Deamon blickte zu Nanako, die erschöpft, schwer atmend, aber mit einem zufriedenen Lächeln neben ihm im Bett lag.
Seine Finger fuhren sanft über ihren Hals. An der Stelle, wo er sie gebissen hatte, befanden sich noch zwei kleine, rote Einstiche, doch diese würden bald verheilt sein und verblassen. Die Spuren von Vampirbissen hielten normalerweise nicht lange, es sei denn, der Vampir wollte es so.
Langsam erhob sich Deamon aus dem Bett. Sein Hunger war bis zu einem gewissen Grad gestillt, doch sobald er auch nur an die Szene im Thronsaal dachte, kehrte der Hunger und, was ihn mehr überraschte, die Lust, zurück.
Er fuhr sich über sein Gesicht, bevor er sich auf den Weg ins Bad machte.
Der Diener, den er losgeschickt hatte, um ihn eine Frau zu besorgen, hatte Wechselkleidung bereitgelegt. Deamon hatte nur nebenbei bemerkt, wie er in das Zimmer geschielt hatte und dann wieder gegangen war. Seine Leute kannten ihn halt einfach zu gut.
Nachdem er sich etwas frisch gemacht hatte, zog er sich die Kleidung über und verließ sein Zimmer wieder. Was er machen wollte, wusste er nicht. Eigentlich hatte er ein paar Dinge zu tun, doch alles, was sich mit dem neuen Mädchen beschäftigte, versuchte er zu vermeiden. Trotzdem fragte er sich, wie es ihr wohl ging.
Gedankenverloren schlenderte er durch die Flure, ohne ein Ziel vor Augen, bis er schließlich draußen auf dem Trainingsgelände seines Heeres stand. Auch wenn dieses lächerlich klein war und nicht einmal aus zehn Personen bestand, waren sie doch alle Meister ihres Fachs.
Vielleicht sollte er dich einfach mit einen von ihnen messen, um deine aufgestauten Gefühle unter Kontrolle zu bringen?
Er wollte sich gerade einen Gegner suchen, der seiner aktuellen Laune gerecht wurde, als Edmund auf ihn zu geschlendert kam.
Aufgrund einiger Flecken auf seiner Kleidung, die sonst immer top sauber war, konnte er erahnen, dass Edmund gerade mit jemanden gekämpft hatte. Vielleicht hatte er Lust auf noch eine Runde mit ihm. Es war immer ein Fest mit Edmund in den Ring zu treten. So unscheinbar er auch wirkte, so gut konnte er kontern. Seine Stärke sah man ihm nicht an.
»Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?«, grüßte Edmund streckte ihm die Hand entgegen. Deamon nahm sie und beide schlugen ihre Schultern leicht aneinander, um sich zu begrüßten.
»Ach, ich bin einfach angespannt«, winkte Deamon ab, der sich dieser Frage nicht unbedingt stelle wollte.
Edmund hob die Augenbraue. »Entspricht die Neue nicht deinem Geschmack? Kann ich sie haben?«
Deamon zwang sich dazu, bei Edmunds Worten nicht wütend zu werden, musste seinem Frust aber ein wenig Luft machen und schnaubte. »Sie ist eine Priesterin der weißen Raben«, bemerkte er möglichst kalt, während er jedoch die Unruhe in sich spürte. Allein die Vorstellung, Edmund könnte mit dem Mädchen schlafen ... ließ ihn wütend werden. Auf Edmund, obwohl dieser sein engster Freund war. Das war definitiv nicht gut.
Edmund zuckte die Schultern. »Wir können sie auch gemeinsam foltern, wenn dir das lieber ist«, schlug er ungerührt vor. Vermutlich hielt er es sogar für eine gute Idee, denn Edmund wusste sehr genau, warum Deamon die weißen Raben nicht mochte.
»So wie sie aussieht, wurde sie bereits gefoltert«, bemerkte er und ballte eine Hand zur Faust. »Außerdem ist sie jetzt eine meiner Frauen. Ich kann sie also nicht einfach aus Spaß an der Freude noch mehr foltern«, bemerkte er, auch wenn er genau wusste, dass er in diesem Punkt bei Edmund auf taube Ohren stieß. Dieser würde sich nicht zurückhalten, wenn er jemanden schaden wollte. Er tat es nur nicht, weil er unter Deamons Herrschaft stand und die Regeln, die hier galten, Deamon zu Liebe einhielt. Sonst hätte er auch keinen Ort, an den er gehen konnte.
»Wer sagt das?«, fragte Edmund, der genau wusste, dass so etwas unter den Vampiren gar nicht unüblich war. Vielleicht war es nicht hoch angesehen und offiziell verpönt, doch direkt verboten war es nicht.
Ein Vampir konnte mit den Menschen in seinem Haushalt machen, was er wollte. Auch, wenn gesunde Menschen dem Vampir mehr Ansehen einbrachten.
»Meine Mutter«, erwiderte Deamon, der sich noch gut an ihre Worte erinnerte.
Das sorgte bei Edmund dafür, dass dieser kurz den Blick senkte. Auch er hatte eine enge Beziehung zu ihr gehabt und vermisste sie.
Edmund stieß die Luft aus. »Dann sollten wir sie in Ehren halten«, murmelte er und blickte dann zu Deamon. »Was hast du mit ihr vor?«
Deamon zuckte die Schultern. »Erst einmal soll Asatra sie aufpäppeln. Dann sehen wir weiter«, brummte er, denn so richtig hatte er keine Antwort auf diese Frage.
Was sollte er mit ihr machen?
Ich weiß, ein recht kurzes Kapitel, aber ich wollte ein wenig auf die Beziehung von Deamon und Edmund eingehen.
Hoffe, das Kapitel hat euch gefallen.
Was haltet ihr bisher von den beiden?
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Blutgier (Band 1 der Blutinsel-Chroniken)
FantasyRina, als Baby aufgenommen vom Priester der weißen Raben, will nichts sehnlicher, als im Kloster aufsteigen, um ihrem geliebten Kiran, den Hohepriester, näher zu sein. Allerdings weiß sie, dass sie seit ihrer Kindheit anders ist, weshalb sie mit all...