POV: Minji
Die Tage nach dieser schrecklichen Nacht zogen sich wie in Zeitlupe dahin. Das Gewicht meiner Schuld drückte schwer auf meine Schultern, und die ständige Angst, dass Chan die Wahrheit herausfinden könnte, fraß mich von innen auf. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, konnte seine Berührungen kaum ertragen, weil ich wusste, was ich getan hatte. Jeder Moment, den ich mit ihm verbrachte, fühlte sich wie eine Lüge an.
Die Abende waren die schlimmsten. Wir lagen nebeneinander im Bett, aber die Nähe, die einst unsere Beziehung geprägt hatte, war verschwunden. Die Stille zwischen uns war fast greifbar, erfüllt von unausgesprochenen Worten und unterdrückten Gefühlen. Ich wusste, dass ich es nicht mehr lange aushalten konnte, diese Schuld mit mir herumzutragen.
Eines Nachts, als die Dunkelheit unser Schlafzimmer umhüllte, fühlte ich, wie die Last meiner Geheimnisse unerträglich wurde. Ich musste es ihm sagen - ich musste die Wahrheit bekennen, egal wie sehr es uns beide verletzen würde.
„Chan," flüsterte ich, meine Stimme zitterte vor Angst und Nervosität. „Wir müssen reden."
Er drehte sich zu mir um, und in der Dunkelheit konnte ich seine Augen nicht genau erkennen, aber ich spürte seine Aufmerksamkeit. „Was ist los, Minji?" Seine Stimme klang müde, als ob er bereits ahnte, dass etwas nicht stimmte.
Ich holte tief Luft und kämpfte gegen die Tränen, die hinter meinen Augen brannten. „Ich... ich habe etwas getan, das ich nicht mehr rückgängig machen kann."
Er blieb still, seine Stille war noch beängstigender als Worte. Ich wusste, dass ich fortfahren musste, auch wenn es mir das Herz brach.
„Ich konnte den Schmerz einfach nicht mehr ertragen, Lexi's Verschwinden und die Ungewissheit. Es war alles zu viel..." Meine Stimme brach, aber ich zwang mich weiterzureden. „Ich habe jemanden getroffen und... ich habe einen Fehler gemacht."
Die Stille nach meinem Geständnis war drückend, fast erdrückend. Ich konnte fühlen, wie sich die Atmosphäre im Raum veränderte, als ob die Luft plötzlich schwerer wurde. Ich wagte nicht, ihn anzusehen, aus Angst vor dem, was ich in seinen Augen sehen könnte.
„Was genau meinst du, Minji?" fragte er schließlich, seine Stimme war ruhig, aber ich konnte den scharfen Unterton darin hören.
„Ich bin fremdgegangen, Chan," flüsterte ich, meine Stimme kaum mehr als ein ersticktes Schluchzen. „Es war ein Fehler, ich bereue es zutiefst, aber... ich konnte einfach nicht mehr."
Die Worte waren kaum aus meinem Mund, da spürte ich, wie er sich von mir abwandte. Die Kälte seiner Zurückweisung traf mich härter als ich erwartet hatte. Eine lange, qualvolle Stille breitete sich zwischen uns aus, bevor er endlich sprach.
„Wie konntest du nur, Minji?" Seine Stimme war leise, aber voll von Schmerz und Enttäuschung. „In einer Zeit, in der wir uns gegenseitig stützen sollten... du hast uns beide verraten."
„Ich weiß," antwortete ich, unfähig, den Tränen noch länger Einhalt zu gebieten. „Ich weiß, dass ich alles zerstört habe. Aber ich konnte einfach nicht mehr... ich wusste nicht, wie ich mit dem Schmerz umgehen sollte."
Er stand auf und ging zum Fenster, sein Rücken zu mir gewandt. „Minji, das... das ändert alles." Seine Stimme klang endgültig, als ob er bereits eine Entscheidung getroffen hätte.
„Chan, bitte..." flehte ich, aber ich wusste, dass es nichts mehr zu retten gab. Die Mauer, die sich zwischen uns erhoben hatte, war zu hoch und zu fest, um sie jemals wieder einzureißen.
„Ich weiß nicht, ob ich dir das jemals verzeihen kann," sagte er, ohne sich umzudrehen. „Aber was ich weiß, ist, dass Lexi, wenn sie jemals zurückkommt... sie bei mir bleibt. Du... du solltest dir ein neues Leben aufbauen. Ohne uns."
Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. Ich wusste, dass ich das verdient hatte, aber es machte den Schmerz nicht weniger. Alles, was ich jemals geliebt hatte, schien sich in Luft aufzulösen. „Chan, das kannst du nicht tun..." flüsterte ich, aber tief in meinem Inneren wusste ich, dass es kein Zurück mehr gab.
„Doch, Minji, das kann ich. Und das werde ich. Lexi braucht einen Elternteil, auf den sie sich verlassen kann, wenn sie zurückkommt. Und das bin ich."
Ich fühlte, wie der Boden unter mir nachgab, wie die Welt um mich herum zusammenbrach. Es gab nichts mehr zu sagen, nichts mehr, was ich tun konnte. Ich hatte alles verloren.
Mit diesen letzten Worten verließ Chan das Schlafzimmer, und ich blieb allein zurück, mit meinem gebrochenen Herzen und einer Zukunft, die ich mir nie hätte vorstellen können.
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Verlorene Unschuld
AlteleIn der beschaulichen Welt von Chan, einem erfolgreichen Geschäftsmann, scheint das Leben perfekt - bis zum Tag, an dem seine Tochter Lexi spurlos verschwindet. Was als Routineverlust beginnt, verwandelt sich schnell in einen Albtraum, als die Polize...