October, 2024
Schon, als er am Morgen aufwachte, war Flo klar, dass heute etwas anders war als sonst. Er wusste nicht genau was, aber etwas war nicht wie sonst immer.
Es war mehr ein Gefühl, als eine bestimmte Sache.
Jamals Seite war schon leer; wie fast jeden Morgen.
Wahrscheinlich war er schon aufgestanden, um ihnen Frühstück zu machen, und hatte Flo netterweise schlafen lassen.
Das machte er, seit er hierher gezogen war, immer; zumindest dann, wenn es möglich war, und Flo war ihm sehr dankbar dafür.
Denn gerade in den letzten Zügen der Schwangerschaft war Schlaf für ihn wichtiger denn je geworden; seine Kraftreserven waren immer unheimlich schnell aufgebraucht, sodass er einfach immer und überall schlafen konnte.
Seufzend hievte Flo sich aus dem Bett hoch, was mit dem großen Bauch leider gar nicht so einfach war.
Bevor er schwanger war, hätte er nicht gedacht, dass er mal Probleme mit dem Aufstehen oder Socken anziehen haben würde, aber das war tatsächlich der Fall.
Langsam ging er die Treppe herunter in die Küche, wo ihn der Geruch von Kaffee bereits empfing.
Den Konsum des braunen, heißen Getränks hatte er ja wegen der Schwangerschaft weitgehend einstellen müssen, aber auf seinen morgendlichen Kaffee zum Wachwerden konnte und wollte er trotzdem nicht verzichten.
"Morgen, Schatz", lächelte Jamal, als Flo in der Küche angekommen war, und zog seinen Freund liebevoll in seine Arme," Hast du gut geschlafen?"
"Ja und du?", lächelte der Jüngere verliebt, nachdem sie sich innig geküsst hatten und Jamal wie jeden Morgen liebevoll über Flo großen Bauch streichelte, um auch ihre kleine Prinzessin auch zu begrüßen.
"Auch auch. Und wie geht es unserer kleinen Maus?"
Schulterzuckend löste Flo sich etwas, um einen Schluck aus seiner heißen Kaffeetasse nehmen zu können, doch Jamals Hände verblieben an seinem Bauch und sorgten dafür, dass diese Stellen besonders kribbelten.
"Mein Bauch zieht heute ein bisschen, aber sonst ist alles gut."
Alarmiert sah Jamal seinen Freund an.
"Meinst du es geht los?"
"Keine Ahnung. Das können auch ganz normale Übungswehen sein. Aber ich sage dir sofort bescheid, wenn es schlimmer wird oder so."
"Versprochen?", vergewisserte sich Jamal mit eindringlichem Blick.
Er wollte auf gar keinen Fall, das Flo das mit sich allein ausmachte. Er wollte für den Jüngeren da sein und das Ganze miterleben können und Flo wollte ihm das natürlich nicht verwehren; ganz abgesehen davon, dass er sicher war, die Unterstützung des Älteren noch gut brauchen zu können, sollte es wirklich bald losgehen."
"Ganz sicher versprochen."
"Gut.", meinte Jamal zufrieden," Dann ist es gut."
Jamal verbot sich selbst, sich jetzt schon verrückt zu machen; sie konnten eh nichts machen als abwarten und wenn die Kleine kam, dann würde schon alles gut gehen; sie würden das schon hinbekommen.
Aber jetzt schon Panik zu schieben, wäre wahrscheinlich mehr als kontraproduktiv.
Er musste jetzt ruhig bleiben, auch um Flo nicht auch noch in Panik zu versetzen, denn dieser schien, zumindest im Moment noch, die Ruhe selbst zu sein.
Mit einer Hand auf seinem Bauch griff er nach der blauen Tasse mit Kaffee, die für ihn schon bereit stand.
"Brauchst du noch was?"
"Dich hier", entgegnete Flo, nachdem er sich etwas umständlich hingesetzt hatte; ja, auch das war mittlerweile gar nicht mehr so einfach, aber gegen das anschließende Aufstehen war es gar nichts.
"Okay", lächelte der Ältere sanft und setzte sich zu seinem Freund, um welchen er sanft seine Arme legte und einen Kuss auf seine Schläfe drückte.
Gemeinsam frühstückten sie und Jamal ließ es sich nicht nehmen, Flo immer wieder unauffällig aus dem Augenwinkel zu beobachten.
Hin und wieder zogen sich die Augenbrauen des Jüngeren leicht zusammen; ganz leicht, aber Jamal bemerkte es trotzdem, auch wenn Flo versuchte, es ihm zu verheimlichen. Er wollte seinen Freund nicht in Panik versetzen, denn nicht mal er selbst konnte sicher sagen, ob es heute wirklich losging oder ob es tatsächlich nur Übungswehen waren, wie er sie in den letzten Tagen und Wochen schon gehabt hatte.
Aber ihm war dennoch aufgefallen, dass sie sich anders anfühlten als sonst. Sie waren nicht mal doller, sondern einfach.... anders.
"Soll ich das Training heute lieber absagen?"
Jamal gab sich die größte Mühe, nicht übermäßig besorgt oder irgendwie bemutternd zu wirken, aber dennoch wollte er sich absichern, falls Flo, doch lieber nicht allein sein wollte.
Aber der Jüngere schüttelte nur wieder mit dem Kopf.
"Geh hin, Schatz. Wenn sie heute kommt, dann dauert es eh noch ein bisschen. Du weißt doch, was der Arzt gesagt hat. Und wenn doch was ist, dann melde ich mich. Du darfst dein Handy doch mit auf den Platz nehmen, oder?"
Jamal nickte nur.
"Siehst du. Das wird alles. Mach dir keine Sorgen um uns, okay?"
Wieder nickte der Ältere, ehe er seinen Freund nochmal von oben bis unten abscannte.
Er bewunderte Flo; so, so sehr.
Dafür, dass er so ruhig war und anscheinend völlig unbesorgt. Er ließ einfach alles auf sich zukommen.
Jamal könnte das nicht; er konnte es ja jetzt schon nicht, dann würde er es auch ganz sicher nicht hinkriegen, wenn er derjenige wäre, in dem die Kleine heranwachsen würde.
Aber vielleicht lag das auch an irgendwelchen Hormonen oder so.
Er wusste von Kai, dass das bei Jule am Anfang auch so war. Den ganzen Tag über war er völlig ausgeglichen gewesen, auch als schon klar war, dass ihr Sohn auf dem Weg war. Erst, als es wirklich an den Kaiserschnitt ging und Jule auf dem Op-Tisch lag, hatte ihn die Angst gepackt.
Vielleicht war das tatsächlich normal.
Jamal hoffte zumindest, dass es auch so weitergehen würde, denn er wollte nicht, dass Flo Panik bekam und sich noch mehr fertig machte. Denn sollte die Geburt heute wirklich losgehen, würde er noch all seine Kraft brauchen.
Während Jamal beim Training war, hatte Flo sich nochmal hingelegt.
Ehrlich gesagt war er ganz froh, dass er nun allein war, denn auch wenn er Jamal und seine Fürsorge liebte und wertschätzte, brauchte er jetzt gerade einfach nur seine Ruhe, um sich auf sich und die Kleine konzentrieren zu können.
Doch irgendwie konnte er nicht stillliegen. Er hatte den Drang, sich zu bewegen.
Also stand Flo wieder auf; wenn man das noch aufstehen nennen konnte.
Leicht stöhnte er auf und ließ geräuschvoll die Luft aus seinen Wangen entweichen, als er aus dem Schlafzimmer ging und sich sein Bauch schmerzhaft zusammenzog. So langsam wurde der Schmerz doch heftiger, wenn er auch noch unregelmäßig kam und vor allem strahlte er vom Bauch in den Rücken und in die Beine aus.
Inzwischen war er sich ziemlich sicher, dass die Kleine sich heute, fast eine Woche vor dem eigentlichen Entbindungstermin, heute auf den Weg zu ihnen machte.
"Bald bist du bei uns, meine Kleine", wisperte er leise, während er liebevoll über seinen verhärteten Bauch strich," Bald lernst du deine Eltern kennen und wir lernen dich endlich kennen."
Es beruhigte nicht nur ihre Tochter, wenn sie mit ihr sprachen, sondern auch sie selbst.
Nicht selten hatte Flo in seinem Bett gelegen und leise mit ihr gesprochen, wenn er irgendwie aufgeregt war oder Angst hatte.
Ein bisschen traurig war er schon, dass das jetzt bald vorbei war.
Aber dann würde ein neues Kapitel als richtige Familie losgehen und darauf freute er sich umso mehr.
~~
Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen kniff der junge Mittelfeldspieler die Augen zusammen und krümmte sich ganz automatisch etwas, in der Hoffnung, dass die Schmerzen dadurch etwas besser würden.
Mittlerweile war es schon fast Nachmittag und die Wehen kamen tatsächlich nicht nur intensiver und schmerzhafter, sondern auch in regelmäßigen und immer kürzer werdenden Abständen.
Seine Finger krallten sich in die Stuhllehne, während sich sein Oberkörper etwas nach vorne bewegte, in der Hoffnung, der Schmerz würde nachlassen.
Wenn es nach Jamal ginge, wären sie schon lange in der Klinik, aber Flo hatte ihn an die Worte ihres Arztes erinnert.
Es würde jetzt noch keinen Sinn ergeben, in die Klink zu fahren; sie müssten da auch warten, bis es wirklich soweit war und dann konnte sie das auch hier; in ihrer gewohnten, ruhigen Umgebung, in der sie sich am wohlsten fühlten.
Seit er vom Training wieder da war, war er ununterbrochen für den Jüngeren da, half ihm wo er konnte und versuchte, ihm die Schmerzen und alles so angenehm wie möglich zu gestalten; wenn man da überhaupt noch von angenehm sprechen konnte.
"Möchtest du was trinken? Oder irgendwas anderes?"
"Mhh", stöhnte Flo leise auf; sein Körper war schon jetzt von einem leichten Schweißfilm überzogen," Wasser bitte."
"Wasser, alles klar."
Schnell brachte er seinem Freund ein Glas Wasser, welches dieser gierig trank.
"Danke", seufzte er leise.
Als Antwort legte Jamal vorsichtig seine Arme von hinten um Flo und streichelte sanft dessen Bauch; ein letztes Mal.
"Ich bin stolz auf dich", hauchte er leise in das Ohr des Jüngeren.
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The best coincidence
FanfictionBravertz~ Wirtziala Jule schwanger. Flo schwanger. Nur durch Zufall finden die Flo und Jule heraus, dass sie beide zeitgleich schwanger sind. Aber ein besserer Zufall hätte ihnen nicht passieren können, denn die vier wachsen immer weiter zusammen bi...