5

137 6 0
                                    

Noah und Colin verbrachten ab diesem Zeitpunkt viel Zeit miteinander. Vor allem die Spaziergänge mit Freddy schienen ihnen allen gut zu tun. Colin erzählte Noah von seinem Frust wegen seiner KI, die Noah mega cool fand. Er versuchte, Colin zu bestärken und freute sich, dass er ihm sogar weiterhelfen konnte und er und Joel jetzt einen 4D-Sessel für das Zukunftsmodul entwickelten. Colin bot ihm an, sich an dem Projekt zu beteiligen, aber Noah war sich nach wie vor nicht sicher, ob er und Joel gut zusammenarbeiten konnten. Der Versuch in Chemie hatte zwar gut geklappt, aber man merkte Joel an, dass er sich in Noahs Gegenwart unwohl fühlte.

Colin hingegen schien sich sehr wohl zu fühlen mit Noah. Noah hatte das Gefühl, dass das subtile Flirten, das er angefangen hatte, sowohl positiv aufgenommen als auch erwidert wurde. Falls Noah das richtig deutete. Vielleicht neckten sie sich auch einfach gerne gegenseitig. Es machte jedenfalls Spaß, mit Colin zusammen zu sein und er vertraute ihm immer mehr.

Womit Noah nicht gerechnet hatte, war ein Anruf von einem aufgelösten Colin, der ihm unter Tränen gestand, dass Herr Chung ihn mit Freddy bei seinem Spaziergang erwischt hatte.

Noah legte auf, ohne ein Wort zu Colin zu sagen, und rannte los. Er konnte nicht denken, nichts fühlen, außer Panik, Panik, Panik. Übelkeit breitete sich in seinem ganzen Körper aus, doch er durfte jetzt nicht schwach sein.

Herr Chung schien wenig erstaunt, als Noah an seiner Bürotür polterte.

„Noah, gut, dass du da bist. Komm doch rein", sagte er ruhig, als ob Noahs Welt nicht in Scherben liegen würde.

„Sie dürfen ihn mir nicht wegnehmen! Bitte!", begann Noah sofort zu flehen.

„Jetzt setz dich erstmal", bat Herr Chung, doch Noah entdeckte Freddy hinterm Schreibtisch und ging auf ihn zu. Er kniete sich hin und kraulte seinen Hund hinter den Ohren. Er musste sich stark zusammenreißen, nicht zu weinen. Er würde es nicht ertragen, Freddy zu verlieren.

„Bitte, Herr Chung. Freddy ist alles, was ich habe. Ich brauche ihn", sagte Noah leise. Herr Chung seufzte.

„Noah, wie hast du dir das denn vorgestellt? Tiere sind im Internat verboten. Colin hat mir von der Hütte im Wald erzählt, aber das ist doch keine Lösung. Vor allem im Winter, aber auch generell ist das kein Zustand für einen Hund. Ganz zu schweigen von der Arbeit, die das für dich bedeutet", wandte Herr Chung ein. Er klang einfühlsam, was Noah jedoch nur wütend machte.

„Ich schaffe das schon! Ich lasse mir was einfallen! Aber Freddy kommt nicht ins Heim! Da müssen Sie mich schon rausschmeißen!", rief Noah und Freddy wimmerte leise. Schnell legte ihm Noah eine beruhigende Hand auf den Kopf.

„Ich werde jetzt mit deinen Eltern telefonieren und dann sehen wir weiter. Vorerst bleibt Freddy bei mir", beschloss Her Chung und Noah ließ den Kopf hängen.

Er streichelte Freddy ein letztes Mal, dann verließ er stumm das Zimmer.

„Noah! Es tut mir so leid! Ich wollte das nicht, das musst du mir glauben!" Die verzweifelte Stimme von Colin, der vor dem Büro auf Noah gewartet hatte, riss Noah aus dem Loch, in das er gefallen war.

Noah sah in Colins grüne Augen, in denen Tränen glitzerten. Sein Herz schmerzte ein wenig bei dem Anblick. Dieser Junge sollte niemals leiden, vor allem nicht seinetwegen. Colin hatte so eine gute Seele. Natürlich hatte er das nicht mit Absicht getan.

„Ich weiß, Colin. Ich gebe dir nicht die Schuld. Es hätte jederzeit auch mir passieren können", sagte Noah sanft und legte ihm eine Hand auf den Arm. Colins Blick wurde hoffnungsvoll.

„Was hat Herr Chung gesagt?"

Noah seufzte.

„Wahrscheinlich kommt Freddy ins Heim. Er redet mit meinen Eltern, also stehen die Chancen sehr schlecht", erzählte er niedergeschlagen.

Never enough | NolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt