Scheiße, ist der süß, schoss es Colin durch den Kopf, als er seinen blonden Mitbewohner traf und sich direkt zum Affen machte, indem er seine coole Pose dezent verfehlte und sich beinahe zum Fußabtreter degradierte. Diese blauen Augen hatten ihn wirklich aus der Bahn geworfen.
„Ähm, ja, also im lässigsten Zimmer im ganzen Internat", vervollständigte Colin lahm seinen Satz und wäre am liebsten im Boden versunken. Konnte er bitte die Zeit nochmal zurückdrehen und einen besseren ersten Eindruck hinterlassen? Wie sollte er so neue Freund*innen finden und Julia bei ihrer Challenge besiegen?
„Colin, richtig? Massuda meint, du wärst Julias Freund?", kam es da von seinem zweiten Mitbewohner, den Colin bis jetzt noch gar nicht richtig wahrgenommen hatte.
„Nein!", widersprach Colin schnell dem Brillenträger. „Sie ist meine beste Freundin. Wir sind nicht zusammen. Ich bin in keiner Beziehung."
Konnte ihn bitte jemand erschießen? Wieso konnte er nicht aufhören zu reden? Und wieso war es ihm so wichtig gewesen, das unbedingt sofort klarzustellen?
Colin schielte zurück zum blonden Jungen, der ihm jedoch inzwischen den Rücken zugewandt hatte. Colin bildete sich trotzdem ein, ein kleines Grinsen auf seinem Gesicht zu erkennen.
„Okay, okay, sorry. Ich bin übrigens Joel und der gesprächige Kerl dort drüben ist Noah", stellte der Brillenträger die beiden Jungs vor. Noah warf Joel bei diesen Worten einen bösen Blick über die Schulter zu, bevor er Colin kurz anlächelte.
Colins Herz machte einen kleinen Hüpfer in seiner Brust. Holy shit. Er hatte noch nie jemanden so attraktiv gefunden wie Noah. Colin war immer der Meinung gewesen, dass ihn nichts und vor allem niemand so schnell aus der Fassung bringen konnte, aber bei diesem Jungen fühlte er sich plötzlich wie im freien Fall. Er wusste nicht, was er tun sollte, was er sagen sollte, aber er wollte unbedingt, dass Noah ihn gut fand.
Colin versuchte sich zu sammeln und ging zu seinem Rucksack.
„Jemand Lust auf Cola?", fragte er lässig und warf seinen Mitbewohnern je eine Dose zu. Noah fing sie gekonnt mit einem dankbaren Nicken auf, während Joel sie direkt beiseitestellte.
„Nein, danke. Es gibt allein in Deutschland über 40 Cola-Sorten, der Markt ist also völlig erschöpft. Von Fenchselsaft hingegen gibt es maximal zwei Sorten." Joel zog eine Flasche mit trüber Flüssigkeit aus seinem Rucksack und hielt sie Colin zur Inspektion hin. Colin gab sich Mühe, interessiert zu tun und musterte das billig wirkende Etikett.
„Vielleicht, weil sich das niemand freiwillig reinziehen würde?", kam es da von Noah und Colin entfuhr ein überraschtes Lachen. Mit dieser Direktheit hatte er nicht gerechnet.
Joel öffnete entrüstet den Mund, doch bevor er seine Kreation verteidigen konnte, hatte Noah schon mit einem letzten Nicken an Colin das Zimmer verlassen.
„Na, das kann ja lustig werden", murmelte Joel verdrießlich.
Colin gab nur einen nicht eindeutigen Brummton von sich, während er geistesabwesend auf die Tür starrte, durch die Noah verschwunden war. Er war sehr gespannt, was das nächste Schuljahr und vor allem das Zusammenleben mit seinen zwei neuen Zimmergenossen bringen würde. Er wünschte, Noah wäre noch geblieben, damit die drei sich kennenlernen konnten, doch es würde sicher noch genügend Gelegenheiten dazu geben.
Colin schüttelte den Kopf, um von seinen Gedanken, die irgendwie nur um den blonden Jungen kreisten, loszukommen und konzentrierte sich wieder auf Joel. Er wollte neue Freunde finden. Vielleicht hatte er mit Joel ja Glück, auch wenn er dafür Fenchselsaft in Kauf nehmen musste.
Die nächsten Tage über versuchte Colin oft, Noah in ein Gespräch zu verwickeln. Nur, um ihn kennenzulernen und vielleicht eine Freundschaft aufzubauen natürlich. Colin war immer ein Ticken nervöser als sonst, aber das hatte nichts weiter zu bedeuten. Alles war cool. Colin war cool. Easy breezy.

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Never enough | Nolin
FanfictionAU, in dem Noah keine Angst vor Gefühlen hat. Ich dachte wirklich eine Zeit lang bei Staffel 26, dass Noah den ersten Schritt machen wird.