Kapitel 2: Der Fremde

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Noch 1 Stunde, sagte ich mir selbst als ich auf die Uhr zum 100mal glotzte. Valeria, die einzige Mitarbeiterin mit der ich mich am besten verstanden hatte, redete, wie immer, über ihre Teenagerphase und das man sie so gut wie möglich genießen sollte. Eine ältere Frau trat hinein. ,,Guten Tag, was kann ich Ihnen anbieten?", sagte ich mit schwacher Stimme. ,,Oh, könnte ich bitte diesen Pfirsischkuchen haben? Der ist für meinen Enkel", sagte sie voller Freude. Ich lächelte zurück. ,,Er hatte gestern Geburtstag, aber weil seine Mutter letzte Woche gestorben ist möchte er es nicht feiern." Oh, das kann ich nur zu gut verstehen. Mir ging es auch so. ,,Oh das tut mir leid.", sagte ich enttäuscht. Sie nickte und ich gab ihr die Tüte mit dem Pfirsischkuchen. Als ich mich umdrehte, um zur Fabrik zu gehen, wo die Backwaren gemacht wurden, hörte ich ein lautes Geschrei. Ich rannte so schnell wie möglich zurück, um nur zu sehen wie die nette Oma in Ohnmacht gefallen war. Ich wählte 112 auf meinem Handy und nicht länger als 5 Minuten kam auch schon ein Krankenwagen zur Hilfe.

25 Minuten waren vergangen und ich saß auf einem Stuhl neben der armen alten Dame. Ich stellte aus Besorgheit den Arzt so viele Fragen wie möglich, und sie waren geduldig und beantworteten alle meine Fragen so gut es ging. Irgendwie wusste ich nicht was passiert war denn ich wachte in einen sehr familiären Ort auf. Oh... es war mein Schlafzimmer. ,,Wie zum Kuckuck bin ich hier gelandet?" Plötzlich hörte ich etwas aus der Küche. Ich sprang auf und nahm das erste was ich sah, meine Haarbürste. Ich ging in Zehnspitzen runter um einen besseren Blick auf diesen mysteriösen Einbrecher zu werfen. Ich schrie auf und warf ihn mit der Bürste ab, während er Deckung hinter dem Tresen nahm. ,,Wer bist du?", schrie ich. ,,Ow, was sollte das?! Ic-Du hast meine Oma ins Krankenhaus gebracht ?", schrie er entsetzt. ,,Oma?... Oh, ja jetzt erinnere ich mich", sagte ich. ,,Upsi, tut mir leid Kunter", sagte ich verlegen. ,,Es ist Hunter, Argh." ,,Okay, muss ja nicht gleich so sauer werden", dachte ich mir. Ich entschuldigte mich nochmal bei ihm und gab ihm einen Kühlpack. ,,Oh, und alles gute nachträglich", sagte ich ohne nachzudenken. ,,Was?, Wa- Woher wusstest du das ich Geburtstag hatte?", fragte er schockiert. Ich saß mich neben ihm hin und reichte ihn einen Glas Wasser. ,,Deine liebevolle Oma hat es mir gesagt. Wie geht es ihr eigentlich?" ,,Ihr geht's wieder gut. Nur ein kleiner Herzinfakt." ,,NUR?!", Dachte ich mir. Er stellte das Glas Wasser ab und stand auf. ,,Also na dann, ich geh dann mal", sagte er. Ich stand auf, um ihm zur Haustür zu begleiten. ,,Oh, und bevor ich es noch vergessen", begann er. ,,Meine Oma hat dir einen Stück von diesem Pfirsischkuchen mitgegeben." Er reichte mir den kleinen Stück Kuchen. ,,Oh, das ist ja lieb. Bitte grüß deine Oma von mir, ja?" Er nickte unhöflich. ,,Oh und..." ,,Was nun?", murmelte ich. ,,,Deine Küche braucht eine echte Renovierung", befohl er mir. ,,Niemand sagte was gegen meine Küche!" Ich nahm das restliche Glas Wasser und kippte es ihm ins Gesicht, knallte dann aber schnell die Tür zu bevor er mir noch etwas antun konnte. Nass und sauer schrie mich Hunter an und klopfte gegen die Fensterscheibe, doch ich ignorierte ihn und er gab irgendwann auf. ,,Niemand sagt etwas gegen meine Küche, mphf", schimpfte ich.

Stunden später, nach diesen netten Besuch von Hunter, rufte mich Dad an. Er hatte offensichtlich von dem Unfall in meinem Café gehört und er bombardierte mich die ganze Zeit mit fragen und ob es mir gut ging. ,,Ja Dad, mir geht's gut", sagte ich zum 50sten mal. Da ich eigentlich heute frei hätte, beschloss mein Chef den freien Tag auf Freitag zu verschieben. Also schlug mein Vater vor das ich bei ihm übernachte und dann von dort aus morgen ins Café gehe. Ich fand die Idee toll erstens, weil das Café viel näher dran ist und zweitens, weil ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen wollte. Wir machten so wenig zusammen und das obwohl sie nur einpaar Straßen entfernt wohnen. Also packte ich alles ein was ich für morgen benötigte und ging aus dem Haus. Ich könnte jetzt eine kleine Pause gebrauchen, obwohl das unmöglich mit den Zwillingen waren. Vor der Haustür angekommen, atmete ich noch einmal tief durch und klingelte dann schließlich. ,, Hallo Schatz", rief mein Vater glücklich. Ich umarmte ihn. ,,Hi, dad, so schön dich zu sehen. ,,Wo sind die--" ,,Hallo Livy", schrien Lilly und Lisa. ,,Hey Mädels, ich habe was für euch." Beide saßen sich auf der Couch ganz artig hin und streckten die Arme raus. Ich lachte. ,,Okay, jetzt schließt eure Augen", sagte ich lachend. Mann, habe ich diese glücklichen Gesichter vermisst. ,,Okay ihr könnt sie jetzt öffnen." Beide schreiten auf, als sie ihre Geschenken sahen. ,,OMG!", schrien beide gleichzeitig. ,,Danke Liv!" ,,Gern doch, und jetzt geht spielen." Beide hüpften glücklich und froh in ihre Zimmer. ,,Das war doch nicht nötig gewesen", sagte Dad. ,,Kein Problem für dich habe ich auch noch etwas." Mein Vater schaute erstaunt zu. Ich reichte ihn ein Automodell. Er sah mich einfach eiskalt an. ,,Was ist? Gefällt es dir nicht?", fragte ich entsetzt. ,,Das ist das beste Geschenk aller Zeiten. Deine Oma glaubt ich wäre zu alt dafür." Und dann öffnete er eine kleine Gardine hinterm Wohnzimmer. ,,Unglaublich!" Mein Vater hatte sich schon immer für Autos ineteressiert. Doch Oma fand das kindisch von Dad. Also log Dad sie an und sagte er würde sie verkaufen aber hatte er nicht.                                                                                    

Wir schauten uns noch einpaar alte Fotos an. Das war mein Lieblingsbild. Als wir beim Freizeitpark waren. ,,Du bist aber sehr jung da, Papa", sagte Lisa. Er lachte. ,,Das war auch echt eine lange Zeit her. Ich habe noch nie so eine tolle Frau wie eure Mutter kennengelernt. Sie ist die klügste und hübscheste Frau die ich je gesehen habe", sagte er und eine Träne kullerte aus seinen Augen. ,,Weinst du Papa?", fragte Lisa besorgt. ,,Nein nein", sagte er und schniefte leise. ,,Gruppenumarmung", schrie Lilly. Und dann umarmten wir uns. Das war einer der schönsten Erinnerungen mit meiner Familie.

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