♧ Kapitel 6 ♧

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Es dauerte überhaupt nicht lange, bis mir Obanais Anwesenheit auf die Nerven ging. Er war wie ein Schatten, der mir ständig folgte, und seine ständige Wachsamkeit ließ mich mich wie ein Gefangener fühlen. Selbst meine Spaziergänge im Garten wurden zu einer nervenaufreibenden Erfahrung.

Eines Tages, als ich versuchte, einen ruhigen Moment für mich allein zu finden, tauchte Obanai wieder einmal aus dem Nichts auf. Ich saß auf einer Bank und genoss die Sonne, als ich das Rascheln von Blättern hörte. Da stand er, wie immer, mit seiner Schlange um den Hals.

"Schon wieder hier, Obanai?" fragte ich genervt und verdrehte die Augen.

"Muichiro hat mich gebeten, auf dich aufzupassen," wiederholte er, als ob das alles erklärte.

"Ja, das hast du schon gesagt. Aber ich brauche wirklich keine Babysitter," antwortete ich gereizt.

Obanai seufzte, offensichtlich genauso genervt wie ich. "Ich mache das nicht freiwillig. Glaub mir, ich wäre lieber woanders."

"Das beruhigt mich nicht gerade," murmelte ich. "Kannst du nicht wenigstens versuchen, mich nicht ständig zu beobachten? Es ist unheimlich."

"Unheimlich?" Obanai hob eine Augenbraue. "Ich dachte, Halbdämonen hätten keine Angst."

"Das hat nichts mit Angst zu tun!" fauchte ich. "Es ist einfach... unhöflich. Hast du nichts Besseres zu tun?"

Obanai zog seine Schultern hoch. "Ich mache nur, was mir gesagt wurde."

Ich stand auf und trat einen Schritt auf ihn zu. "Du könntest auch einfach in der Nähe bleiben, ohne mich ständig anzustarren."

Obanai nickte widerwillig. "In Ordnung, ich werde versuchen, dir mehr Freiraum zu geben."

Gerade als ich dachte, dass das Gespräch vorbei war und ich endlich ein bisschen Ruhe haben könnte, glitt seine Schlange von seinem Hals und bewegte sich auf mich zu. Ich sprang auf und kreischte: "Was soll das denn?!"

Obanai schmunzelte leicht. "Das ist Kaburamaru. Er mag dich."

"Ich mag ihn aber nicht!" rief ich und wich zurück.

"Beruhige dich. Er tut dir nichts," sagte Obanai, aber ich konnte sehen, dass er die Situation ein wenig genoss.

"Großartig," murmelte ich und setzte mich wieder auf die Bank, diesmal mit einem wachsamen Auge auf die Schlange. "Ich hoffe, Muichiro kommt bald zurück."

Obanai setzte sich auf eine nahegelegene Bank und beobachtete mich weiterhin, aber zumindest hielt er seine Distanz. "Er wird bald zurück sein. Bis dahin werden wir uns wohl oder übel arrangieren müssen."

Ich seufzte und versuchte, mich wieder zu entspannen. "Na schön. Aber lass uns eines klarstellen: Wenn du weiterhin so gruselig bist, dann reden wir kein Wort mehr miteinander."

Obanai nickte. "Einverstanden. Ich werde versuchen, weniger... gruselig zu sein."

Ich konnte nicht anders als zu lachen. "Das wäre nett."

Die nächsten Tage wurden etwas erträglicher, aber es war klar, dass sowohl Obanai als auch ich uns in dieser Situation unwohl fühlten. Trotzdem lernten wir, miteinander auszukommen, und ich musste zugeben, dass es manchmal sogar amüsant war, seine ernste Miene zu sehen, während er versuchte, mich zu beruhigen oder seine Schlange von mir fernzuhalten.

Vielleicht würden wir uns irgendwann sogar besser verstehen. Aber für den Moment reichte es, dass wir es geschafft hatten, nicht ständig aneinander zu geraten.

Die Tage vergingen, und das Zusammenleben mit Obanai Iguro wurde langsam zur Gewohnheit, auch wenn ich mich immer noch nicht ganz an seine ständige Präsenz gewöhnt hatte. Es war wie eine seltsame, unausgesprochene Vereinbarung zwischen uns, bei der wir uns gegenseitig auf die Nerven gingen, aber gleichzeitig eine Art respektvolle Beziehung entwickelten.

Der Dämonenjäger, den ich meinen Vater nenne [Muichiro FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt