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Der Wind pfiff durch die düsteren Straßen, als Adrian und ich uns auf den Weg zum Treffpunkt machten. Die Stadt war in die Abenddämmerung getaucht, und die Schatten wuchsen zu einem dichten, bedrohlichen Netz heran. Es war ein klarer, aber bitterkalter Abend, und die Luft schnitt wie ein Messer, genau wie das beklemmende Gefühl, das mich begleitete – eine Unruhe, die mich den ganzen Tag über nicht losgelassen hatte.

Wir fuhren in einem unauffälligen Wagen, den wir bewusst als Tarnung gewählt hatten. Die Straßen waren fast menschenleer; nur gelegentlich sahen wir vereinzelte Gestalten, die hastig den Heimweg suchten. Die Fahrt dauerte etwa eine halbe Stunde, und währenddessen versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen, mich innerlich auf das vorzubereiten, was uns bevorstand. Neben mir saß Adrian, still und konzentriert, seine Augen fest auf die Straße gerichtet. Auch er schien tief in Gedanken versunken.

Unser Ziel war ein alter Lagerkomplex am Stadtrand, bekannt für seine abgeschiedene Lage und den heruntergekommenen Zustand – ideal für geheime Treffen und illegale Geschäfte. In der Dunkelheit wirkte der Ort noch unheimlicher, als wir ihn uns vorgestellt hatten. Wir parkten das Auto in einem abgelegenen Bereich, weit weg von den Hauptgebäuden, und stiegen leise aus.

Das große, verfallene Lagerhaus, das uns als Treffpunkt genannt worden war, erhob sich vor uns. Seine Wände waren von abblätterndem Putz gezeichnet, die Fenster mit Brettern vernagelt – ein Gebäude, das seine besten Tage längst hinter sich hatte. Ein perfekter Ort für konspirative Zusammenkünfte, abseits neugieriger Blicke.

„Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?" Adrians Stimme durchbrach die Stille.

„Laut unseren Informationen, ja," erwiderte ich und versuchte, die Nervosität in meiner Stimme zu unterdrücken. „Wir müssen es überprüfen. Wenn die Angaben korrekt sind, könnten wir jemanden treffen, der mehr über Volkov weiß."

„Gut," sagte er knapp. „Dann sollten wir vorsichtig vorgehen. Ich halte die Umgebung im Blick, während du nach Informationen suchst."

Langsam näherten wir uns der angelehnten Eingangstür des Lagerhauses. Ein schmaler Spalt ließ etwas Licht herausdringen, und der muffige Geruch von Moder und Staub drang uns entgegen. Ich atmete tief die kalte Nachtluft ein, bevor ich die Tür vorsichtig aufstieß.

Drinnen war es noch unheimlicher als draußen. Der riesige Raum war fast vollständig in Dunkelheit gehüllt, nur hin und wieder durchdrangen schwache Lichtstrahlen durch die vernagelten Fenster. Die Wände waren mit Graffiti beschmiert, der Boden bedeckt von alten Paletten und Schutt. Es war schwer zu sagen, wie viele Menschen sich im Schatten aufhielten, doch ich konnte das leise Murmeln von Stimmen hören, ein unbestimmtes Flüstern.

Vorsichtig bewegten Adrian und ich uns durch den Raum, bemüht, so unauffällig wie möglich zu bleiben. Wir mussten uns einen Überblick verschaffen und herausfinden, ob hier jemand war, der uns weiterhelfen konnte.

Plötzlich ertönte ein Geräusch aus einer dunklen Ecke. Reflexartig drückte ich mich gegen die Wand und zog Adrian mit mir. Unser Atem ging flach, und ich spürte, wie sein Körper angespannt neben mir stand, fest und doch verletzlich unter meiner Hand. Seine Augen suchten meinen Blick, weit aufgerissen vor Überraschung und einem Hauch von Angst. Unsere Atemzüge vermischten sich in der knappen Distanz, heiß und rau, als ob wir die gleiche Luft atmeten.

„Du musst mir vertrauen," flüsterte ich, meine Stimme zitterte leicht, obwohl ich versuchte, ruhig zu klingen. Adrians Augen durchsuchten mein Gesicht, suchten nach einem Anker in dieser intensiven, flüchtigen Nähe. Doch der Moment verflog so schnell, wie er gekommen war.

Eine Gruppe von Männern trat in den Raum. Sie waren dick eingepackt, ihre Gesichter von Mützen und Schals verdeckt, ihre Stimmen laut und angespannt. Ein Streit war im Gange, und es war offensichtlich, dass sie sich über etwas Wichtiges unterhielten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 01 ⏰

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