-6-

6 2 0
                                    

                            -CHIARA-

War es das, was mein Vater von mir wollte? Mich mit einem mir unbekannten Mann verheiraten lassen? War es das, warum ich überhaupt mitkommen sollte?

Ich war wie versteinert und rührte mich nicht vom Fleck. Sein Arm lag weiterhin auf meiner Taille. ,,Was hast du gerade eben gesagt?",ich wiederholte mich.

Auf die Reaktion hätte er bestimmt nicht erwartet, aber wie soll ich denn sonst reagieren. Ich wusste es nicht einmal bis jetzt! Man konnte ihm ansehen, wie er sich gerade zusammenreißen musste, um nicht gleich auszurasten. Er hob seine Augenbrauen.

Mir reichte es! Ich befreite mich aus seinem Griff:,,Lass mich los! Und du!" Ich stand jetzt genau vor meinem Vater ohne eingeschränkt zu sein. ,,Du kannst mich mal!",erwähnte ich, bevor ich mich von ihm distanzierte. Ich lief den langen Flur entlang, während alle Augen auf mir lagen.
So schön es auch hier war, hatte ich es bis hier hin schon satt!

Vor den hohen Türen angekommen, wurden sie mir sofort geöffnet. Es war bereits sehr spät und regnete gewaltig. Ich stand unter dem Dach des Saals, sodass ich nicht nass wurde.
Ich ließ einen großen Abstand zu den Türen, damit ich nicht jedes Mal von irgendwelchen Gästen gesichtet werde.
Sie werden mich wohl ansprechen, fragen wer ich bin etc.

Darauf hatte ich überhaupt keine Lust.

,,Warum müssen sich Männer immer alles erlauben?", murmelte ich vor mir hin.
Ich zog meinen Lippenstift aus der Tasche und trug es mir auf die Lippen auf. Dank dem Spiegel konnte ich sehen, ob ich meine Lippen übermalte oder nicht.
Ich presste meine Lippen noch zusammen, damit es sich alles schön verteilte.

Hinter mir hörte ich plötzlich Schritte, die immer lauter wurden. ,,Du siehst nicht schlecht aus." Sie führten also zu mir. Ich drehte mich nun um und sah in die grünen Augen eines Mann mit schwarzem Anzug.

Ich war verwirrt, weshalb ich fragte:,,Kennen wir uns? Ich zumindest dich nicht." Er antwortete:,,Noch nicht. Vielleicht kommst du einfach mit mir mit, dann können wir uns besser kennenlernen." Während er mit mir redete, würdigte er mir keinen Blick in die Augen. Stattdessen betrachtete der Mann meinen Körper.

,,Vielleicht sollte man dir erst beibringen, dass man immer einem beim Reden in die Augen schauen sollte." Sein Gesichtsausdruck änderte sich binnen Sekunden. Mich störte es kaum, deswegen ergreifte ich das Wort erneut:
,,Ich weiß ehrlich nicht wer du bist, dass du dir erlaubst, so mit mir zu sprechen!"

Ich hielt nach wie vor einen Abstand zu ihm, doch er näherte sich mir immer mehr an und verkürzte somit unseren Abstand. ,,Damit du meinen Namen später schreien kannst, will ich dass du weißt, dass ich Matteo bin."

Der hat alle Tassen nicht mehr im Schrank!
,,Spinnst du? Verdammt nochmal, ich bin keine Schlampe!" Ich sah, wie seine Zähne knirschten. Er war definitiv besoffen!

Ich lief rückwärts, bis ich mit dem Rücken gegen etwas Hartes geknallt bin. Bevor ich mich umdrehen konnte, packte er sich den unbekannten Mann am Kragen.
Scheiße! Es war Ethan!

"Du wagst es, meine Frau zu belästigen?!" Er klang eindeutig wütend und schien so, als ob er den Mann kennen würde. Ethan zog ihn an die Wand und zeigte mit dem Zeigefinger auf ihn.

,,Matteo, du kannst froh sein, dass ich dich gehen lasse. Doch ich warne dich!", machte Ethan ihm deutlich. Matteo schien desinteressiert an die Sache ranzugehen.
Das verdeutlichte mir, wie viel er bisher getrunken hatte. Von ihm kam:,, Schade! Wenn du dich umentscheidest, kannst du mir gerne Bescheid sagen."

So ein Perversling!

,,Verzieh dich, bevor ich meinen letzten Nerv verliere, an dem ich mich gerade so festhalte."
Warum achtet er auf mich? Er könnte genauso seine Gespräche weiter fortführen. Ich konnte das auch selber regeln.

Ethan ließ ihn abrupt los, dabei schubste er ihn in die andere Richtung. Jetzt soll er verstanden haben, dass er lieber verschwinden sollte. Seine raue Stimme war dominant und würde die Meisten einschüchtern. Nur nicht jeden...hier ein ideales Beispiel!

Er kam auf mich zu und änderte die Stimmung, als er sagte:,, Alles okay?"
Ich sah zu ihr auf und erwiderte:,, Ja. Wer war das?"
,,Das war mein Cousin, Matteo. Er macht sich an jede ran. Trinksicher ist er bis heute nicht."

,,Das habe ich auch schon wahrgenommen." Mir fiel die Frage ein, die mir im Kopf hängen blieb:,, Warum ich? Wusstest du auch davon? Oder war ich die Einzige, der man es noch nicht mitgeteilt hat?
Es waren viele Fragen, die meinen Mund verließen. Mein Gehirn musste sich leeren, daher dass ich mit den Fragen bestimmt nicht schlafen könnte.

Er kam näher und erwähnte:,, Weißt du, dass du wirklich umwerfend aussiehst?" Warum ignorierte er meine Frage.
,,Danke?" Man erkannte an meiner Stimme, dass ich nicht so recht wusste, wieso diese unpassende Antwort.

Es schüttete immer noch.

Nun standen wir nebeneinander, keiner gab etwas von sich. Es war schön ruhig und man konnte es ziemlich gut genießen.
,,Dein Vater ist echt komisch." ,,Wie kommst du darauf?"
Ethan gab von sich:,,Er redet über seine verstorbene Ehefrau schlecht, praktisch über alle Frauen."
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Er glaubte doch nicht, dass er von mir eine Antwort erwarten könnte.

Für eine Weile genossen wir das Wetter, als mein Vater und Ethans Familie in Sicht fahren. Direkt nebendran war der Parkplatz, wo all die Protzkarren der Gäste standen.

Ethan drehte sich zu mir um:,, Unsere Eltern sind da." Sie schauen zu uns in der Hoffnung, wir gehen zu ihnen hin. ,,Ich komme irgendwann vorbei, falls ich die Arbeit los bin. Gewöhn dich am besten dran."

Ethan umarmte mich und platzierte einen Kuss auf meine Wange, was mir eine Gänsehaut verschaffte. ,,Mi Amore", flüsterte er mir ins Ohr.

If you Die I DieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt