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Colin musste sich auf dem Weg zum Kino minütlich daran erinnern, dass es kein Date war, aber sein Herz ließ sich nur schwer davon überzeugen und schlug aufgeregt in seiner Brust. Noah sah umwerfend aus, obwohl er sich nicht besonders hergerichtet hatte, aber er sah ja einfach immer umwerfend aus. Zudem schien er irgendwie zu leuchten, seit sie erfahren hatten, dass Freddy bleiben konnte. Colin konnte nur schwer die Augen von ihm lassen.

Im Kino angekommen sahen sie, dass es ein Sonderangebot von Snacks und Getränken wegen der Rise of Hell Premiere gab und Noah bestand darauf, für sie zu zahlen. Sie entschieden sich für je eine Tüte Popcorn und eine Cola und mussten dafür nur den halben Preis zahlen. Colin hatte insgeheim darauf gehofft, dass sie sich eine Tüte Popcorn teilen konnten, doch das Schicksal hatte es wohl nicht gut gemeint mit ihm. Vielleicht dachte er auch viel zu klischeehaft. Als ob das versehentliche Streifen ihrer Hände bewirken würde, dass... nun, was genau es bewirken sollte, wusste Colin auch nicht. Es wäre einfach eine Ausrede gewesen, Noah zu berühren.

Auch die Armlehne zwischen ihren Plätzen frustrierte Colin. Nicht, dass er vorgehabt hatte, nach Noahs Hand zu greifen, aber... okay, er hatte vorgehabt, nach Noahs Hand zu greifen. Seit er sie im Büro von Herrn Chung kurz gehalten hatte, wollte er das unbedingt wiederholen und ein Horrorfilm war doch der perfekte Anlass dafür. Leider war der Film wirklich gruselig und Colins Popcorntüte war das einzige, an dem er sich festhalten konnte.

„Alles okay bei dir?", flüsterte Noah mitten im Film an Colins Ohr. Er hatte sich leicht rüber gelehnt und ihre Oberarme berührten sich. Sofort fühlte Colin, wie er sich entspannte und lächeln musste.

„Klar", gab er cool zurück und Noah grinste. Noah hatte den Film bisher sehr genossen, wie Colin durch seine häufigen Blicke zu dem blonden Jungen festgestellt hatte. Noah hatte die Augen kaum von der Leinwand abgewandt und hatte ein begeistertes Lächeln auf den Lippen. Dieser Anblick war es auf jeden Fall wert, dass Colin ein bisschen litt.

„Dann ist ja gut", meinte Noah mit einem Zwinkern. Er hatte ihn offensichtlich durchschaut, da Colin seine Reaktionen auf die grausamen Szenen leider nicht gut unterdrücken konnte.

Noah wandte den Blick wieder ab, doch blieb weiterhin an Colin gelehnt. Colin versuchte, nicht wie ein Idiot zu grinsen, während im Film vermutlich gerade jemand ermordet wurde. Seine Konzentration lag jetzt woanders, was den Horror erträglicher machte.

Als sie zurück zum Internat liefen, redete Noah ununterbrochen über den Film und wie gut er ihm gefallen hatte. Colin hörte ihm glücklich zu und freute sich, wie begeistert und leidenschaftlich Noah war. Er selbst warf ab und zu auch seine Meinung ein und Noah lachte ihn netterweise nicht aus, als er so interessante Sachen sagte wie: „Der eine Dämon hatte coole Hörner."

Am nächsten Morgen ging Colin in den Keller, um seine Wäsche zu machen und wurde prompt von Noah erschreckt, der sich hinter der Tür versteckt hatte.

„Oh mein Gott, Noah, du bist so ein Arsch!", beschwerte Colin sich, während Noah nur lachte. Colin konnte seine falsche Wut nicht lange aufrechterhalten und musste ebenfalls grinsen, während sie zusammen die Wäsche aufsammelten, die er hatte fallen lassen.

„Sorry, aber ich musste mein neu erlangtes Wissen, dass du ein Schisser bist, ausnutzen", sagte Noah frech. Colin gab ihm einen spielerischen Schubs und verdrehte die Augen.

„Ich hab übrigens gesehen, dass nächstes Wochenende noch ein Horrorfilm läuft", sagte Colin dann bemüht beiläufig. Noah lächelte ihn an und Colins Herz versuchte schon wieder, einen Weltrekord im Salto-Schlagen aufzustellen.

„Vielleicht schauen wir nächstes Mal lieber einen Film, der uns beiden gefällt. Ich kümmere mich darum", beschloss Noah, stand dann auf und ließ Colin baff und mit einem übergroßen Lächeln im Gesicht zurück.

Never enough | NolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt