Ein seltsamer, stechenden Geruch fuhr Rina in die Nase. Er breitete sich in ihrem ganzen Körper aus und sorgte dafür, dass sie die Augen aufriss.
Angewidert wandte sie sich ab, bis sie bemerkte, dass sie in einem kleinen Boot saß. Neben ihr die beiden Vampire, die sie aus Mondhain entführt hatten.
Irritiert sah sie sich um, während sie sich fragte, wie sie hierhergekommen war. War das alles nur ein seltsamer Traum? Lag sie vielleicht doch zusammengerollt im Tempel an der Grenze?
»Wir sind da, Kleines. Deine neue Heimat«, brummte der stimmige Vampir, der sie jedoch nicht ansah. Sich der andere wirkte, als würde er ihren Blicken ausweichen. Fast schuldbewusst, aber das bildete sie sich vermutlich nur ein. Warum sollten sie irgendwie Mitleid mit ihr haben? Ihretwegen war sie immerhin hier gelandet.
Rina sah sich auf diese Bemerkung verwirrt um.
Das kleine Boot trieb vor einer Küste. Eine sehr schöne, sandige Küste, die zu einem stark bewachsenen Gelände führte.
Im Licht der aufgehenden Sonne war es sogar recht idyllisch, wirkte gleichzeitig aber auch irgendwie verwildert. Als würde hier niemand Leben oder zumindest keine Spuren hinterlassen.
»Los aussteigen«, brummte der stimmige Vampir und hob Rina mit seinen starken Armen einfach an.
Diese stieß einen erschrockenen Schrei aus, doch das interessierte ihn nicht. »Ich kann nicht schwimmen«, schrie sie, was den Vampir einen Moment zögern ließ. Dann ließ er sie jedoch trotzdem ins Wasser.
Rina versteifte sich, während sie Kälte sie packte und sich Angst in ihr breit machte. Würde die jetzt sterben? Jämmerlich ertrinken?
Dann spürte sie an ihren Füßen Grund und riss ihre Augen auf, während sie realisierte, dass Uhr das Wasser nur bis zur Brust ging. Durch den leichten Wellengang war es nicht leicht zu stehen und die Kälte war unangenehm, doch trotzdem durchfuhr sie Erleichterung. Sie würde nicht sterben.
Dennoch krallte sie sich panisch an das Boot. Wasser behalte ihr nicht und normalerweise hielt sie sich so weit wie möglich davon fern. Die Vorstellung zu ertrinken, wie es womöglich einst ihr Schicksal gewesen war, ließ sie oft die Kontrolle über ihre Gefühle verlieren.
Am liebsten hätte sie sich wieder in das Boot der Vampire gezogen, doch sie hatte schon dir größte Mühe zu stehen. »Was soll das?«, fragte sie, während sie gegen die Wellen ankämpfen und versuchte, nicht umzufallen.
»Die Insel ist dein neues Zuhause.« Wurde sie informiert, was dazu führte, dass sie einen kurzen Blick zum Strand warf.
»Und warum setzt ihr mich nicht direkt dort ab?«, wollte Rina mit zittriger Stimme wissen. Sie musste aus dem kalten Wasser raus und sich irgendwie aufwärmen.
»Keim Vampir, der klar bei Verstand ist, würde diese Insel betreten«, brummte der stämmige Mann, den Rina jetzt das erste Mal richtig mustern konnte. Er trug eine Glatze und hatte sich einen schwarzen Vogel darauf tattooviert. Er erinnerte Rina an einen Raben, doch das war sicherlich nur Einbildung. Vampire und der Glauben des Raben waren so weit voneinander entfernt, wie es nur möglich war.
DU LIEST GERADE
Blutgier (Band 1 der Blutinsel-Chroniken)
FantasyRina, als Baby aufgenommen vom Priester der weißen Raben, will nichts sehnlicher, als im Kloster aufsteigen, um ihrem geliebten Kiran, den Hohepriester, näher zu sein. Allerdings weiß sie, dass sie seit ihrer Kindheit anders ist, weshalb sie mit all...