04- Sommerfest

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𝐒 𝐇 𝐀 𝐄 𝐑 𝐀 𝐒 𝐇 𝐀 𝐙 𝐀 𝐌

Schweißgebadet wache ich auf, mein Atem
flach und schnell, während mein Blick suchend und voller Unruhe durch das dunkle Zimmer wandert. Es dauert einen Moment, bis ich realisiere, dass ich tatsächlich in meinem eigenen Zimmer bin und die bedrohliche Dunkelheit des Albtraums hier nicht wirklich existiert.

Meine Hand zittert leicht, als ich nach der Wasserflasche auf der Kommode neben meinem Bett greife. Ich trinke einen großen Schluck, das kühle Wasser rinnt meine Kehle hinab und scheint mich ein wenig zu erden, mich zurück in die Wirklichkeit zu holen. Die halbe Flasche leere ich in einem Zug, während ich versuche, meinen pochenden Herzschlag zu beruhigen, der wild und unkontrolliert gegen meine Brust hämmert.

Langsam lege ich die Flasche zurück, streiche
mir die feuchten, verschwitzten Haare aus dem Gesicht und schließe für einen Moment die Augen, um mich zu sammeln. Doch die Bilder des Traums sind noch immer lebendig, scharfe Fragmente, die sich in mein Gedächtnis gebrannt haben.

Der Albtraum hat sich so erschreckend real angefühlt, so, als wäre ich in einem Sog aus Ängsten gefangen gewesen, der mich auch im Wachzustand nicht ganz loslassen will. Ich atme tief durch, doch das Gefühl, dass irgendetwas Dunkles mich verfolgt, haftet noch an mir wie ein Schatten.

Es fühlt sich immer noch an, als hätte ich diesen Albtraum wirklich erlebt. Der Fremde, mit seinem kalten Blick und den grausamen Worten, tauchte darin wieder auf und sprach diese herzlosen, kranken Dinge, die wie scharfe Klingen in meine Seele schnitten. Noch nie in meinem Leben hat mich jemand so verletzt, so gnadenlos erniedrigt.

Es klingt verrückt, weil ich ihn kaum kenne. Ich habe ihn nur einmal gesehen, und dennoch fühle ich diese merkwürdige Nähe, als ob er schon lange Teil meines Lebens wäre. Woher kommt nur dieses Gefühl? Dieses unbestimmte Unbehagen lässt mich nicht los.

Mein Bauchgefühl war bisher immer zuverlässig, und das flüstert mir, dass hier etwas nicht stimmt. Ich hoffe so sehr, dass ich mich täusche und dass all das bald in Vergessenheit gerät, doch ein düsteres Gefühl in mir sagt mir, dass es nicht so einfach sein wird.

In diesem Moment reißt mich die sanfte Stimme meiner Mutter aus meinen Gedanken. „Nirvana, Schatz, bist du wach?" „Ja, Mama, komm ruhig rein," antworte ich und richte meinen Blick zur Tür. Sie öffnet sich, und meine Mutter tritt leise ein, ihr Lächeln warm und beruhigend, als würde sie die Schatten in meinem Inneren vertreiben wollen.

„Na, hat moy Angel gut geschlafen?" fragt sie und schaut mich liebevoll an, doch ich spüre sofort, dass ihr Blick prüfend ist. „Geht so... ich hatte einen Albtraum, der sich erschreckend real angefühlt hat, Mama," sage ich leise und sehe zu ihr, während ihre Miene sich besorgt verändert. Ohne ein weiteres Wort setzt sie sich neben mich aufs Bett und schaut mir forschend in die Augen.

„Worum ging es denn?" fragt sie sanft und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„I-Ich weiß es nicht mehr genau," stottere ich und merke, wie mir eine kleine Notlüge über die Lippen kommt. Ich will nicht, dass sie sich Sorgen macht oder gar Angst um mich bekommt.

Es reicht, dass mich dieser Albtraum so durcheinandergebracht hat. Stattdessen lege ich meine Hände beruhigend auf ihre und versuche zu lächeln. „Außerdem soll man ja nicht über schlechte Träume sprechen, sonst nehmen sie einem die ganze Kraft, sagt man doch so, oder?"

Sie nickt verständnisvoll und lächelt sanft. „Da hast du recht, mein Schatz." Dann ändert sich der Ausdruck in ihren Augen, und sie wirkt ein bisschen aufgeregt. „Heute gehen wir alle zusammen auf das Sommerfest, dein Opa wird auch da sein, und fast alle, die du in Moskau kennst."

Dinge, die ich verbergeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt