I.

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"Wenn ich mir das noch ein einziges Mal anhören muss, fange ich an dich zu schlagen", rief ich  Gianna lachend zu, welche sich gerade ihre Lippen mit einem rötlichem Braun umrandete.

"Ziba glaub mir! Du musst einfach mal nach draußen und den Leuten mit Offenheit gegenübertreten. Die Liebe wirst du nicht in deinem Zimmer finden.", entgegnete sie mir und blickte mich mit Ihren großen grünen Augen an.

"Ich will niemandem mit irgendetwas gegenübertreten.", murmelte ich mit leidender Miene vor mich hin, da mich die Vorstellung, gleich unzählige Fremde bedienen zu müssen, wirklich anekelte.

Ich bin nun wirklich kein anti-sozialer Mensch, aber an manchen Tagen will ich mich einfach zu Hause mit Charly, dem Nachbarshund, der mittlerweile bei mir eingezogen ist, auf mein Bett legen und Twilight gucken. Ja, ich habe gerade Twilight gesagt. Ja, die Filme sind cringe. Ja, ich liebe sie trotzdem.

"Und die Liebe finde ich erst recht nicht beim Schwarzarbeiten.", fügte ich, diesmal lauter, hinzu. Gianna arbeitete bei einer Firma, welche Events, Galas, Partys und alles Mögliche in dem Spektrum organisierte. Und da sie heute eine Arbeiterin mehr brauchten, hatte ihre Chefin, Elana, mir vorgeschlagen auszuhelfen, was für mich eine super Möglichkeit ist, ein wenig Taschengeld dazuzuverdienen. 

Ich blickte in den Spiegel und betrachtete mein nun fertiges Make-Up. Ich liebte es mich zu schminken. Es hatte etwas therapeutisches an sich, dort zu sitzen und in Ruhe meine Produkte einzuarbeiten.

Was leider weniger therapeutisch und beruhigend war, ist es meine Haare zu stylen. Ich hatte dunkelbraune Naturlocken, welche mich an manchen Tagen, wirklich an den Rand des Wahnsinns trieben. Heute hatte ich sie jedoch in einen engen Dutt hochgesteckt, damit sie mich während der Arbeit nicht nerven würden.

Das Arbeitspersonal sollte sich schlicht und schwarz anziehen, weswegen ich ein schwarzes, enges, langärmliges Oberteil trug, welches ich mit einer ebenso schwarzen Stoffhose kombiniert hatte. Da ich keine schwarzen Sneaker besaß, mussten ich den Dress Code leider mit meinen weißen Dunks brechen. Sorry, Elana. 

Ich sprühte noch ein wenig meines Lieblingsparfüms drauf und schnappte mir meine Tasche und mein Handy.

"Ready?", fragte mich meine beste Freundin, welche ebenso in all-black gekleidet war, aber ihre blonden Haare locker mit einer Spange hochgesteckt hatte. "Si, mi amor. Vámonos.", antwortete ich ihr auf Spanisch, da ich momentan tatsächlich Spanisch lernte. Warum fragt ihr euch? Ich habe definitiv zu viel Narcos geguckt.

Gianna fuhr uns, mit ihrem süßen Fiat, zur Location und brauchte anstatt 20 Minuten nur 11. Ja, das Mädchen hat ihr Auto ,glaube ich, mit einem verdammten Rennwagen verwechselt.

Nach zwanzig Beleidigungen und purer Todesangst, parkte sie ein und wir eilten zu den Umkleidekabinen. 

"Du bist ein Psychopath." "Hey, kommen wir nicht immer heil und gesund an?", und dagegen konnte ich nichts argumentieren, denn wir kamen tatsächlich immer gesund an. Etwas verstört und verschwitzt, aber gesund.

Nachdem wir unsere Taschen und Wertsachen weggesperrt hatten, liefen wir zum üblichen Team-Meeting. Elana erläuterte den Ablauf des heutigen Events, verteilte die Aufgaben und gab uns die nötigen Randinformationen.

Gianna und ich waren für "Rundgang/Springer" eingeteilt, was hieß, dass wir so ziemlich überall sein würden und helfen würden, wenn jemand zusätzliche Unterstützung benötigte.

Ich betrachtete die riesige, dekorierte Halle genauer und realisierte, dass es sich um ein Sportevent handelte. Überall waren verschiedene Stände und Stationen mit diversen Produkten, Klamotten, Spielen und Bildschirmen. 

ONLY YOU- KENAN YILDIZ FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt