♧ Kapitel 5 ♧

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Ich spürte, dass Obanai etwas angespannt gewesen war, als er mich zum ersten Mal gesehen hatte. Am Abend war ich wieder extrem still. Lag es etwa daran, dass ich eine Haldämonin war, oder an etwas anderem?

Muichiro setzte sich mir gegenüber und begann, sein Essen zu essen. Er schaute auf und bemerkte wohl meine Nachdenklichkeit. "Das ist ja ein Wunder, dass du mal nachdenkst," sagte er mit einem schelmischen Grinsen.

Ich sah ihn giftig an. "Sehr witzig, Muichiro."

Er lachte leise. "Das war nur ein kleiner Scherz. Was beschäftigt dich so sehr?"

Ich seufzte und legte mein Besteck beiseite. "Es ist wegen Obanai. Er war so angespannt, als er mich zum ersten Mal gesehen hat. Es hat mich wirklich beunruhigt."

Muichiro nickte langsam. "Obanai hasst Dämonen. Er hat viele schlimme Erfahrungen gemacht, also ist es verständlich, dass er so reagiert hat."

"Das verstehe ich," erwiderte ich. "Aber es war mehr als das. Er wirkte so vertraut auf mich, als hätte er mich schon einmal gesehen oder würde mich kennen."

Muichiro runzelte die Stirn und dachte nach. "Es ist möglich, dass er etwas gespürt hat. Obanai hat ein starkes Gespür für Dämonen. Aber du solltest ihm das niemals sagen."

Ich hob eine Augenbraue. "Warum nicht?"

Muichiro beugte sich leicht vor und senkte seine Stimme. "Weil er dich sonst umbringen würde. Er würde keinen Moment zögern, wenn er denkt, dass du eine Gefahr bist."

Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. "Das klingt... beunruhigend."

Muichiro nickte ernst. "Es ist die Realität unserer Welt. Die meisten Säulen würden nicht zögern, einen Dämon oder einen Halbdämon zu töten, wenn sie es für notwendig halten."

Ich schluckte schwer und sah auf mein Essen hinunter. "Das macht die Suche nach meinem Vater nicht gerade einfacher."

Muichiro legte seine Hand beruhigend auf meine. "Wir werden einen Weg finden, Kyara. Du bist nicht allein in dieser Suche."

Ich sah ihm in die Augen und fühlte zum ersten Mal seit langer Zeit eine echte Verbindung. "Danke, Muichiro. Ich weiß das zu schätzen."

Er lächelte leicht. "Lass uns einfach vorsichtig sein. Und wenn wir auf Schwierigkeiten stoßen, werden wir sie gemeinsam überwinden."

Ich nickte, fühlte mich etwas beruhigter. "Gemeinsam. Ja, das klingt gut."

Wir aßen schweigend weiter, aber die Stimmung war nicht mehr so angespannt wie zuvor. Obwohl die Reise schwierig und gefährlich war, fühlte ich mich sicherer, weil ich wusste, dass Muichiro an meiner Seite war.

Am nächsten Tag hinterlies mir Muichiro eine Nachricht. Er musste ein paar Dämonenjägern zur Hilfe eilen, da sie es nicht schafften den Dämon in einem Dorf ausfindig zu machen und viele deswegen schon getötet worden waren. Ich vertrieb mir daher meine Zeit draußen. 

Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir und drehte mich um. Dort stand Obanai Iguro, die Schlangensäule selbst. Ein unangenehmes Gefühl der Überraschung und Anspannung überkam mich. "Was machst du hier?" fragte ich etwas schroff.

Obanai blieb ruhig und behielt seine ernste Miene bei. "Muichiro hat mich gebeten, auf dich aufzupassen."

Die Vorstellung, dass Muichiro jemanden schickte, um mich zu bewachen, verärgerte mich. "Was? Das kann er nicht einfach tun! Ich bin keine Gefahr für mich selbst!"

Obanai seufzte leise. "Ich habe es auch nicht freiwillig gemacht. Muichiro ist stärker als ich, und ich habe Respekt vor ihm."

"Respekt vor ihm?" Ich schnaubte verächtlich. "Er hat Respekt verdient, aber das heißt nicht, dass er uns einfach kontrollieren kann."

Obanai betrachtete mich ernst. "Muichiro ist innerhalb von zwei Wochen nachdem er ein Katana in die Hand genommen hat, zur Säule geworden. Seine Stärke und Entschlossenheit sind beeindruckend."

Ich wusste, dass Obanai recht hatte. Muichiro war unglaublich talentiert und hatte sich schnell in der Hierarchie des Demon Slayer Corps hochgearbeitet. Trotzdem ärgerte es mich, dass er dachte, er könnte einfach über mich bestimmen.

Ich wollte Obanai fragen, warum er mir so bekannt vorkam, aber dann erinnerte ich mich an Muichiros Worte: Obanai würde es nicht schätzen, wenn ich darauf hinwies. Also entschied ich mich, es für mich zu behalten.

Schließlich brach ich das Schweigen und sagte zu Obanai: "Ich verstehe, dass du nur deinen Job machst. Aber lass mich klarstellen: Ich bin kein hilfloses Kind, das bewacht werden muss."

Obanai nickte langsam. "Ich verstehe. Aber wir müssen vorsichtig sein. Die Welt der Dämonen ist gefährlich, besonders für Halbdämonen wie dich."

Ich seufzte und wandte mich ab. "Ja, das weiß ich. Danke, dass du es mir gesagt hast."

Obanai blieb stehen und beobachtete mich noch einen Moment lang, bevor er sich umdrehte und ging. Während er verschwand, fühlte ich mich immer noch etwas verärgert über die Situation, aber auch nachdenklich. Es war schwer zu akzeptieren, dass ich nicht alleine entscheiden konnte, was das Beste für mich war.

Der Dämonenjäger, den ich meinen Vater nenne [Muichiro FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt