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October, 2024


"Wie fühlst du dich?"
Mit bekümmertem Gesichtsausdruck sah Jamal zu seinem Freund, nachdem er das abgedunkelte Zimmer betreten hatte.
Flo hatte sich ein belegtes Brötchen gewünscht, weshalb er einen kurzen Abstecher in die Cafeteria gemacht hatte; auch wenn er sich eigentlich nicht so wohl damit gefühlt hatte, Flo und die kleine Raya allein zu lassen; schließlich war die Geburt gerade mal zwei Stunden her.
Aber für Flo hatte er das gerne getan; er musste seine Kraftreserven nach der anstrengenden Geburt ja auch wieder auffüllen.

"Geht so. Mir ist noch ein bisschen schwindelig, aber der Arzt meinte, das ist normal und kommt von der Betäubung."
"Soll ich nochmal jemanden holen?"
Besorgt sah Jamal zu seinem Freund, der ihn mit müden Augen beruhigend anlächelte und seinen Kopf schüttelte, während er ihre schlafende Tochter in den Armen hielt.
"Alles gut. Ich halte es aus; so schlimm ist es auch nicht."
"Okay."
Jamal überbrückte die letzten Meter zum Bett und reichte das Brötchen zu Flo.
"Danke", lächelte dieser matt, ehe er sich daran machte, das Brötchen aus der Papiertüte zu kramen.

"Soll ich sie dir abnehmen?"
Nickend ließ Flo zu, dass der Ältere ihm die kleine Raya abnahm.
Er hätte es auch mit ihr auf dem Schoß hingekriegt, aber er wollte auch, dass Jamal seine Zeit mir ihr hatte und sie in Ruhe kennenlernen konnte.
"Hey, meine kleine Maus", hauchte er breit grinsend, während er seine Tochter sanft hin und her schaukelte.

Grinsend beobachtete Flo den Älteren, wie er mit der kleinen Raya sprach und mit ihr kuschelte.
Sein Herz wurde ganz warm und pochte ihm bis zum Hals.
Warum zur Hölle war das so süß, dass es schon weh tat?
Etwas umständlich, aber dennoch so, dass Jamal es nicht bemerkte, griff er nach seinem Handy, das bereits neben ihm auf dem Nachttisch lag, und knipste unbemerkt ein Foto von seinen beiden Lieblingsmenschen; das würde definitiv sein neues Hintergrundbild werden.
Aber erstmal schickte er Kai und Jule das Bild.
Im Gegensatz zu Kai las Jule es sofort und antwortete mit einem Herzemoji und versicherte ihm, dass sie in etwa einer halben Stunde da wären.

Jamal hatte ihnen bescheid gesagt, als sie sich von zu Hause in Richtung Klink aufgemacht hatten, und Jule hatte zugesagt, dass sie sich so schnell wie möglich auf den Weg machten.
Natürlich dauerte das dann auch etwas, wenn man ein Neugeborenes zu Hause hatte; auch gerade mal eine Woche alt.
Aber Flo fand das nicht schlimm; ganz im Gegenteil.
Er freute sich tatsächlich über diese Zeit, die ihm jetzt noch zum Ausruhen blieb; und um seine Tochter zu betrachten.

"Guck mal, das ist dein anderer Papa", erzählte Jamal leise, während das Grinsen mit nichts aus seinem Gesicht zu bekommen war, und zeigte dabei auf Flo, welcher wiederum seine Aufmerksamkeit wieder ganz auf seine Familie gelenkt hatte," Du hast bei ihm im Bauch gewohnt und jetzt bist du endlich bei uns. Wir haben so lange auf dich gewartet und jetzt bist du endlich bei uns."
"Weißt du eigentlich, dass du der beste Papa der Welt bist?"
"Nach dir vielleicht" erwiderte Jamal, während er seinem Freund tief in die Augen sah," Du hast dich die letzten neun Monate so gut um die Kleine gekümmert. Das kann ich gar nicht wieder rausholen."
"Pass auf."
"Mh?"
Verwirrt sah Jamal den Jüngeren an.
"Warum?"
"Dass du nicht auf deiner Schleimspur ausrutscht und mit nem gebrochenem Bein im Bett neben mir liegst."
Sarkastisch lachte Jamal auf. "Hahaha, du bist ja lustig. Ich glaube, die Schmerzmittel lösen da irgendwas in dir aus."

~~

"Wow, bist du süß", quietschte Jule freudig, als er den Nachwuchs seiner besten Freunde zum ersten Mal sah," Hallo, kleine Maus."
Seine Stimme war mindestens drei Oktaven höher als normalerweise, aber Kai hatte sich daran schon gewöhnt, denn so sprach er mit ihrem kleinen Erik auch des öfteren; wenn er ehrlich war, fand er es sogar ziemlich süß.
Er selbst hatte seinen Sohn im Arm, der gerade wach war und die neue Umgebung mit seinen großen Augen, die er ohne jegliche Diskussion von Kai hatte, musterte.
Sie begrüßten sich alle und Kai und Jule gratulierten den frischgebackenen Eltern zur Geburt ihrer kleinen Tochter.

"Geht es dir denn gut soweit?", erkundigte sich Kai, während Jule sich auf dem Stuhl neben Flos Bett niederließ.
Eine Woche nach der Geburt war auch Jule noch nicht wieder so ganz auf dem Damm und konnte nicht allzu lange stehen; und Kai achtete, wie er nun mal so war, penibel darauf, dass Jule auf seinen Körper hörte. 
Die Schwangerschaft hatte auch Kai irgendwie verändert; ins Positive natürlich.
Flo nickte.
"Es geht soweit, aber der Arzt meinte, es ist normal, dass mir noch schwindelig ist und ich noch etwas Schmerzen hab. Aber die Schmerzmittel wirken auch gut."
Nun war es Jule, der bestätigend nickte.
"Das war bei mir auch so."
Ihr Gespräch wurde durch Raya unterbrochen, die in Jamals Armen aufwachte und leise vor sich hin brüllte.

"Hey, meine Kleine", wisperte Jamal ihr leise zu; mit einer Stimme, die Flo einen regelrechten Schauer über den Rücken jagte, weil es so unfassbar süß war," Guck mal."
Er ging mit ihr im Arm auf Kai zu, sodass sie direkt neben dem kleinen Erik war, der das Geschehen ganz gespannt beobachtete.
"Guck mal, Raya, das ist Erik", erklärte Jamal seiner Tochter sanft.
Die anderen beobachteten das Ganze gespannt; gespannt und neugierig auf die Reaktionen von Erik und Raya.

"Erik ist dein neuer Freund", lächelte der Stürmer sanft," Guck mal, mh?"
So langsam beruhigte sich die Kleine wieder und ihr Weinen verstummte langsam.
Auch ihre Augen wurden groß, als sie Erik vor sich erblickte.
Allen war klar, dass sich die beiden nicht richtig scharf und in Farbe sehen konnten; immerhin hatten sich alle, vor allem Jule und Jamal, im Voraus mal eingelesen, um sich auf ihre neue Rolle als Papa vorzubereiten.
Aber dennoch wirkte es so, als würden sie sich so richtig sehen; so richtig, richtig.
Sie waren bei stumm und sahen sich einfach nur an mit ihren großen Kulleraugen.
Dieser Augenblick war so unglaublich niedlich, dass Flo sofort wieder ein Foto schießen musste.
"Ey, stellt euch mal vor, die beiden werden wirklich mal beste Freunde", meinte Kai irgendwann. Sowohl Erik als auch Raya schliefen mittlerweile friedlich in den Armen ihrer Väter, aber sie alle hatten das Bild von gerade noch genauestens vor Augen.
"Das wäre so verrückt", seufzte Jule gedankenverloren.
"Aber auch richtig cool", fügte Flo geschafft hinzu.
Er fühlte sich wohl und es ging ihm ganz gut, aber dennoch spürte er so langsam die Müdigkeit, die an ihm zerrte.
"Das ist alles so krass, alter."
Alle nickten.

"Allein, was wir alles so erlebt und gemacht haben, seit wir das alles wussten", erzählte Kai nun wieder und erinnerte sich innerlich an all die coolen Sachen, die sie in der Schwangerschaft, oder eher gesagt den Schwangerschaften, gemacht hatten.
Der Urlaub, die Treffen in Leverkusen oder Dortmund, das Grillen im Garten, der Umzug, das Einrichten der Zimmer für die Kleinen.
Mittlerweile hatten sie nicht mehr das Gefühl, nur Freunde zu sein; viel mehr waren sie in den letzten Monaten zu einer richtigen kleinen Familie zusammengewachsen und waren eine riesige Stütze gegenseitig.
"Hättet ihr gedacht, dass wir mal so gute Freunde werden würden?"
Schmunzelnd schüttelte Kai seinen Kopf, während er über die kleinen Händchen seines Sohnes strich.

"Aber Raya und Erik haben uns irgendwie zusammengebracht", lächelte Jule und beobachtete stolz seinen Freund, wie er mit seinem Sohn umging.
Seit der Geburt hatte er sich noch zehnmal mehr in den Jüngeren verliebt. 
Wie er mit dem Kleinen umging war einfach viel zu niedlich. 
"Und jetzt stellt euch mal vor, was jetzt noch alles kommt", freute sich Flo wieder," Die beiden können zusammen aufwachsen und miteinander groß werden."
Ein Kribbeln machte sich in Jamal breit, als er daran dachte und auf der anderen Seite war schon jetzt ein klitzekleines bisschen traurig, dass Raya nicht immer so klein und niedlich sein würde wie jetzt, aber eins war sicher; er würde sie immer abgöttisch lieben, egal was passiert.


The best coincidenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt