Februar 1979
Das Gespräch mit Regulus Black blieb Narzissa lange im Gedächtnis und erweckte erneut die Sehnsucht in ihr. Sie vermisste ihre geliebte und verbannte Schwester Andromeda sehr und die geborene Black fühlte sich mental so fragil, dass sie jeden Moment glaubte, sie würde zerbrechen.
Ihr ganzes Leben war auf ihre Familie ausgerichtet worden. Für eine Black, war die Familie heilig, sie war das höchste gut, aber die Familienzugehörigkeit hatte einen hohen Preis. Viele Regeln und Vorschriften passten inzwischen nicht mehr zum aktuellen Zeitgeist, doch die geborene Black wusste, dass jene Regeln ihr Überleben und ihr Ansehen gesichert hatten. Vielleicht war es sogar nur der strengen und peniblen Einhaltung dieser Regeln zu verdanken, dass die Blacks zu den Familien zählten, die nicht dem Verfall der Zeit zum Opfer gefallen waren. Wer sich nicht daran hielt, war kein Familienmitglied mehr.
So wie Andromeda Black.
Narzissa erinnerte sich an die Zeit, in der sich ihre Schwester heimlich mit diesem Muggel Edward getroffen hatte. Vermutlich war sie die Erste gewesen, die davon erfuhr. Narzissa hatte ihre Schwester darum angefleht es sein zu lassen. Sie hatte ihr gedroht und auch versucht, sie zu erpressen. Doch all ihre verzweifelten Taten hatten nichts genützt.
Andromeda hatte schon immer ihren eigenen Kopf gehabt und diesen hatte es gekostet, als Bellatrix von ihrer Romanze mit dem Muggel erfuhr.
Bellatrix, die keine Diplomatie, sondern nur rohe Vehemenz kannte, hatte ihre jüngere Schwester schließlich vor die Wahl gestellt und Andromeda hatte Edward gewählt.
Als Narzissa über den verwahrlosten Weg des Grundstückes auf einen schmiedeeisernen Pavillon zuging, war sie sich darüber bewusst, welche Konsequenzen ihr Handeln hatte. Doch ihr Herz hatte über die Vernunft gesiegt.
Das Grundstück lag schon seit Jahrzehnten in einem langen Schlaf. Früher war das kleine Gebäude am Waldrand und diese dazugehörige parkähnliche Anlage, das Jagdhaus der Rosiers gewesen. Doch als die Jagd auf Muggel offiziell verboten wurde, war dies eines von vielen reinblütigen Anwesen, die in Vergessenheit geraten waren.
Narzissa kannte es nur, weil Druella es ihren Töchtern vor langer Zeit gezeigt hatte, um ihnen die Geschichte und Traditionen der Familie Rosier nahezulegen.
Sie schritt die drei steinernen Stufen empor und betrat den Pavillon und zog sich den Umhang enger um die Schultern. Im Schatten, den die blattlosen Rankpflanzen warfen, war es kühl.
Dann sah Narzissa sich um, doch sie war alleine.
Ob sie überhaupt kommen würde?
»Du weißt, wie dumm es ist, das zu tun?«, fragte eine bekannte Stimme plötzlich hinter ihr.
Narzissa wandte sich um und konnte gerade noch sehen, wie der Desillusionierungs-Zauber fiel. Dann stand eine Gestalt in einem dunklen Wollmantel vor ihr. Die weite Kapuze des Muggelmantels hatte sie tief ins Gesicht gezogen und doch erkannte Narzissa sie sofort.
Ihr blasses Gesicht war gealtert und Narzissa sah Falten um ihre schwerlidrigen Augen hinter der Brille. Das dunkle Haar lockte sich leicht und ihr Blick blieb ernst. Es war ein Gesicht, das dem von Bellatrix so ähnlich war und doch würde sie diesen Ausdruck bei der Ältesten nie sehen. Da waren Güte, Liebe und auch Trauer.
»Es ist mir gleich!«, ächzte die Jüngste, bevor sie sich in Andromedas Arme warf und stumme Tränen vergoss.
Die Ältere schloss die Arme um sie und legte ihr behutsam eine Hand an den Kopf.
»Ich bin so froh, dass du gekommen bist«, schluchzte Narzissa, »ich wusste nicht ob du-«
»Ich würde immer, Zissy«, flüsterte Andromeda leise, »wenn du es willst ...«
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Sanctimonia Vincet Semper
FanfictionAls Narzissa von der Verlobung mit Lucius Malfoy erfährt, kann die geborene Black ihr Glück kaum glauben. Als Erbe eines alten und noblen Hauses scheint der angesehene und reiche Aristokrat eine gute Partie zu sein. Doch schnell muss sie erkennen, d...