Gespräch mit Charlie

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Lucifer bettelte immer weiter, in der Hoffnung meine Idee zu erfahren, sogar die großen Kulleraugen brachte er, doch ich blieb standhaft, da ich ihm die Überraschung nicht verderben wollte. Wir lagen noch immer auf dem Bett. In einem kurzen Moment des Schweigens, fiel mir ein, dass ich total vergessen hatte ihn nach dem Gespräch mit  Charlie zu fragen. Meine einzige Information war ein Daumen nach oben, mehr nicht. "Wie lief eigentlich dein Gespräch mit Charlie? Wir haben darüber noch gar nicht geredet" unterbrach ich, anscheinend, seine Gedanken, denn er zuckte kurz, als ich anfing zu reden. "Stimmt. Wie bereits kurz mitgeteilt, lief es an sich gut..." Er fing an zu erzählen.

*Rückblende

POV: Lucifer

Als ich unten in der Lobby ankam, war Charlie gerade voller Freude dabei die Aktivität für den heutigen Tag zu verkünden. Heute sollten die Sünder den anderen ihre besten Taten aus dem Leben und/oder hier unten in der Hölle präsentieren und erzählen, wie sie sich dabei gefühlt haben. Ich weiß genau, das Charlie gerne bei jeder Aktivität dabei ist, allerdings war das hier zu wichtig, um es weiter warten zu lassen. "Hey, Char Char. Es gibt etwas über das ich gerne mit dir reden würde" begann ich, als ich auf sie zuging. "Kann das bis heute Abend warten? Ich würde gerne..." weiter kam sie nicht, da ich sie unterbrach. "Ich weiß, du bist gerne bei den Aktivitäten dabei, aber das hier ist zu wichtig, um länger damit zu warten. Dieses Gespräch ist sowieso längst überfällig." "Aber..." "Du musst dich nicht rehabilitieren, bedeutet, du musst nicht zwingend heute dabei sein. Vertrau deinen Freunden." Den letzten Satz sprach ich mit einer eher neckenden Tonart und einem Lächeln auf dem Gesicht aus. Charlie willigte nur widerwillig ein, aber kam mit mir mit. Sie bat Veggie darum die Stellung zu halten, um sich etwas Sicherheit zu verschaffen. Da ich nicht wollte, dass uns jemand belauschen könnte, öffnete ich ein Portal zu meinem Büro in meinem Anwesen. Dort konnten wir in Ruhe reden. Dort angekommen, schaute sich Charlie im Raum um. Das letzte mal, als sie hier war, war sie bestimmt gerade mal 4. Oder 5? So genau weiß ich es auch nicht mehr. Ihr Blick fiel auf die vielen Enten, die ich in den 7 Jahren der Depression erschaffen hatte. "Warte. DAS waren die 'wichtigen Dinge', die du zu erledigen hattest?" sprach sie, mit dem Versuch Enttäuschung und Kummer zu unterdrücken. Vergebens, denn ich hörte es stark heraus. "Charlie...Hör einfach zu. Dann wirst du eine Antwort auf alles bekommen." Diesen Worten legte ich eine Handbewegung auf meinen Schreibtischstuhl bei. Charlie setzte sich und hörte gespannt zu. Ich erzählte ihr alles, was ich Alastor erzählt hatte. Von den Streits und der Scheidung, auch dass wir sie all die Jahre angelogen hatten, weshalb Lilith verschwand und ich mich nicht meldete. Dabei betonte ich meine Depressionen und meine Einsamkeit mit einer kleinen Handdeutung auf die Enten, damit sie ihre erste Frage direkt beantwortet bekam. 

Als ich fertig war, lies ich ihr einen Moment Zeit, um das ganze sacken zu lassen. Nach einigen Minuten des Schweigens, beschloß ich sie doch anzusprechen. "Charlie...? Bitte sag etwas..." Sie starrte noch immer ungläubig drein, bis sie allerdings dann doch  die Worte fand. "Wieso hast du nicht früher etwas gesagt? Ich hätte dir helfen können. Du hättest im Hotel bleiben können. Wir hätten gemeinsam füreinander da sein könne." Die Sätze beginnend mit 'ich hätte/wir hätten ...' sprudelten nur so aus ihr heraus. Ich musste einen Cut machen, bevor sie sich in Schuldgefühlen verlor. "Charlie, wie ich vorhin bereits sagte, wusste ich nicht, ob du mir glauben würdest und ob du überhaupt etwas mit mir zu tun haben wolltest. Du und Lilith standet euch schon immer näher als wir..." Bei dem Gedanken dran, wie Lilith Charlie immer von mir fern gehalten hatte, wurde mein Herz schwer. "Dad, checkst du es immer noch nicht? Mein Traum, meine Idee, das Hotel. All das existiert nur, weil dieser Traum vorher deiner war. Du hast mir immer wieder davon erzählt und deinen Ideen, wie du ihn umsetzten willst. Hier. In diesem Zimmer. Immer auf diesem Stuhl, an diesem Tisch. DU warst es, der mich zu dem Hotel brachte. Mom ist ohne ein Wort gegangen und hat sich nicht im geringsten dafür interessiert." Das Letzte fiel ihr offensichtlich schwer zu sagen. Sie schien immer noch sehr verletzt zu sein. Diese Art des Desinteresse und das Gefühl, nicht verstanden zu werden, kannte ich nur zu gut von ihr. "Das heißt,...du bist nicht böse?" fragte ich vorsichtig. "Nein. Ja, ich bin schockiert und auch etwas traurig darüber, dass ihr nur wegen mir es noch miteinander aushalten musstet, aber ich schlußendlich bist du der Jenige, der im wichtigsten Moment für mich da ist und das ist es, was zählt." Ich konnte nicht anders als sie, mit freudigen Tränen in den Augen, in den Arm zu nehmen. Ich war so froh, dass sie es verstand. "Dich trifft keine Schuld. Wir hatten das so beschloßen. Bitte fühl dich nicht schlecht" sagte ich ihr noch, da die Worte 'wegen mir' und 'musstet' mir in der Seele weh taten. Das letzte was sie sollte, war sich verantwortlich für die Situation zwischen mir und Lilith zu fühlen.

Nach weiterem Austausch, gingen wir wieder ins Hotel zurück. Die anderen tranken und lachten an der Bar. Der Tag schien auch ohne Charlie Überwachung gut gelaufen zu sein. Ich gab ihr einen neckenden Blick, worauf sie sichtlich verlegen wurde, da sie genau wusste auf was ich anspielte. Nach kurzer Zeit kam auch Alastor wieder ins Hotel. Trotz seines immer stets aufrecht erhaltenden Lächelns, sah ich, dass ihn etwas bedrückte. 

*wieder in der Gegenwart

...und den Rest kennst du ja."

POV: Alastor

Ich war froh, dass Charlie ihm nicht nur nicht böse war, sondern ihn sogar bestärkte. Leider wusste ich nur zu gut, wie sich Depressionen anfühlen und wie schnell sie wieder kommen können. Diese Bestärkung, sollte diese Wahrscheinlichkeit gemildert haben. Da ich nicht so recht wusste, wie ich darauf reagieren soll, schenkte ich ihm einen beruhigenden Blick und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. Während er erzählte, hatte er sich immer mehr an meine Brust gekuschelt. "Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie super weich und toll ich dein Fell finde?" Bei dieser Frage kuschelte er sich noch mehr an. Ich spürte, wie ich leicht rot wurde. Nein, sowas hat mir bestimmt noch niemand gesagt. "Und hab ich dir schon gesagt, wie schön ich es finde, wenn du dich an mich schmiegst?" Mit diesen Worten schloß ich meine Augen und nahm ihn feste in den Arm.

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