Kapitel 29

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Kapitel 29

Wieder einmal bin ich auf der Wiese hinter der Burg, um loszufliegen. Seit der Befreiung von Stellas Eltern ist eine Woche vergangen. Der Vater hat zwar immer wieder gedrängt, endlich zu Nervin zu fliegen, aber ich habe ihn bewusst etwas hingehalten.

Inzwischen ist er deutlich kräftiger und nicht mehr so ausgezehrt, wie noch im Kerker. Er hat beim Essen auch immer ordentlich zugelangt und gleichzeitig Kraft- und Kampftraining absolviert. Felises war dabei sein Lehrer.

Nun aber will er nicht mehr länger warten. Nach einigen Beratungen habe ich beschlossen allein mit ihm und Freja zu fliegen. Stella und Felises wollten zwar auch mit, aber ich habe ihnen das ausgeredet. Es würde auffallen, würden plötzlich fünf Fremde in einem Dorf auftauchen. Es ist schon viel, wenn drei Unbekannte mitten in der Nacht zu Besuch kommen.

Nach längeren Diskussionen haben es beide schließlich doch eingesehen. Mir ist schon klar, dass sie sich Sorgen um uns machen, aber am Ende hat dann doch die Vernunft gesiegt.

Stella kommt auf mich zu und drückt mich fest an sich. Ich kann ihre Anspannung spüren. Deshalb will ich sie beruhigen.

„Mach dir keine Sorgen, wir kommen wieder."

„Sicher!"

„Ich bin ein Drache, ein mächtiger noch dazu."

„Ich weiß, mein Drache", kichert sie und löst sich von mir. „Pass trotzdem auf dich und auf meinen Vater auf."

„Das mache ich", versichere ich ihr.

Ich gebe ihr noch einen Kuss und schaue mich nach den anderen um. Felises drückt noch einmal Freja, die sich dann mir zuwendet und zu mir herübernickt.

„Wollen wir los?", frage ich auch Stellas Vater.

„Mich brauchst du nicht zu fragen. Ich habe mich von meiner Frau schon im Schloss verabschiedet", grinst er.

Also verwandle ich mich und er steigt auf. Auch Freja steht wenig später in ihrer Drachenform neben mir. Damit kann es losgehen und wir erheben uns wieder einmal in die Lüfte.

Stellas Vater hat diesmal deutlich weniger Angst vor dem Fliegen. Als ich ihn aber über Gedanken kontaktiere, zuckt er etwas zusammen. Dabei hatte ich ihm ausdrücklich erklärt, dass wir über Gedanken kommunizieren können.

Er hat sich zum Glück schon bald wieder im Griff und gibt mir Anweisungen, wie wir fliegen müssen. So erreichen wir eine kleine Ortschaft etwas südlich der Hauptstadt. Hier wohnt Nervin. Ich bin gespannt, diesen Mann zu treffen. Genau genommen ist dies ein Eingriff in die Souveränität eines Landes. Immerhin nehme ich als Königin eines fremden Landes, Kontakt mit dem derzeitigen Rebellenführer auf.

In der Nähe der Ortschaft setzen wir zur Landung an. Geschützt von einem Wäldchen am Rande der Felder, verwandeln wir uns zurück. Freja und ich sind bewaffnet, Stellas Vater nicht. Er verabscheut Gewalt. Deshalb hat sich sein Kampftraining auf Selbstverteidigung beschränkt.

„Folgt mir", sagt er leise.

Am Rande der Felder schleichen wir auf das Dorf zu und nutzen dabei jede Deckung, die sich uns bietet. Im Schatten des ersten Haues bleiben wir stehen. Wir hören Stimmen und drücken uns ganz flach gegen die Wand. Vorsichtig schleiche ich zur Ecke des Hauses und wage einen Blick. Ich kann von dort aus drei Krieger beobachten, die anscheinend ein Haus im Visier haben. Sie befinden sich nicht weit von mir entfernt hinter einer kleinen Hütte, in der Brennholz gelagert wird.

„Dieser Nervin macht doch nichts, wozu sollen wir ihn beobachten?", meint einer der drei.

„Ich glaube auch nicht, dass er etwas mit dem Widerstand zu tun hat", antwortet ein anderer.

Die Königin der DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt