Kapitel 6 - Magnus - Essen unter Feinden

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„Ernsthaft Ragnor. Geh! Hau schon ab!“
Das Training der Mannschaft wurde heute früher beendet, nachdem Caoch Garroway aber zuerst jeden Spieler hat übers Eis flitzen lassen um mir eine Einschätzung ihrer jeweiligen Geschwindigkeit, Stärke und Wendigkeit möglich zu machen. Ich muss zugeben, diese Muskelberge können Schlittschuhlaufen. Dieser Jace hat sogar eine angeborene Eleganz, er strahlt Selbstbewusstsein und Ehrgeiz aus. Aber keiner von ihnen kann mit Alec Lightwood mithalten. Was ich von ihm heute auf dem Eis gesehen habe, war der reine Wahnsinn. Einige seiner Bewegungsabläufe sind gänzlich anders als für Hockeyspieler üblich. Fließend. Erhaben. Als würde er eher fliegen, denn laufen.

„Dein Trainerteam trifft morgen ein. Du gehst morgen in den Kraftraum aufs Laufband. Die Spieler haben morgens auch jeder ein individuell auf ihn zugeschnittenes Training. Um 8 Uhr gibt es Frühstück. Um 9.30 beginnt das Training. Polvovitch und Garroway werden sich noch absprechen, für welchen täglichen Zeitraum du gebraucht wirst, damit dein Team dein Training drum herum planen kann.“ Ich nicke, erwähne nicht, dass wir mir dies schon dreimal erzählt hat. So ist mein Agent, wenn er genervt ist. Er seufzt nur, umarmt mich mit einem Arm. „Baue keinen Mist, okay? Das hier ist deine einzige Chance an Olympia teilzunehmen. Da war der Verband ganz unmissverständlich drin.“

„Mach‘ dir keinen Kopf. Ich nerve die Hockeystars einfach so sehr, dass sie den Verband anflehen mich rauszunehmen. Dann ist es ja nicht meine Schuld und sie können mir eine andere Strafe aufbrummen!“
„Magnus!“ Ich grinse, bei seinem ärgerlicher Knurren. Kopf schüttelnd geht er schließlich  und ich höre ihn, „Was habe ich nur verbrochen, um sowas zu verdienen?“, flüstern.

Schmunzelnd sehe ich ihm nach, doch sobald er weg ist, stirbt das amüsierte Gefühl. Jetzt bin ich allein. Allein in der Mensa, die gefüllt ist mit Hockeyspielern, dem Trainerstab, dem Pressesprecher und sonstigen Handlagern des Team USA. Umgeben von Feinden. Na ja, von feindlichen Blicken zumindest. Die Schultern gestrafft, gehe ich zum Thekenbereich indem es verschiedene Essenkomponenten gibt. Verwundert bemerke ich an allen Behältern, Schildchen die genaue Auskunft über Kalorien, Ernährungswerte wie Fettgehalt, Proteingehalt und ähnliches geben.
Müssen diese Kolosse etwa auch auf die Ernährung achten? Jedenfalls nicht unbedingt so extrem auf die Kalorien, denn ich sehe auf allen Tellern Brot und auch ordentlich Dressing auf Salaten.

Ich fülle mir dagegen eine Schüssel mit diversen Salatkomponenten und etwas gegrilltem Huhn. Kein Dressing. Nur etwas Öl und Essig. Ich bin brav.

Die Blicke ignorierend, setze ich mich ebenso brav an einen leeren Tisch. Ich höre ein Räuspern und dann Garroway, der mich zurecht weißt. „Du musst das Team schon kennen lernen, Bane!“ Also setze ich mich an den Tisch an dem mit Jace Herondale und Kit Harrington die Spieler sitzen, die auch erst seit kurzem dazu gehören. Ragnor hat mir eine möglichst kurze, aber genauen Überblick über die Verhältnisse im Team gegeben.

„Hey Goldface…hat Shadowhunter sich schon gemeldet?“ Der Teamkapitän steht nun hinter Jace, eine neue Wasserflasche in der Hand. „Nein Thunderstorm, leider noch nicht.“

Na super. Jetzt zeigen sie mir also wie sehr ich nicht dazu gehöre, indem sie diese dämlichen Hockeyspitznamen nutzen.

Sehr erwachsen. Stilvoll. Na ja, was erwarte ich von Männern deren einziger Lebenszweck es ist, einer Scheibe auf dem Eis nachzujagen und einander zu verprügeln?

„Hmm. Er ist schon ziemlich lange weg!“
Ich esse meinen leicht trockenen Salat, wünschte ich könnte mir auch etwas von dem cremigen Ranchdressing erlauben, das Herondales Salat ertränkt. Was regt der sich auf? Ist ja nicht so, als wäre ein Eishockeyspieler wichtiger als jeder andere Patient. Wer kein Notfall ist, muss warten.
„Meinst du? Vielleicht wartet er nur lange?“ , Kit Harrington sieht den Kapitän nur kurz an und schaut gleich wieder auf seinen Teller. Ach Gott! Das ist schon niedlich. Der schüchterne Jungspieler. Gut, Hayes ist auch mehr Yeti als Mann. Der kann einen Neuling im Team natürlich einschüchtern. Wieder einmal bin ich froh, dass ich alleine starte. Ich habe zwar ein Team um mich, aber letztendlich haben die alle nur einen Job. Sie bekommen Geld dafür. Zwar bekommen die Hockeystars auch Geld, für Olympia wahrscheinlich saftige Prämien von denen Eiskunstläufer nachts träumen können, doch sie müssen als Team funktionieren. Mein Team braucht nur dafür sorgen, dass ich funktioniere.
„Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht!“ Ich blicke auf, treffe auf den harten Blick des über zehn Jahre älteren Mannes. „Vielleicht müssen sie ihn genauer untersuchen. Vielleicht hat er doch eine Blutung…“ Ich schlucke nervös, als Gemurmel um mich herum einsetzt.

„Setzen Hayes! Und ihr anderen : esst. Alec ist garantiert okay. Hockeyschädel sind hart. Ein leichter Faustschlag an die Schläfe wird ihm nicht geschadet haben. Und falls doch, seid ihr Idioten ebenso daran Schuld. Wenn er euch nicht hätte vor Dummheiten bewahren wollen, wäre er gar nicht getroffen worden!“

Stille kehrt ein, betretene Gesichter überall und auch ich senke den Blick. Fuck der Mann hat es drauf mit dem beschämenden Blick.

„Danke Coach. Wenigstens muss ich sie jetzt nicht zusammenfalten!“ Die Stimme von Alec Lightwood lässt uns alle zur Tür blicken. Da steht er, gekleidet in eine abgewetzte Blue Jeans, über die ich normalerweise die Nase rümpfen würde, und einen USA Hoodie. Erstaunlicherweise trägt er teuer aussehende Bikerboots. Das werde ich mir genauer ansehen müssen, hat er eventuell auch das Motorrad dazu? Das wäre sexy. Ein großer, attraktiver Mann auf einem Motorbike. Gefährlich. Er fährt sich durch seine chaotische, schwarze Mähne, grinst leicht und ich schwöre wenn er das noch etwas länger tut, falle ich tot um. Verdammt,  warum war ich Idiot so besoffen und frustriert das ich beinahe das Angesicht eines Gottes zerstört hätte? Denn Alec Lightwood ist definitiv ein Gott. Ein großer, athletischer, breit schultriger Gott mit Sexhaaren, tiefblauen Augen und einem Killerlächeln. Himmel hilf!

„Kumpel!“ Jace springt auf und umarmt seinen Freund. Lightwood lacht und drückt ihn zurück. „Alles gut Jace. Mein Schädel ist okay. Aber ich hab echt Hunger!“
„Setz dich. Ich hol dir Salat und Hühnchen." „Danke, aber bitte nur Öl und Essig, ich will mir ein paar meiner Kalorien für einen Schokoriegel sparen. Den brauch ich später! Und viel Tomaten bitte!“ , seufzt der schöne Mann und lässt sich neben mich auf den Stuhl fallen. Total geflasht von seiner Schönheit, schiebe ich ihm mein Tablett hin. Vielleicht auch, weil ich weiß,  ich habe eben die letzten Tomaten geschnappt und Jace jetzt erst mal welche organisieren müssen wird. „Hier, hab erst zwei Gabeln genommen. Du brauchst es mehr!“

„Du bist der beste Kumpel!“ Plötzlich liegt sein Kopf an meine Schulter gelehnt. „Krankenhäuser sind doof Jace! Besonders wenn scheinbar jede Schwester ein Puck Bunny ist. Na ja dir hätte es wahrscheinlich gefallen!“ Ich wage es nicht, mich zu bewegen, wage kaum zu atmen. Kit Harrington sieht von gegenüber mit großen Augen auf uns, die Gabel in der Luft scheinbar gefroren. Alles was ich registriere ist, dass Alec die Augen geschlossen hat und offenbar denkt ich sei Jace.
„Hmmmm.“ Alec schnuppert genüsslich, die Augen immer noch zu, „Hast du ein neues Shampoo? Riecht toll!“ „Ich…“, mein Mund fühlt sich an wie die Sahara. Ich räuspere mich, versuche Spucke zu generieren, „Ich…“

„Alter! Was machst du da mit meinem besten Freund!?“ Herondales Stimme klingt beinahe schrill, das Tablett in seinen Händen, donnert er auf den Tisch. Alecs Augen schnappen auf und sobald er Jace sieht, schaut er verwirrt zur Seite und fährt dann geschockt auf. „Was…ich…dachte…Jace…was…?“

„Oho. Gibt es jetzt ein Eifersuchtsdrama?“ Hayes, der Arsch, kreuzt grinsend die Arme.

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!!!!!Achtung!!!!!!

Auch hier gibt es nächste Woche eine Pause auf Grund meines Kurses. Weiter geht es dann am 1. November!

Bei dir sein, ist Alles! - (Malec /Shadowhunter-AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt