Kapitel 13

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Neugierig, aber auch ein wenig verloren, irrte Rina durch die Gänge des Schlosses

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Neugierig, aber auch ein wenig verloren, irrte Rina durch die Gänge des Schlosses. Diese war überraschend groß und hatte sogar mehrere Treppen, die nach unten oder oben führten. Von diesen hielt sich Rina fern, da sie erst einmal nur die Etage erkunden wollte, auf welcher ihr Zimmer lag.

Rina entdeckte auch immer wieder Fenster, durch die sie nach draußen blickte.

Manchmal war da ein kleiner, ummauerter Garten, manchmal nur wilde Natur, die dunkel und irgendwie gefährlich wirkte. Fast so, als wäre sie eine undurchdringbare Mauer um das Schloss herum.

Als Rina in einen Gang mit vielen, schönen Statuen einbog, drang ein angenehmer Geruch an ihre Nase.

Sie konnte es nicht sofort zuordnen, doch die Kräuter erinnerten sie etwas an das Schwein, das sie zum Essen hatte. Das war auch der Grund, warum sie dem Duft folgte. Der Hunger quälte sie schon wieder, doch sie wusste nicht, ob sie überhaupt noch etwas bekommen würde. Im Kloster wäre diese Portion eine, die für den ganzen Tag hätte ausreichen müssen.

»Deamon hat viel mehr Wildschwein gefangen als sonst«, hörte Rina eine bekannte Stimme.

War das Asatra?

Rina wurde langsamer, denn sie wollte hören, mit wem sie sprach, auch wenn sie wusste, dass es sich nicht gehörte, zu lauschen.

Es war eine rauchige, kratzige Stimme, die leise, fast mühsam antwortete: »Als erwarte er, dass viel mehr gegessen wird.«

Asatra lachte leise. »Vielleicht wegen des Mädchens.«

Rina spürte einen Schauer, der ihr über den Rücken wanderte. Sprachen sie über Rina?

»Du meinst die Arme, die nur Haut und Knochen ist?«, fragte die alte Dame hörbar besorgt nach.

Rina fühlte sich schlecht, dass sie lauschte und sie bekam Angst, dass sie schlecht über sie sprechen würden. Das wollte sie nicht hören, weshalb sie weiter lief. So, dass man sie hörte. Sie kündigte sich sogar mit einem Klopfen an der Tür an.

Sofort drehten sich beide Frauen zu ihr um.

Die Dame neben Asatra war alt, hielt einen Stock in der Hand, auf den sie sich stützte und wirkte erschöpft.

Ihr Gesicht war voller Falten und das eine Auge ein wenig schief. »Ah, du musst Rina sein«, grüßte sie freundlich, wobei Rina sofort auffiel, dass eine Gesichtshälfte gelähmt war.

Mitleid machte sich in Rina breit. War sie vielleicht gefoltert wurden?

»Das bin ich«, erwiderte Rina mit einem vorsichtigen Lächeln. Sie spürte, dass sie gemustert wurde, versuchte es aber zu ignorieren.

Die Frau winkte Rina zu sich, wobei dieser auffiel, wie sie ihre Augen zusammenkniff.

Rina trat näher, da sie davon ausging, dass die Dame vielleicht nichts sehen konnte.

Sie griff nach ihren Händen. »Mein Name ist Selina«, sagte sie und ließ ihre Finger über Rinas wandern. Dabei machte sie ein schockiertes Gesicht. »Du bist ja viel dünner, als ich angenommen haben«, sagte sie entsetzt und zog Rina förmlich mit sich. »Komm, setz dich. Du musst etwas essen.«

Rina fühlte sich überfordert und ließ es daher einfach zu. »Ich muss nicht ...«, setzte sie an, als ihr Bauch lauthals knurrte und Rina rot anlief.

Asatra lachte leise, bevor sie einen großen Teller Suppe vor Rina stellte. »Deamon sagt, du sollst zunehmen, also iss.«

Obwohl Rina gerade noch Hunger gehabt hatte, so machten ihr Asatras Worte doch Magenschmerzen. Deamon wollte, dass sie zunahm? Warum das?

Selina setzte sich zu Rina, als würde sie sichergehen wollen, dass diese auch aß. Ihr Blick war dabei besorgt auf sie gerichtet war. »Hast du gehungert? Haben sie dich gefoltert?«, fragte sie direkt, aber mit einer Stimme, die ihre Sorge ausdrückte.

Rina, die nach ihrem Löffel gegriffen hatte, erstarrte. »Nein«, sagte sie heiser, denn die Frage schmerzte sie. Sie hatte Essen bekommen. Man hatte sie nicht hungern lassen ... »Dich?«, rutschte ihr hinaus, weil sie eine gewisse Wut spürte.

Sofort bereute sie es. Die Arme hatte sicher genug gelitten und sie hatte jetzt auch noch reagiert wie ein zickiges Kleinkind.

Rina wollte sich schon entschuldigen, als Selina leise lachte. »Nein. Ich bin so auf die Welt gekommen. Normalerweise werden missgebildete Menschen, die auf dem Gebiet der Vampire auf die Welt kommen, gleich nach der Geburt getötet, aber Deamon hat mich damals aufgenommen und mir das Leben gerettet«, erzählte sie mit so viel Liebe in der Stimme, dass Rina sich fragte, ob sie von dem Deamon sprach, den sie kennengelernt hatte.

»Solche Gesetze gibt es bei uns auch«, meinte Rina, die unruhig in ihrem Essen rührte. Immerhin war sie diesem Schicksal auch nur dank Koran entkommen. Deshalb schuldete sie dem Kloster auch einiges.

»Sie sind schrecklich«, bemerkte Asatra verärgert. Es war das erste Mal, das Rina bei ihr andere Emotionen als Freude sah.

»Komm, iss«, forderte Selina mit ihrer rauchigen Stimme, die irgendwie in den Ohren kratze und doch sehr warm war.

Rina rührte weiter in ihrer Suppe herum, während in ihr immer mehr Fragen herumschwirrten.

»Warum will ... Deamon ... dass ich zunehme?«, fragte sie, wobei es ihr schwerfiel, nicht einfach Vampir zu sagen. Allerdings ahnte Rina, dass die beiden Frauen darüber nicht erfreut sein würden und sie wollte keinen Ärger.

Asatra blickte zu Selina, während sie eines der Wildschweine auseinandernahm. Rina traute sich nicht, hinzusehen, denn sie wollte in ihrem Essen nicht das Tier erkennen. Es fühlte sich falsch an und trotzdem knurrte ihr Magen auffordernd, weil sie ihm die Suppe verwehrte.

»Das wirst du ihn selbst fragen müssen«, merkte Selina an, als wäre gar nichts dabei.

Rina erschauderte. Sie sollte ihn fragen?

 Sie sollte ihn fragen?

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Blutgier (Band 1 der Blutinsel-Chroniken)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt