Kapitel 31
Meine Rechnung ist aufgegangen. Die Krieger aus Gunderin haben einen ganzen Tag verloren. Wie erwartet, wollten sich die Offiziere nicht zu Fuß auf den Weg machen. So etwas ist schließlich unter ihrer Würde.
Als ich zusammen mit Freja und Cefalis tags darauf einen Kontrollflug unternehme, befindet sich das Lager am Abend noch immer an derselben Stelle, wie bereits am Abend zuvor. Ein Großteil der Pferde konnte eingefangen werden, einige werden vermutlich bei irgendwelchen Bauern einen neuen Platz gefunden haben.
Das gibt uns den erforderlichen Vorsprung und wir erreichen das Dorf, in dem ich meine Kindheit verbracht habe, einen ganzen Tag vor dem Heer aus Gunderin. Zunächst erkennen mich die Bewohner nicht mehr wieder. Allerdings kann ich nicht widerstehen und gehe zum Bäcker. Als Kind habe ich jedes Mal, wenn ich ins Geschäft ging, die Hefe-Brötchen mit den getrockneten Weintrauben drinnen gesehen und mir nichts sehnlicher gewünscht, als eines Tages eines davon essen zu dürfen. Meine vermeintliche Mutter hat mir aber in all den Jahren nie eines gekauft. Egal ob ich gebettelt habe oder nicht, egal ob ich Geburtstag hatte oder nicht, es gab für mich kein Rosinenbrötchen.
Jetzt bin ich alt genug und kann mir selbst welche kaufen. Und genau das mache ich auch. Ich betrete die Bäckerei und schaue mich suchend um. In einem Korb kann ich etwa zehn dieser Brötchen entdecken, nach denen ich mich so verzehrt hatte.
„Hallo, sie wünschen?", erkundigt sich die Frau des Bäckers.
„Ich hätte gerne alle Hefe-Brötchen mit Weintrauben", sage ich freundlich.
„Alle?", erkundigt sich die Frau.
Dabei schaut sie mich überrascht an. Plötzlich erkennt sie, wer ich bin. Das ist ihr genau anzusehen. Sie reißt die Augen weit auf.
„Serena, bist du es?", erkundigt sie sich.
„Ja, ich bin es."„Ich habe dich länger nicht gesehen, wo warst du."
„Ich war einige Zeit weg aus dem Dorf."
„Bist du mit den fremden Kriegern gekommen?"
„Ja, wir wollen euch schützen."
„Und schützen? Wovor?"
„Vor anderen Kriegern, die euch Böses wollen."
„Woher weißt du das?"
„Weil ich die Krieger anführe."
Die Bäckersfrau schaut mich mit großen Augen an. Zunächst weiß sie nicht, was sie sagen soll und kurz, bevor sie doch wieder den Mund aufmachen kann, geht die Tür erneut auf und Cefalis kommt herein.
„Serena, kommst du, wir müssen uns überlegen, wie wir weiter vorgehen. Wir brauchen dich."
„Ihr braucht Serena? Das Mädchen, das in diesem Ort aufgewachsen ist?", staunt die Frau.
„Sie ist unsere Königin", antwortet der Krieger, als wäre dies das Normalste der Welt.
„Sie ist was?"
„Unsere Königin", sagt er und grinst dabei wissend. Er genießt die Überraschung der Frau.
Die Bäckersfrau jedoch schaut den stattlichen Mann zunächst völlig irritiert an. Als sie dann aber davonlaufen will, vermutlich um die Neuigkeit sofort unter die Leute zu bringen, halte ich sie zurück.
„Halt! Gib mir zuerst die Brötchen."„Welche Brötchen?", erkundigt sich die Bäckersfrau. Sie ist ganz durcheinander.
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Die Königin der Drachen
FantasyEin einfaches Mädchen gelangt in eine völlig neue Welt und stellt fest, das sie dort eine gehobene Stellung einnimmt.