Der Geier & Gedanken aus dem Studium 04.07.2024

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"Es war ein Geier, der hackte in meine Füße. Stiefel und Strümpfe hatte er schon aufgerissen, nun hackte er schon in die Füße selbst. (Kafka)

"Hack ! Hack! Hack!" 

"Mach mal doller!" "Jetzt schneller!"  "Und noch mal so, als meintest du es wirklich ernst!"

"Ich hacke doch schon!"

"Das ist wirklich das perfekte Hackgeräusch! Zum Gück haben wir kein Fleisch genommen"

"Die Kohlstücke hängen schon in den Akkustikplatten"

"Es stinkt hier aber richtig doll nach Kohl! Wer hat das Studio denn nach uns? Wir müssen unbedingt lüften!"

"Ja gleich ich pule noch ein paar Kohlstücke aus den Ritzen!"

Klingt absurd? War es auch! Wenn ich so in meinen Erinnerungen schwelge, war mein ganzes Studium so und ich hab es geliebt. Was würde ich es gerne noch mal erleben, diese Zeit. Ich wollte was Kreatives machen. Zu künstlerisch durfte es nicht sein, da hatten meine Eltern etwas dagegen. Damit verdient man ja kein Geld. 

"Ich studier mal was mit Medien ...", dachte ich. Typisch Millennial. Zum Glück kannten sich meine Eltern da nicht aus. Wussten nicht, wie absurd-kreativ es wirklich werden würde. 

Beste Zeit!

Wir wurden als Medien Generalisten ausgebildet mit Videokamera und Tonangel rannten wir über den Campus. Schubsten Pixel in der kompletten Adobe Mastersuite, fotografierten, schnitten Videos. Motion Design, 2D und 3D Animationen. Analysierten Filme. Nahmen Hörspiele auf. Lernten wie wichtig Charakterentwicklung und Storytelling ist. Ja wir programmierten sogar. Nein ich kann immer noch nicht programmieren. Und MySQL und PHP sowie Python können mich mal! Den Kurs hab ich damals trotzdem bestanden. Fuck yes! Die Klausur haben wir danach gemeinsam im Mülleimer verbrannt! Aus Mangel an Freiwilligen waren wir Schauspieler, Models, Regisseur, Projekt Manager, Sprecher und Mädchen und Jungs für Alles, auch für die Projekte unserer Kommilitonen.

Was ich danach gemacht habe? Einen Master. Denn ich konnte vieles ein bisschen aber nix richtig. Vielleicht war es nach dem Master auch noch so. Vielleicht ist es heute auch noch so.

In letzter Zeit denke ich oft an mein Studium. Weiß ich es mittlerweile doch viel mehr zu schätzen als früher. Ach was haben wir manchmal geflucht, da wir keine Ahnung hatten, wo wir  auf dem Arbeitsmarkt mal landen würden. Ohne Spezialisierung. Heute kann ich mir nichts besseres mehr vorstellen.

Wenn ich eins dadurch gelernt habe, dann, dass ich durch alle diese Inhalte irgendwann wusste, wie man sich Handwerk beibringt. Und das all dieses Handwerk eins gemeinsam hatte: 

Geschichten zu erzählen. 

Meist Audiovisuell. Selten im geschriebenen Wort. Das wage ich jetzt. Das liebe ich gerade sehr.

Ja Nebelwaldjäger ist meine erste geschriebene Geschichte. Mein erstes Buch. Und doch habe ich schon hunderte von Geschichten erzählt. Auf die eine oder andere Weise.

Solltet ihr mal eine eurer Geschichten vertonen wollen und dabei passieren wirklich fürchterliche Dinge mit einem Messer, dann kauft euch einen Kohlkopf. Das Einstechen mit einem großen Messer in einen Kohlkopf macht wirklich das beste Hackgeräusch! 

Behind the Scenes eines DebutsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt