♧ Kapitel 3 ♧

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Es waren nun einige Monate vergangen, seitdem wir uns kennengelernt hatten, und ich durfte auch schon aus dem Haus gehen. Mein oberstes Ziel war es, meinen Vater zu finden. Meine Mutter hatte immer gesagt, ich hätte meine Augen von meinem Vater. Dabei hatte meine Mutter doch auch blaue Augen gehabt.

Trotz dieser neuen Freiheit und meiner Suche stritten Muichiro und ich uns immer noch häufig. Fast täglich schienen wir aneinander zu geraten. Es war, als würden unsere Meinungen und Persönlichkeiten einfach nicht zusammenpassen, und jeder Versuch, sich anzunähern, endete in einem Wortgefecht.

Eines Tages kam ich nach einem langen Tag der Suche zurück zum Anwesen. Ich war müde, frustriert und hatte keinen Erfolg gehabt. Als ich die Tür öffnete, hörte ich Muichiro in der Küche, und ich seufzte leise. Es war schwer, mit ihm zusammenzuleben, wenn jede Begegnung zu einem Konflikt führte.

Muichiro drehte sich um, als er mich bemerkte, und ich sah sofort, dass etwas nicht stimmte. Sein Blick war ernst, fast besorgt. "Kyara, wir müssen reden", sagte er ruhig.

"Was ist denn jetzt schon wieder?" Ich versuchte, meine Frustration zu verbergen, aber es war schwer.

Er seufzte und setzte sich an den Küchentisch. "Ich habe das Gefühl, dass wir so nicht weitermachen können. Unsere Streitereien gehen zu weit."

Ich trat in die Küche und ließ mich gegen die Arbeitsplatte lehnen, meine Arme vor der Brust verschränkt. "Ja, das stimmt wohl. Aber du bist auch nicht gerade einfach, weißt du das?"

Sein Blick traf meinen, und ich spürte den alten Ärger in mir aufsteigen. "Und du bist eine einzige Herausforderung", erwiderte er. "Immer voller Wut und Aggression."

"Vielleicht würde ich nicht so sein, wenn du nicht immer so distanziert und kalt wärst!" fuhr ich ihn an.

Er runzelte die Stirn. "Ich bin nicht kalt. Ich versuche nur, mein Bestes zu tun, um dich und andere zu schützen."

"Ja, das hör ich ja immer von dir", spottete ich. "Aber du könntest auch mal versuchen, etwas Einfühlungsvermögen zu zeigen!"

Muichiro seufzte erneut und strich sich durch sein dunkles Haar. "Vielleicht hast du recht. Vielleicht könnte ich das."

Ich schnaubte. "Das wäre mal was Neues."

Er sah mich ernst an. "Kyara, ich möchte nicht, dass unsere Beziehung so bleibt. Können wir nicht versuchen, uns besser zu verstehen?"

Ich dachte einen Moment nach, bevor ich antwortete. "Vielleicht sollten wir das wirklich versuchen. Ich will auch nicht immer streiten."

Er nickte langsam. "Gut. Dann lass uns einen Neuanfang versuchen."

"Ein Neuanfang, hm?" Ich lächelte leicht, trotz meiner inneren Anspannung. "Das klingt nach einer Herausforderung."

Muichiro lächelte ebenfalls, ein kleines, kaum wahrnehmbares Lächeln. "Eine Herausforderung, die wir hoffentlich gemeinsam meistern können."

Wir sahen uns eine Weile schweigend an, bevor wir gleichzeitig lachten, das Spannung in der Luft etwas lockerte. Vielleicht gab es doch Hoffnung für uns beide, dass wir uns irgendwann verstehen und respektieren könnten.

Als wir am nächsten Morgen zusammen frühstückten, hing immer noch eine gewisse Spannung zwischen uns, aber es war besser als zuvor. Ich aß schweigend meinen Toast, während Muichiro sein Miso-Süppchen aß. Schließlich brach er das Schweigen.

"Kyara, warum suchst du eigentlich deinen Vater?" fragte er ruhig, seinen Blick auf sein Essen gerichtet.

Ich zögerte einen Moment, bevor ich antwortete. "Ich will ihn kennenlernen. Meine Mutter hat nie viel über ihn gesprochen, außer dass er ein Dämonenjäger war."

Muichiro hob leicht eine Augenbraue. "Das hast du mir schon gesagt."

Ich konnte nicht anders und musste lachen. Es war das erste Mal seit langem, dass ich wirklich lachte, und es tat gut. "Entschuldige. Ich weiß, dass ich mich wiederhole."

Er lächelte leicht. "Es ist in Ordnung. Es ist gut, dich lachen zu hören."

Das Lachen starb langsam ab, aber ein Grinsen blieb auf meinem Gesicht. "Weißt du, ich habe über meinen Vater nachgedacht. Meine Mutter hat immer gesagt, dass er Dämonen hasst."

Während ich sprach, musste ich erneut lachen, dieses Mal über den Gedanken, dass mein Vater Dämonen hasste, während ich selbst eine Halbdämonin war.

Muichiro sah mich nachdenklich an. "Das ergibt einen interessanten Kontrast."

"Ja, nicht wahr?" sagte ich und wischte mir eine Träne des Lachens aus den Augen. "Ich weiß nicht viel über ihn, außer dass er ein Jäger war. Ich frage mich, ob er immer noch lebt."

Muichiro nickte nachdenklich. "Es ist möglich. Als Jäger sind wir ständig Gefahren ausgesetzt, aber viele von uns leben ein langes Leben."

In diesem Moment spürte ich, dass er mehr wusste, als er preisgab. "Hast du vielleicht eine Idee, wo ich anfangen könnte zu suchen?"

Er zögerte einen Moment, bevor er antwortete. "Es steht bald ein Treffen der Säulen an. Vielleicht könnte ich mich für dich erkundigen."

Ich lachte nur leise. "Das meinst du doch nicht ernst, oder?"

Muichiro sah mich ernst an. "Ich meine es todernst, Kyara. Ich könnte für dich nachfragen, wenn du willst."

Ich war überrascht von seinem Angebot. "Das würdest du wirklich tun?"

Er nickte entschlossen. "Ja, wenn es dir wichtig ist, deinen Vater zu finden."

Ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus. Muichiro, der oft so unnahbar und distanziert wirkte, bot mir seine Hilfe an. Vielleicht war doch mehr an ihm, als ich bisher gedacht hatte. "Danke, Muichiro. Das bedeutet mir viel."

Er lächelte leicht. "Du bist nicht allein, Kyara. Wir können das zusammen angehen."

Es war ein ungewohntes Gefühl, jemanden an meiner Seite zu wissen, der mir half und für mich da war. Vielleicht gab es wirklich Hoffnung, dass wir nicht nur in Streitigkeiten verstrickt sein mussten, sondern auch einander unterstützen konnten.

Der Dämonenjäger, den ich meinen Vater nenne [Muichiro FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt