Kapitel 3 - Alec - Verfickte Scheiße!

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„Ich verklag‘ den Kerl bis ins nächste Jahrtausend! Der kann froh sein, wenn er jemals wieder auf dem Eis stehen darf.“
Mit pochendem Kopf sehe ich meiner jüngeren Schwester beim auf und abgehen zu. „Izzy! Nicht so schrill bitte!“ , stöhnt Jace, der daraufhin nur einen aufgebrachten Blick von ihr bekommt. „Was fällt dir überhaupt ein, Jace? Ihr habt die unglaubliche Chance im Team USA zu spielen und du besäufst dich?“
„Das ganze Team hat getrunken!“
„Ach? Und wenn das ganze Team, die Manhatten Bridge hinab springt, springst du auch?“
Die linke Hand in die Hüfte gestützt, schlägt sie mit der rechten auf seinen Kopf. Ich zucke zusammen mit einem jammervollen Wimmern.

„Oh Alec! Entschuldige!“ All ihre Wut ist weg, als sie nun besorgt über mein Haar streichelt. „Lass‘ mich dir helfen!“, sie nimmt das Kühlpack aus meiner Hand und hält es vorsichtig an meine verletzte Schläfe. „Es ist nichts bleibendes. Du musst Magnus Bane nicht verklagen. Sag‘ das bitte auch unserem Vater. Er stürzt sich sonst drauf. Ich brauch das nicht. Umso weniger Wind wir machen, umso besser ist es auch. Das Team hat sich da auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert.“

„Ähm…sorry Kumpel, aber ich glaube dafür ist es zu spät!“ Jace stöhnt genervt, hält mir dann sein Smartphone hin, auf dessen Bildschirm ich eine Schlagzeile lesen kann. „Eisprinz Magnus Bane schlägt Americas neuen Liebling.“ In dem Artikel steht, dass ich einen Streit beenden wollte und von Bane angegriffen wurde.
„Na wenigstens kommst du da gut weg, Brüderchen!“
„Findest du, Iz? Ne Eisprinzessin hat ihn verkloppt!“ Jace grinst breit und ich kann nicht anders. Ich wische das Grinsen aus seinem Gesicht, indem ich das Kühlpack auf seinen Schritt werfe. Jaulend springt er auf, hüpft aufgebracht. „Spinnst du Alec?“
„Halt einfach mal dein großes Maul, ja? Du hast doch erst alles gestartet, indem du ihn so blöd angemacht hast! Was sollte das überhaupt? Ihn Eiskönigin zu nennen?“
Jetzt wird Izzy erst so richtig wütend. Mit blitzenden Augen sieht sie auf meinen besten Freund seit Kindertagen. „Jace Herondale?! Du ARSCH! Ich glaube es ja nicht!“

In dem Wissen, das jetzt ein Streit losbricht, strecke ich mich nach dem Kühlpack und verfrachte es wieder an meine Schläfe. Verdammt ich bin auch ein kleines Weichei. Aua!

„Ach komm schon Iz. Bane ist eine Diva. Der Kerl schminkt sich, lackiert die Nägel, selbst im Privatleben!“
„Ja und? Er mag das halt. Deswegen ist er aber keine Frau. Es ist abfällig ihn als Eiskönigin zu bezeichnen. Bane ist bisexuell. Er liebt es mit Make Up auszugehen, mit dem Style zu spielen, aber er sieht sich definitiv als Mann. Mann! Ich bin eure Agentin, eure Anwältin, aber ich bin auch LGTBQ+ Anwältin!“ Aufgebracht schlägt sie wieder auf seinen Kopf. Jace zieht schützend den Kopf ein und jammert vor sich her. Wenn die ganzen Puckbunnies wüssten, was für ein Weichei er doch sein kann!

Bevor Izzy komplett ausrastet, umarme ich sie von hinten, auch wenn ich dabei die wohltuende Kühle, des Packs an meiner Schläfe, verliere.
„Iz. Shhh. Du weißt doch, Jace denkt oft nicht nach.“
Jace fährt sich nervös durch die Haare. „Izzy. Ich wollte nicht respektlos gegenüber Männern die sich schminken sein. Ich war respektlos gegenüber Bane, weil er ein arroganter Schnösel ist. Total unsympathisch und eingebildet!“
„Ach? Und du und wie viele eurer tollen Hockeykollegen sind genauso?“ , herrscht sie ihn an.
„Eingebildete Arschlöscher, die jeder willigen Frau oder Kerl ins Höschen packen und danach den Namen vergessen? Immer wissend, dass nie ein wirkliches böses Wort hervordringen wird, da NDA’s und ein Haufen Staranwälte sie vor allem schützen? Bane ist nicht anders als viele von euch. Es ängstigt die Hockeycracks nur, dass jemand queeres auf ihrem Spielplatz spielt!“

Meine Schwester windet sich aus meinen Armen, bückt sich, greift das Kühlpack vom Boden und hält es mit der anderen Seite an meine Schläfe. „Du bist natürlich anders,  Bruderherz!“ Izzy ist zwar zwei Jahre jünger als ich, hat aber ihren Schulabschluss schon mit 14 Jahren gemacht. Sie hat dann per Fernstudium einen Collegeabschluss erworben und ist dann als Jace und ich unseren Abschluss gemacht haben, gemeinsam mit uns an die Universität gegangen. Ihr Basisstudium Jura ist beendet und jetzt studiert sie noch weiter, während  sie schon erste Aufträge für die Kanzlei meines Vaters übernimmt. Hauptsächlich natürlich rechtliche Betreuung und Recherche, denn vor Gericht darf sie erst als vollwertig fertige Anwältin.

Da wir durch unsere Mutter, immer Bezug zum Leben von Profisportlern hatten und unser Vater, zu ihrer aktiven Laufbahn auch ihr Agent war, hat Izzy dies nun für Jace und mich übernommen. Viele runzeln darüber die Stirn und sagen wir sollen einen Profi nehmen, doch ehrlich: niemand kann sich mit Isabelle Sofia Lightwood messen. Sie ist klein, fast zierlich, wunderschön mit ihren langen dunklen Wellen, die ihr bis zum Po fließen und den großen, braunen Augen. Immer schick, immer weiblich. Doch wenn du nicht so spurst, wie sie es gerne hätte? Gnade dir Gott und all seine Engel!

Izzy ist pansexuell und stolz darauf. Die LGTBQ+ Community ist ihr wichtig und sie hat sogar unseren eher konservativen Vater davon überzeugen können,  das es für den Ruf seiner Kanzlei sehr gut aussieht, wenn sie Fälle in denen es um Rechte der Community geht, pro bono übernehmen.

Nun, unser Vater kann es sich auch leisten. Wir waren nie arm, weshalb das Geld, welches ich als Lohn bekomme, für mich Nebensache ist. Trotzdem habe ich dank Izzy ein Gehalt bei dem selbst viele alte Hockeyhasen grün vor Neid werden.

„Ja, ja. Alec ist ein Heiliger. Schon klar!“ Jace schnaubt und verschränkt die Arme.
„Ja ist er auch! Du und auch Bane und viele andere Profisportler könnten sich ein Beispiel an seinem Verhalten nehmen!“
„Woran genau? Mit fast 23 immer noch Jungfrau sein? Nie mehr als ein Schluck Bier? Gummibärchen als einzige Sünde? Sorry, kaum ein Mensch wird das wohl als zufriedenstellendes Leben ansehen  Iz! Und das weißt du verdammt genau, ist ja nicht so als hättest du nicht gern deinen Spaß!“

„Hey? Das will ich nicht hören! Ist gut jetzt!“ , ich sehe Jace warnend an und Isabelle dann genauso. Beide wissen es gibt eine Grenze bei mir, überschreitet man sie, ist es vorbei mit dem ruhigen Alexander. „Ihr könnt jetzt gehen. Ich soll den Tag zur Überwachung bleiben. Ich hätte gern Ruhe. Und Iz? Keine Klage. Keine Beschwerde. Bane wird schon Ärger mit den Verbänden bekommen, das langt.

„Aber Alec!“
„Nein! Du hast doch eben erst breit erklärt, das Bane von Jace provoziert wurde. Das kommt bei queeren Fans bestimmt nicht gut an. Auch das Eishockey Team der USA braucht Diversität. Also blas' es nicht unnötig auf!“ Ich schiebe beide zur Tür, Jace stemmt sich kurz dagegen. „Alec…hör‘ mal, was ich da gerade gesagt habe…das…ich mein das nicht..“
„Schon klar. Alles gut.“ Ich schließe die Tür, ohne weitere Worte zuzulassen und lasse mich dann auf das Krankenbett sinken.

Ich verschränke die Arme unterm Kopf und blicke hoch zu der weißen Decke. Jace Worte waren in Wut gesprochen. Ich weiß, er denkt ich bin zu zurück haltend, versteht nicht warum ich nicht date und all diese Sachen, aber grundsätzlich akzeptiert er es. Dachte ich zumindest. Doch obwohl ich weiß, er war eben sehr wütend auf Izzy und wahrscheinlich auch noch genervt vom Kater, haben mich diese Worte verletzt.

Wenn mein bester Freund mich schon seltsam findet, wie soll ich dann mit dem Rest der Welt klar kommen? Durch Olympia werden wir auch international beachtet werden. Reporter aus aller Welt, werden in unserem Leben herumschnüffeln. Meine Andersartigkeit wird zum Stressfaktor werden.

Seufzend greife ich mein Smartphone, öffne mein Emailprogramm und bitte um einen Termin bei unserer Psychologin. Mentale Gesundheit wird seit ein paar Jahren zum Glück groß geschrieben in der modernen Sportgesellschaft. Das AOC legt besonderen Wert darauf, den Olympioniken Unterstützung für das mentale Befinden zu bieten. Das verdanken wir mutigen Atleten, die ihren Mund aufgemacht haben und offen über mentale Probleme geredet haben. Ich bin es mir, meiner Familie, diesen Athleten und den Fans schuldig, auf mich zu achten. Nicht nur körperlich.

Nachdem ich die Email abgeschickt habe, schalte ich den Fernseher an. Ich brauche etwas sinnfreie Berieselung. Ich bleibe bei Good Morning New York hängen und stöhne entsetzt auf, als die Moderatoren in die natürlich tagsüber geschlossenen Bar schalten, in der gestern Abend alles passierte. Einer der Barkeeper lässt sich gern aus. Na super. Der hat natürlich keine NDA unterschrieben. Hervorragend! Ganz, ganz großes Kino.

„Wie du hörst Jeff, Magnus Bane scheint in Sachen Prügelkraft, einem Hockeyspieler in nichts nach zu stehen.“
„Danke Hailey, schön zu hören, dass Alec Lightwood sich wenigstens wie ein Olympiastar verhalten kann!“ Der Moderator schüttelt leicht den Kopf. „Sich prügeln wie ein paar Highschooljungs. Peinlich, peinlich, wenn sie mich fragen. Und dann wurde Alec Lightwood auch noch verletzt. Lassen sie uns hoffen, es ist nicht zu schlimm, sonst könnte sich dieser Skandal in ein Inferno verwandeln, welches mehrere Karrieren zerstört!“

„Oh Gott!“ , ich schlage mir die Hand auf die Stirn, fauche auf, weil ich mir nun selbst weh getan habe. Wütend packe ich das zweite Kissen, das noch unbenutzt auf dem Nachtisch liegt und halte es mir vor das Gesicht.
„VERFICKTE SCHEIßE!“

Bei dir sein, ist Alles! - (Malec /Shadowhunter-AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt