„Du scheinst tief in Gedanken versunken zu sein," bemerkte Lorenzio, als ich Kenans durchdringenden Blick ein letztes Mal erwiderte. Ich versuchte, meine Aufmerksamkeit wieder auf unser Gespräch zu richten, obwohl sein Blick wie ein Magnet an mir haftete.
„Ja, tut mir leid, ich bin etwas müde," sagte ich und versuchte, das Thema Kenan zu vermeiden.
Wir unterhielten uns weiter, als Lorenzio plötzlich die Unterhaltung unterbrach: „Yasmin, an deinem Kleid ist etwas." Ich zuckte zusammen. „Wo? Mach es weg!" Ich konnte kleine Käfer einfach nicht ausstehen.
Lorenzio griff vorsichtig nach meiner Taille und beugte mich leicht nach vorne, um das Insekt von meinem Kleid zu entfernen. In diesem Moment stand Kenan abrupt auf und ging zügig auf uns zu. Sein entschlossener Schritt ließ keinen Raum für Zweifel. Er ergriff Lorenzios Hand und schob sie sanft, aber bestimmt weg. „Ich mach das schon," sagte Kenan, während sein charmantes Lächeln mich gleichzeitig beruhigte und nervös machte.
„Kenan, er..." begann ich, doch Kenan unterbrach mich mit einem durchdringenden Blick, der eindeutig Eifersucht ausdrückte. Während er sich über mich beugte, entfernte er das kleine Insekt mit einer Sorgfalt, die fast intim wirkte. Seine Nähe, die Wärme seines Körpers – es war fast so, als würde die ganze Welt um uns herum verschwinden.
Als er sich aufrichtete, hielten sich unsere Blicke für einen Moment. Seine Augen strahlten eine Intensität aus, die mich tief berührte. Bevor er sich wieder Lorenzio zuwandte, beugte er sich nah an mein Ohr und flüsterte leise: „Wenn er dich nochmal anfasst, breche ich ihm alle seine Knochen."
Ich schrak auf, mein Herz schlug schneller bei seiner intensiven Nähe. Kenan wandte sich wieder Lorenzio zu, dessen Gesicht jetzt eine Mischung aus Verwirrung und Unsicherheit zeigte. Während Kenan ihn mit einem fast spöttischen Lächeln ansah, fühlte ich mich sowohl geschmeichelt als auch verwirrt über die plötzliche und starke Reaktion.
„Was hatte mir gerade dieser Mann zugeflüstert?!" dachte ich, während mein Herz in einem chaotischen Rhythmus schlug.
Er war noch viel eifersüchtiger als früher. Es war faszinierend und zugleich verwirrend, wie tief seine Gefühle anscheinend noch immer gingen. Ich fragte mich, ob er in den vier Jahren, in denen wir uns nicht gesehen hatten, jemand Neues kennengelernt hatte oder ob seine schützende Haltung mir galt, weil die Vergangenheit zwischen uns nicht einfach abzuschütteln war.
Unser letzter Abschied war alles andere als angenehm gewesen, und ich hatte mir oft überlegt, ob dieser ungelöste Konflikt ihn immer noch belastete. Vielleicht war es genau diese unaufhörliche Erinnerung an uns, die ihn zu einem so leidenschaftlichen Beschützer machte. Wenn er noch so intensiv auf mich reagierte, musste es einen Grund geben. War es, weil wir uns nicht richtig verabschiedet hatten, oder weil die alten Gefühle einfach nicht verblasst waren?
Als Kenan sich wieder Lorenzio zuwandte, bemerkte ich, dass sein Gesichtsausdruck von einer Mischung aus Entschlossenheit und leichtem Zorn geprägt war. Seine Augen funkelten, und ich konnte den subtile Streit in seiner Haltung spüren.
Ich griff mir leicht an den Kopf und seufzte innerlich: „Dieser Mann ist mir echt ein Rätsel." Während Lorenzio mich immer noch verwirrt anschaute, unterbrach Kenan das Gespräch. „Und du bist?" fragte Lorenzio, der sichtlich irritiert war.
„Kenan Yildiz," antwortete Kenan knapp und warf Lorenzio einen strengen Blick zu. „Ich entschuldige mich, aber ich muss Frau Yasar jetzt leider mal mitnehmen," fügte er mit einem belächelnden Ton hinzu, der keinen Widerspruch duldete. Er zog mich sanft, aber bestimmt an der Taille mit sich, und ich spürte seinen festen Griff, der mich gleichzeitig beruhigte und in eine andere Welt zu ziehen schien.
Mit einem letzten, entschuldigenden Blick an Lorenzio ließ Kenan uns in Richtung der leeren Bar gehen.
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Herzschlag in Turin 2
RomanceZweiter Teil: Herzschlag In Turin 2 Nach ihrem erfolgreichen Studienabschluss hat Yasmin die Welt bereist, um Menschen zu helfen, wo immer es möglich ist. Ihre Reise führt sie nun überraschenderweise zurück nach Italien, ein Ort, der sie mit bitters...