1. Bäckerei & Bekanntschaft

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"Guten Morgen, was kann ich Ihnen anbieten?"
Die Frau hinter der Theke lächelte die junge Kundin freundlich an.
"Guten Morgen. Ich hätte gerne ..." Der Blick der Mittelschülerin flog hastig über die verschiedenen Gebäckstücke in der Auslage.
"Ähm ... ein Stück von diesem Schokoladenkuchen und ... ein Käsebrötchen, bitte."
Ihre leise Stimme zitterte leicht.

"Sehr gerne. Noch etwas?"
Das Mädchen schüttelte schnell den Kopf. "Nein ... das ist alles."
"In Ordnung." Das Lächeln der Frau wurde fast noch freundlicher, als wollte sie das nervöse Mädchen beruhigen.

Während die rothaarige Schülerin das Geld möglichst passend zusammensuchte, drehte sich die Frau um und rief in die Backstube, die sich wohl hinter ihr befand: "Shuu! Hast du den Müll schon raus gebracht?"
"Ja! Ich bring dir gleich die Kekse!", ertönte es als Antwort.
Die Schülerin hob kurz den Kopf und starrte auf die Tür hinter ihr. Allerdings sagte sie nichts, sondern reichte der Verkäuferin still das Geld.

Während sie ihr Essen einpackte, öffnete sich die Tür und ein großgewachsener Junge mit orangefarbenem Haar trat heraus, in den Händen ein Tablett voller Kekse in verschiedenen Farben und in unzählige Tütchen verpackt.

Er reichte seiner Mutter, das Tablett und erst dann richtete sich sein Blick auf das Mädchen.

"Bist du nicht aus meiner Klasse?" Er legte fragend den Kopf schief und musterte sie. Aber eigentlich waren ihre dunkelroten Haare schwer zu verwechseln.
Das Mädchen nickte langsam und ein Hauch Röte stieg in ihre Wangen.
"Ich bin ... Kuroi Akari ..."
"Ah, stimmt! Sasaki Shuumei", stellte sich Sasaki mit einem Grinsen vor.
Seine Mutter blickte aufmerksam zwischen den beiden hin und her, während sie die Kekse in der Auslage verteilte.

"Also ... Ich gehe dann ... Auf Wiedersehen", verabschiedete sich Akari von den beiden Sasakis und wollte zur Tür gehen.

"Wenn du willst, kannst du kurz warten, dann können wir zusammen gehen. Ich bin jetzt eh fertig, oder?" Sasaki warf seiner Mutter einen fragenden Blick zu und sie nickte mit einem leichten Lächeln.
Also hastete Sasaki aus dem Raum, um seine Schürze auszuziehen und seine Tasche zu holen.

"Shuu ist manchmal ein wenig aufdringlich, entschuldige ihn bitte", wandte sich seine Mutter an Akari und sah ihrem Sohn leicht kopfschüttelnd nach.
"Das ... macht mir nichts aus", widersprach die Schülerin hastig.

Wenige Augenblicke später kam Sasaki wieder herein, diesmal in Schuluniform und mit Tasche.
Er lächelte Akari freundlich an und verabschiedete sich kurz von seiner Mutter, dann folgte er seiner Klassenkameradin nach draußen.

Schweigend liefen sie nebeneinander her. Bis zur Haltestelle, zu der sie mussten, dauerte es noch etwa eine zehn Minuten, wenn sie in diesem Tempo weiterliefen.

"Wohnst du hier in der Gegend?", erkundigte sich Sasaki irgendwann und Akari nickte.
"Fährst du dann jeden Morgen mit der Bahn zur Schule?" Wieder nickte Akari und blickte starr auf den Boden vor ihren Füßen.
Sie hatte nicht erwartet, dass die Bäckerei "Sasaki Bakery" ausgerechnet der Familie ihres Klassenkameraden gehören würde. Den Familiennamen gab es schließlich häufig. Nun war es ihr unangenehm, dass sie einfach so dort aufgetaucht war.

Die Stille, die durch ihre stummen Antworten entstanden war, war allerdings ebenfalls ziemlich unangenehm.

"Du ... arbeitest also in der Bäckerei?", versuchte Akari, das Gespräch am Laufen zu halten und hätte sich im nächsten Moment am liebsten selbst geohrfeigt. Klar tat er das, sie hatte es ja gerade eben gesehen.
Sasaki schien das aber nicht zu stören. "Ja, ich helfe meiner Mutter beim Backen."

Endlich hob Akari den Kopf und blickte ihren Mitschüler an. Er war mehr als einen Kopf größer als sie, neben ihm fühlte sie sich auf einmal unglaublich klein. Dabei war er es, der besonders groß für sein Alter war.

Sasaki & AkariWo Geschichten leben. Entdecke jetzt