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                             -CHIARA-
  
Ich senkte meinen Blick, damit ich ihm nicht in die Augen schauen musste. Zum Glück löste mich jemand von dieser Sitaution ab, um nicht selbst gleich fliehen zu müssen:,,Alles gut bei euren Geschäften?"

So direkt es auch sein mag, glaube ich nicht, dass wir ein kurzen Smalltalk halten müssten. Alle sagen doch eh, dass es ihnen gut geht, geschweige denn, ob es in Wahrheit so war. ,,Alles ganz gut soweit, wie läuft es bei euch?", fragte Antonio meinen Vater. ,,Ebenso. Ich hoffe, das bleibt auch dabei." Er seufzte kurz und wieder sah man das Gesicht eines jeden Mafiabosses. Es war monoton und kalt, dass man nicht sagen konnte, was sie gerade dachten.

Wir standen alle am Stehtisch, die Männer waren in ihren Gesprächen verwickelt. Dabei ging es hauptsächlich um die Geschäfte. Ein Kellner hatte uns bereits gefragt, was wir denn gerne trinken möchten. Ich bestellte mir einen alkoholfreien Cocktail.
Während ich immer mal ein Schluck von meinem Getränk nahm, fühlte ich mich ständig beobachtet.

Als mir jemand auf die Schulter tippte, drehte ich mich um, um die Frau von Antonio zu sehen.
,,Wir haben ja noch gar nicht miteinander gesprochen." Sie wirkte völlig gelassen. Ich war überrascht und zugleich erleichtert.
Deshalb machte ich mir keine Sorgen, ich würde mit Fragen ausgepeitscht werden. ,,Ja, das stimmt. Soll ich Sie bei Ihrem Namen nennen, oder...?", gab ich von mir.

,,Ich bin noch nicht so alt, dass du mich schon siezen musst. Nenn mich Sofia." Sie kam mir sehr freundlich vor.

,,Geht es eurer Familie gut?", ergreifte ich das Wort. ,,Den Umständen entsprechend."
Was ist das denn für eine Antwort?
Daraus konnte man nie etwas erschließen, weil man diese gewissen Umstände nicht kannte. Wenn wir aber davon ausgehen würden, dass die Geschäfte und der ganze Handel damit gemeint sind, dann bestimmt nicht so gut, wie man behauptet. Ich meine, die meisten denken, man wäre gut aufgehoben, wenn man viel Geld und Macht hätte.
Dennoch musste man bedenken, dass man davon nicht immer profitieren konnte.

,,Wie geht es euch? Oder besser gesagt, wie geht es dir Chiara?",erwähnte sie vorsichtig. Dass das einst auf mich zukommen würde, war offensichtlich. Sie wussten alle, dass ich keine Mutter mehr besaß.
Ich mochte es nicht wirklich, wenn man mich anders behandelt hätte, nur weil ich keine Mutter mehr hatte.

,,Mir geht es ganz gut Sofia. Deine Tochter ist unfassbar niedlich", lenkte ich vom Thema ab. Sofort hebten sich ihre Mundwinkeln und formten ein kleines Lächeln:,,Das sagen immer alle. Sie kann aber manchmal ein kleiner fieser Teufel sein." Da musste ich nun auch grinsen. ,,Wie heißt sie denn?" ,,Das ist Mia. Sie ist 7 Jahre alt, aber das ist nicht mein einziges Kind. Mein Sohn, Ethan, steht da vorne und gehört ebenso zur Familie. Er wird der Nachfolger meines Mannes sein. Das hat aber noch seine Zeit."

Ehe ich ihn anschaute, hatte ich bereits schon im Augenwinkel gesehen, dass er mich musterte. Ich fing an, ihm in die Augen zu schauen, also hielten wir beide zueinander Augenkontakt.

Wenn man ihn näher betrachten würde, könnte man mehr über sein Aussehen sagen. Trotzdem war seine Schönheit nicht zu übersehen. Er war eine super Mischung aus seinen Eltern. Ethan kam mir nicht besonders alt vor, weshalb ich seine Mutter fragte, die gerade dabei war, sich im Saal umzusehen:,, Wie alt ist Ethan? Er scheint nicht alt zu sein."

,,Ist er auch nicht. Ethan ist 23 Jahre alt, also noch ziemlich jung würde ich sagen."
Ich blickte zu ihr auf, während ich mein Glas herumschwenkte. Obwohl ich hier nur stand mit all den anderen Gästen, fand ich es nicht langweilig. Ich konnte andere ein wenig kennenlernen. Zu Hause würde es mir bestimmt nicht besser gehen.

Mein Vater fing an zu sprechen:,,Bei all den neuen Themen, die nacheinander aufgetischt werden, kommen wir mal zu der Sache, wozu wir uns eigentlich getroffen haben."
Da bin ich jetzt mal gespannt. Vielleicht stoßen sie an, weil man Vater einen neuen Vertrag abgeschlossen hat, wofür auch immer es auch sein mag.

Da ich wusste, es würde etwas Unspannendes sein und ich auf Toilette musste, suchte ich diese auf. Ich verschwand vom Tisch.
Mir war es nicht wichtig, meinem Vater Bescheid zu geben. Vermeintlich würde er nicht einfach in die Damentoilette reinplatzen.

Oder?
Wer weiß...?

Ich lief auf einen Kellner zu, der an mir gerade vorbeilaufen wollte:,,Entschuldigung, wo befindet sich die Damentoilette?"
Er antwortete angsterfüllt:,,Ehh..i-wenn sie hier den Weg lang laufen, dann nach rechts abbiegen, finden sie die Damentoiletten."
In dem Moment, zog er auch schon an mir unmittelbar vorbei.

Warum Leute Angst vor uns haben, kann ich verstehen. Wir kommen aus den größten Mafias in ganz Italien. Aber der hier hat einen Anschein gemacht, als würde er sich gleich in die Hose machen.

Da musste ich ein wenig schmunzeln, bis ich seiner Wegbeschreibung letztendlich folgte. Ehe ich abbiegte, entdeckte ich auch schon mein Ziel. Ich öffnete die Tür und schloss sie wieder. Als ich mein Geschäft erledigte, mir die Hände wusch und mich nochmal im Spiegel beäugte, verließ ich die Toiletten.

Den bereits gegangenen Weg benutzte ich diesmal, um zum Stehtisch wieder zu gelangen, wo mein Vater und alle anderen standen. Ich gesellte mich zu ihnen, indem ich mich zwischen meinem Vater und Ethan stellte. Sie stoßen gerade alle an, dabei schaute ich sie verwirrt an und fragte laut:,, Wofür stoßt ihr denn an?"

Mein Cocktail ließ ich mir von Sofia reichen und stoßte mit ihnen ebenso an, obwohlich es immer noch nicht raffte. Niemand antwortete mir, als seine Stimme ertönte und mir gleichzeitig unerwartet seinen Arm auf meine Taille legte:,,Wir werden heiraten mi Amor."

In dem Moment verschlug es mir derart die Sprache, dass ich mein Glas fallen ließ.
,,Was?"

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Meine Migräne heute ist ziemlich stark. Trotzdem wollte ich euch noch ein Kapitel schenken.
Lasst Liebe da und kommentiert schön ❤️
Habt einen schönen Abend!

Meint ihr, hätte das Chiara erwartet?





If you Die I DieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt