Kapitel 27

63 6 0
                                    

Kapitel 27

Der Flug verläuft, wie immer, reibungslos und wir begeben uns diesmal direkt zur Rückseite des Felsens. Wir finden die Lichtung auf Anhieb und landen dort. Felises und Stella steigen ab und wir Drachen verwandeln uns. Wir sind inzwischen ein perfekt eingespieltes Team.

Mein Vater hat zwar angeboten, auch mitzukommen, aber ich mache mir Sorgen, ob er schon wieder stark genug ist, um den langen Flug durchzustehen. Außerdem ist mir wichtig, dass jemand in Solana zurückbleibt, der als Autoritätsperson auftreten kann. Ich hoffe natürlich, dass alles gut geht, aber ich will auch eine Rückversicherung haben.

Stella nehme ich auch nur deshalb mit, weil sie als einzige von uns ihre Eltern kennt. Wenn wir uns erst durchfragen müssten, wäre die Mission unmöglich. Außerdem kann sie ihnen die Sicherheit geben, dass sie uns vertrauen können. Ansonsten hätte ich sie auch lieber zu Hause gelassen, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Das ist wohl mein Beschützerinstinkt, der vor allem von meinem Drachen ausgeht.

Ich und mein Mädchen sind inzwischen zu einer wunderbaren Einheit verschmolzen. Wir verstehen uns wortlos und müssen gar nicht mehr diskutieren. Wir sind wie eine Einheit. Es fühlt sich sensationell an, ein zweites Ich zu haben.

Ich habe diesmal eine ganze Menge an Fackeln eingepackt, einige sind als Reserve für den Rückweg gedacht. Zudem deponiere ich einige im Bereich des Tunneleingangs.

„Was willst du damit?", erkundigt sich Freja.

„Zur Sicherheit. Wenn wir mal hierher müssen, ohne darauf vorbereitet zu sein, dann brauchen wir uns wegen der Fackeln keine Sorgen mehr zu machen", erkläre ich.

Sie nimmt dies wortlos zur Kenntnis und wir machen uns auf den Weg durch den Tunnel. Im Treppenhaus verstecke ich weitere Fackeln, die für ein andermal gedacht sind. Diesmal erkundigt sich niemand mehr, warum ich das mache.

Anschließend steigen wir hinab zur untersten Ebene. Dort gehen wir den kurzen Gang bis zur Abzweigung.

„Ich und Stella gehen schauen, wo sich ihre Eltern befinden. Ihr könnt inzwischen hier warten", informiere ich meine Begleiter.

Diese nicken zum Zeichen, dass sie verstanden haben und zusammen mit meiner Freundin mache ich mich auf den Weg in den rechten Gang. Sie schaut durch jeden Spalt, der sich uns bietet und beobachtet lange und genau die Gefangenen. Immer wieder schüttelt sie den Kopf und ich beobachte, dass die Enttäuschung von Mal zu Mal zunimmt. Als wir am Ende des Ganges ankommen, schaut sie mich besorgt an.

„Hier sind sie nicht", teilt sie mir über Gedanken mit.

„Dann müssen wir auf die andere Seite."

Das tun wir dann und auch dort schaut sie lange und durch jeden ihr sich bietenden Schlitz hinüber in den anderen Raum. Immer wieder schüttelt sie den Kopf und ich mache mir schon langsam Sorgen. Ich will aber gar nicht daran denken, warum ihre Eltern nicht hier sein sollten. Natürlich könnte dies mehrere Gründe haben, aber mir wäre auf jeden Fall lieber, dass wir sie heute finden und befreien können.

Wir erreichen das Ende auch dieses Ganges und Stella schaut durch den letzten Schlitz. Sie versucht die aufkommende Panik zu verstecken. Aber ich kann ihre Verzweiflung deutlich sehen. Kaum schaut sie durch den letzten Sehschlitz, spüre ich sofort, dass sie sich anspannt und starr auf einen Punkt blickt.

„Da sind sie!", informiert sie mich.

Als sie zur Seite tritt, kann nun auch ich in den Raum hinter der Mauer schauen. In der letzten Zelle sehe ich einen Mann und eine Frau, die an der Mauer angekettet sind. Sie wirken ausgezehrt, aber es scheint ihnen den Umständen entsprechend gut zu gehen.

Die Königin der DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt