse. Bloß nicht an Chrollo denken. Ich brauchte schließlich meine volle Konzentration.
Ich griff nach dem Pflanzen-Schlüssel und aktivierte ihn. Mein Nen verband sich wieder mit dem Nen des Schlüssels und ich konnte direkt ein kribbeln in meinen Fingern spüren.
Ich konnte die Pflanzen in meiner Umgebung genau wahrnehmen und ich erlangte mit einer kleinen Geste direkt die Kontrolle einiger Wurzeln.
Vor der Tür blieb ich stehen. Ich musterte kurz die Maserung des Holzes. Mein Herzschlag hatte sich erhöht und ich konnte deutlich das Adrenalin spüren, dass durch meine Venen gepumpt wurde. Ich sah mich noch mal in der Gasse um aber es war keine Menschenseele weit und breit.
Sehr gut.

Ich hob meine Hand und klopfte kräftig gegen die Tür.
Ein bisschen Anstand besaß ich schließlich noch.
Nach kurzem warten konnte ich Schritte hören und kurz darauf wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet.
Feindselig und leicht panisch musterte mich das Augenpaar meines Gegenübers.
„Was?!", spie mir mein Gegenüber entgegen.
„Entschuldigung wegen der Störung. Dürfte ich kurz mit Ihnen Sprechen? Es dauert auch nicht lange.", kam es ruhig von mir.
Ich kniff die Augen zusammen und beobachtete jede Regung meines Gegenübers.
Ohne Kommentar wurde die Tür vor meiner Nase zugeknallt.
Das gibt's doch nicht. Einmal wenn man in Ruhe über alles reden möchte, wird einem direkt die Tür vor der Nase zugeknallt.
Wütend knirschte ich mit den Zähnen.
„Dann eben nicht!", knurrte ich Richtung Tür.
Ich konzentrierte mich auf die Pflanzen in der Umgebung. Ich lenkte eine Wurzel so, dass diese die Tür wieder öffnete.
„Was geht denn jetzt ab?!", kam es panisch von dem Mann.
Ich ließ die Wurzeln nach vorne schnellen und den Mann umwickeln. Ich trat durch die Tür und schloss diese mit meinem Fuß.
„So, hab ich jetzt Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit?", knurrte ich noch immer ziemlich genervt zu meinem Gegenüber.
Die Szene vor mir erinnerte mich ziemlich an Raidon, wie dieser von den Pflanzen umklammert wurde.
Eine Wurzel verhinderte, dass mein Gegenüber sprechen konnte, da diese sich um dessen Mund gelegt hatte.
Ich verschränkte meine Arme ineinander und trat noch näher heran.
„Wenn ich die Wurzel gleich entferne damit wir uns unterhalten können erwarte ich, dass nur gesprochen wird, wenn ich das will. Haben wir uns da verstanden? Es macht mir nichts aus, dich hier und jetzt zu töten also ein falsches Wort und das wars.", sagte ich eiskalt.
Finster musterte ich ihn. Sein Blick war verängstigt und voller Panik.
Langsam lies ich die Wurzel sinken.
Tatsächlich blieb Raidons Freund ruhig.
„Was willst du?", kam es doch ziemlich fest von ihm.
Erstaunt hob ich meine Augenbraue.
Sein Blick veränderte sich und er musterte mich von oben bis unten.
„... du, ich kenn dich! Du wart doch gestern in der Gasse...."
Nicht gut. Es wäre besser für ihn, wenn er das nicht gesagt hätte. Seine Chancen hier heil raus zukommen schwinden gerade gegen Null.
„Stimmt! Das war gestern ich. Also, wie funktioniert deine Nen-Fähigkeit?", zischte ich aus zusammengebissenen Zähnen.
Verwirrt zogen sich seine Augenbrauen nach oben.
„Nen-Fähigkeit? Ich hab keine." Verwirrt schaute er mich an.
Er wirkte wirklich verwirrt von meiner Frage.
Hatte ich mich geirrt? Mir viel aber sonst niemand ein...
Nein, das konnte nicht sein.
Ich ließ die Wurzeln fester werden.
„Also noch mal, was sind deine Nen-Fähikeiten?"
Er stöhnte vor Schmerzen und sah mir panisch in die Augen.
„Ich hab wirklich keine Ahnung was du von mir willst. Verdammte scheiße ich hab keine Nen-Fähigkeit. Lass mich sofort frei!", kam es aus zusammengebissenen Zähnen.
„Lass mich frei!" Er begann zu schreien und zappelte wild hin und her.
Scheiße. Das war nicht gut. Ich ließ eine Wurzel über seinen Mund gleiten.
Ich war zu voreilig. Angestrengt begann ich auf meiner Lippe zu kauen.
„Fuck!" Frustriert fuhr ich mir durch meine Haare.

Ich konnte ihn leider nicht am Leben lassen. Wenn er doch der Nen-Nutzer war, gut, wenn nicht hatte ich ein gewaltiges Problem. Ich hatte keine andere Wahl. Es war viel zu riskant ihm am Leben zu lassen. Er hatte sich an mich erinnert also ist es nahe liegend, dass er mich mit Raidon in Verbindung bringt.
Mich mit Raidons tot in Verbindung bringt...
Und wenn das raus kommt, hab ich ein Problem. Das konnte man zwar lösen aber dafür hatte ich jetzt wirklich keine Zeit.

Von einer Wurzel ließ ich mir die Tür wieder öffnen und das gedämpfte schreien von dem Mann drang nur halb zu mir durch.
Ich sah noch kurz über meine Schulter zurück, ehe ich den Befehl gab.
Mir tat es fast schon Leid für den Mann aber jetzt war es zu spät.

Ich konnte noch das laute knacken hören, ehe ich die Tür wieder schloss.
Das ganze hier war völlig für den Arsch!
Ich griff nach dem Schlüssel, um das Nen wieder zu deaktivieren.
Ich schob den Pflanzen-Schlüssel wieder in meine Tasche und griff nach dem Schlüssel, den ich Raidon abgenommen hatte.
Ich steckte ihn ins Schlüsselloch und keine fünf Sekunden später stand ich in meinem Zimmer im Himmelsturm.
Wütend knallte ich die Tür hinter mir zu und schlug einmal gegen die Wand.
So eine verdammte scheiße!!!
Ich musste so schnell es geht herausfinden, wer mich umbringen will.
Ich lief in meinem Zimmer auf und ab.

Also noch mal von vorne.
Ich bin ins Bett gegangen und war dann in diesem Labyrinth. Ein wichtiger Punkt war, dass ich mich nicht an Nen erinnern konnte.
Außerdem trug ich meine Schlafklamotten. Die Wunden, die ich in meinem Traum, oder was auch immer das war bekam, hatte ich auch nach dem aufwachen.

Wer auch immer versuchte mich zu töten, der konnte was erleben!


* Die Phantom-Truppe erwähnt tatsächlich in einem Mangakapitel, dass Chrollos Buch wie das Death Note ist. Kurz nachdem Chrollo eine Fähigkeit geklaut hat, stirbt die Person meistens. Deshalb wollte ich ausgerechnet diesen Manga erwähnen :D

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 12 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Die Nen Schlüssel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt