Kapitel 38

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Kapitel 38

Es sind inzwischen einige Tage ins Land gezogen. Ich wechsle mich mit Stella zu den Audienzen ab, ich genieße das Essen von Pippa und ich erfreue mich jeden Tag daran, wie Reseri und Oridin mehr und mehr zu einer kleinen Familie zusammenwachsen.

Wenn der Kleine mit seinen Freundinnen spielt, dann hat die Drachendame ein waches Auge auf ihn und die anderen oder sie nützt die Zeit, um auf die Jagd zu gehen. Wenn sie aber allein sind, dann kuschelt sich Oridin an seine Mutter und genießt ihre Nähe. Das ist nicht zu übersehen.

Pippa und Erina sind schon fast wie Mutter und Tochter. Nervin hat die Macht in Gunderin übernommen. Er hat mich gebeten, ein kleines Haus in der Hauptstadt beziehen zu dürfen, um von dort aus die Verwaltungsgeschäfte leiten zu können. Seine Frau und Erina's Geschwister habe ich nach Gunderin gebracht, wo sie nun eine glückliche Familie bilden. Wenn ich sehe, wie die Kleinen im Garten spielen, geht mir das Herz auf. Sie sind ausgelassen, wie sie es nie zuvor waren, erzählt mir Nervin.

Nur Erina ist in Solana geblieben. Ihre Mutter hat zwar versucht, sie zu überreden, mit ihr zu kommen, aber die Tochter wollte dies um keinen Preis. Auch das Argument, dass sie nun auch in Gunderin eine reelle Chance haben würde, eine schöne Stelle zu finden, war nicht ausreichend. Sie will bei Pippa bleiben. Kein Wunder. Die beiden sind ein Herz und eine Seele, sie ticken exakt gleich.

Stella ist noch in der Audienz und ich habe eine Sitzung des Rates für innere und äußere Sicherheit geleitet. Inzwischen umfasst diese das gesamte Reich und nicht nur Solana. Da wir früher fertig sind als Stella, begebe ich mich noch kurz in den Garten. Am Fischteich lasse ich mich auf der Bank nieder und warte auf meine Partnerin, die ich über Gedanken verständigt habe, wo sie mich findet.

„Darf ich stören", höre ich eine Stimme.

Als ich mich umdrehe ist es mein Vater. Er steht etwas unsicher neben mir.

„Natürlich, du doch immer! Setz dich bitte", biete ich an.

Er nimmt neben mir Platz. Ich sehe sofort, dass ihm etwas auf der Seele brennt. Allerdings scheint er noch mit sich zu ringen, ob er es aussprechen soll oder nicht.

„Na Vater, was drückt dich?"

„Ich habe den König von Gunderin nie gesehen. Ich habe den Mann, der mich zwei Jahre lang festgehalten hat, der Schuld daran ist, dass ich meine Frau nie mehr sehen konnte, noch nie in meinem Leben gesehen."

„Du würdest ihn gerne besuchen?", frage ich überrascht.

„Er hat mir zwei Jahre meines Lebens geraubt und ich möchte wissen, was das für ein Mensch ist, der so etwas tut."

„Du möchtest zu ihm fliegen?"

„Würdest du mich dabei begleiten?"

„Das wäre machbar."

„Macht dir das Erlebte nichts aus? Kannst du ihm problemlos gegenübertreten?"

„Ich habe kein Problem damit, ich verschwende keinen Gedanken mehr an diesen Mann."

„Obwohl er dir nach dem Leben getrachtet hat, dir deine Macht streitig machen wollte, dich erpresst hat?"

„Was kümmert's die Eiche, wenn sich die Wildschweine daran reiben", antworte ich schelmisch lachend. „Ich habe am Ende gesiegt und nur das ist entscheidend. Ich habe nun auch die Möglichkeit, den Menschen in Gunderin zu helfen, ihnen zu ermöglichen ein gutes Leben zu führen. Ich konzentriere mich darauf und nicht auf das, was gewesen ist."

„Ich wünschte, ich könnte das alles so schnell hinter mir lassen, wie du."

„Ich will nach vorne blicken. Ich will mich dem widmen, das ich verbessern kann, was ich ändern kann und wo ich einen Einfluss habe. Die Vergangenheit kann man nicht mehr ändern."

Die Königin der DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt