VI.

442 13 8
                                    




Wir beendeten alle Einheiten, die ich für heute eingeplant hatte in einer unbehaglichen Stille und alle paar Sekunden warf dieser eigenartige Typ mir die merkwürdigsten Blicke zu. Als ob er mich verurteilen würde. Dabei müsste ich ihm diese Blicke zuwerfen und ihn einmal ganz fest schubsen, aber ich hielt mich dann doch zurück, weil ich nicht unbedingt meinen Job verlieren wollte.

Um genau 13:45 waren wir fertig und ich musste, abgesehen von seinem komischen Verhalten, wirklich zu geben, dass er die Übungen trotz der Schmerzen sehr gut durchführte. Ich sah ihm, an wie sehr er für seinen Sport brannte. Jedes Mal, wenn auch nur das Wort Fußball erwähnt wurde, glühten seine Augen förmlich auf und es war wirklich sehr schön anzusehen.
Tja, wäre er bloß kein Arsch. Dann wäre er noch schöner anzusehen.

" Wir sind fertig für heute du kannst-", fing ich an, doch ich wurde unterbrochen durch ein schrilles "Kenan!"

Verwirrt drehte ich mich in die Richtung dieser Stimme und es war eine junge, hübsche, blonde Frau Anfang ihrer 20er, die gerade den Raum betreten hatte. Ich war seltsamerweise sehr alarmiert, weil ich zunächst garnicht verstand wer sie war und sich plötzlich ein mulmiges Bauchgefühl in mir breit machte. "Entschuldigen Sie, Sie dürfen nicht einfach-" und schon wieder unterbrach sie mich, "Ich bin Kenans Social-Media-Managerin." erläuterte sie mir ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen und ging an mir vorbei. Okay, unhöflich.

"Hey, Mila.", begrüßte Kenan sie mit einem müden Lächeln und legte sein Handtuch über seine Schulter, während Mila ihn daraufhin in eine lange Umarmung zog. "Heyy, wie gehts denn meiner Nummer 15."

Ich trat ein Stück zur Seite, weil ich mir etwas Fehl am Platz vorkam und widmete mich meinen Notizen, um den beiden ihren Raum zu lassen.

Jedoch könnte ich schwören, dass Miss Social-Media mich, während sie redete auf eine sehr schroffe Art von oben bis unten musterte. Ich entschied mich dennoch dazu, nochmal auf sie zuzugehen und mich ordentlich vorzustellen, denn vielleicht verstand ich sie auch nur falsch.

Ich mochte es wirklich gar nicht unfreundlich zu anderen Frauen zu sein. Wir leben in einer Welt, in der Frauen bereits so viel Hass und Verurteilung erfahren müssen, da sollten wir zumindest untereinander, füreinander dasein und etwas Positivität verbreiten.

Als die beiden sich fertig begrüßt hatten, streckte ich ihr meine Hand aus und stellte mich mit einem freundlichen Lächeln vor "Hey, ich bin Ziba, freut mich."

Etwas widerwillig und mit einem leichten Zögern nahm sie meine Hand an und antwortete nur mit einem kurzen "Mila.", bevor sie sich wieder zu Kenan drehte, ihn an den Schultern packte und mit einem "Na los, wir müssen uns beeilen." aus dem Raum scheuchte.

Kenan schaute noch ein kurzes Mal zurück und brachte durch das Drängeln der unfreundlichen Kuh, nur ein "Danke, Bis morgen Ziba." hervor.

Ja, ich habe sie gerade unfreundliche Kuh genannt. Sie war es auch. Und außerdem musste ich mir eingestehen, dass da ein Funken Eifersucht in mir aufkam. Kann jemand diesen Funken bitte sofort in seinem Kern ersticken, Bitte.

Ich räumte den Raum auf, kramte meine Sachen zusammen und lief ebenfalls in Richtung der Lounge-Area, in welcher Kenan und Mila, gerade irgendetwas auf ihrem iPad besprachen, als mein Handy klingelte.

Ich schaute auf den Display und es war Thiago, was mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Ich ging ran und begrüßte ihn mit einem fröhlichen "Heyyy."

"Heyy, Miss-Sie-Hat-Mir-Versprochen-Mich-Nicht-Zu-Vernachlässigen." rief mir der 16-Jährige zu und ich hörte abgedumpfte Fortnite-Geräusche im Hintergrund. Irgendwann bleiben seine Hände, in der Form eines PS5-Controllers stecken.

ONLY YOU- KENAN YILDIZ FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt