Dagi's P.O.V.
"Timo?", fragte ich vorsichtig und kniete mich neben seinem Kopf auf den Boden. Seine Augen flatterten beim Klang meiner Stimme und für einen Moment konnte man glauben er wäre wach. Doch nichts. Keine andere Reaktion. Er lag einfach nur regungslos da. "Baby?", versuchte ich es noch einmal, diesmal etwas lauter. Ruckartig schlug er seine Augen auf und schreckte hoch, so abrupt, dass ich nach hinten kippte und mir den Kopf am Boden stieß. Vor Schmerz aufstöhnend richtete ich mich auf und rieb mir den Hinterkopf. Als Timo mich sah, wurde sein verwirrter Blick liebevoll. Ich wollte ihm gerade aufmunternd und vertrauenserweckend zu lächeln, als sich etwas in seiner Mimik veränderte.
Es spielte sich ein reines Gefühlschaos in seinen Augen ab. Von Liebe zu Hass, von Verwirrung zu Abscheu und schließlich von Reue zu Entschlossenheit. Doch was mich am meisten traf war: Der Hass. Noch nie hatte mich Timo so angesehen. Immer war, auch wenn er noch so wütend war, ein Fünkchen Liebe hinter dem ganzen Zorn zu erkennen, doch jetzt war davon keine Spur mehr. So langsam begann es mir zu dämmern, warum sich sein Verhalten so drastisch verändert haben könnte. Und wenn ich damit richtig lag, würde es kein gutes Ende mit uns nehmen.
Timo's P.O.V.
"WARUM?", brülle ich sie rückhaltlos an. Sofort schossen ihr Tränen in die Augen und sie erschrak fürchterlich vor meinem Ausbruch, sodass sie ein paar Schritte rückwärts stolperte. So schnell es mir in meinem nicht gerade hervorragenden Zustand möglich war, sprang ich auf, stampfte auf sie zu und packte sie grob an den Schultern. "Wieso tust du sowas? WARUM?!?" Es war mir immer noch nicht möglich mich irgendwie zu beruhigen.
Wütend nahm ich ihr scheiß Handy vom Bett und zeigte ihr die Nachricht von "Unbekannt". Ich hatte sie so oft angestarrt, dass ich sie mittlerweile auswendig konnte. "Mal sehen wie gut du deine Freundin wirklich kennst.", stand dort und darunter ein Bild von ihr in Unterwäsche und einem Röckchen an einer Stange, vermutlich in einem abgefuckten Stripschuppen. Vor Zorn bebend beobachtete ich sie, als sie die Worte erstaunt und stumm mit den Lippen formte. Bei jedem Wort riss sie ihre Augen ein wenig weiter auf und war immer verängstigter. "Timo, ich kann dir das erklär...", doch ich unterbrach sie. "Nein Dagmara. Ich hab keine Lust mehr auf deine Lügen. Wenn ich dir nicht genug bin, kann ich dir auch nicht helfen. Das alles hier hat doch keinen Sinn mehr.
Ein "wir" existiert bei uns doch schon längere Zeit nicht mehr. Ich verschwinde."
"Timi, nein!", wieder schnitt ich ihr das Wort ab. "Kommt mir jetzt nicht mit Timi. Ich bin nicht mehr dein Timi. Das war ich von dem Moment an nicht mehr, als du mich in Sachen Überstunden belogen hast. Leb wohl, Dagi." Sie brach in lautes, unerträgliches Geheule aus und schluchzte verbittert an meine Schulter. Unsanft schubste ich sie weg und sah sie vollkommen emotionslos an. Wie sie da vor mir auf dem Boden lag und herum brüllte und heulte widerte mich einfach nur an. Sie widerte mich nur mehr an. Ich wollte mir mein Leben nicht von ihr und ihren Lügen und Intrigen versauen lassen. Ich war fertig mit ihr.Dagi's P.O.V.
Auch noch Stunden nachdem Timo mich verlassen hatte, lag ich immer noch an der selben Stelle und schrie mir die Seele aus dem Leib. Was hatte mein Leben noch für einen Sinn, wo mich doch meine große Liebe verlassen hatte und verabscheute? Mühsam und kraftlos zwang ich meinen Körper dazu, sich aufzurappeln und ging wie in Trance auf die Küche zu. Geradewegs zu den Steakmessern. Ab diesem Moment schaltete ich mein Gehirn ab, dachte nur noch an die Erlösung, die ich empfinden würde, wenn das Messer tief in meinen Rippen steckte. Resigniert richtete ich es mit der Spitze zu mir und rammte mir die Klinge hinein.
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Lost in Love
FanfictieProlog: Ich wurde in einem düsterem Raum ohne Fenster oder sonstige Beleuchtung wach. Meine Handgelenke schmerzten bei jeder Bewegung, so aufgescheuert waren sie bereits von diesen verdammten Handfesseln, die mich seit mehreren Tagen an diese schimm...