Als Akari vorsichtig die Haustür öffnete, war der Unterricht bereits seit zwei Stunden vorbei. Ihre Hausaufgaben hatte sie auf einem Spielplatz in der Nähe der Haltestelle gemacht, danach war sie eine Weile herumspaziert. Aber nun konnte sie nicht noch länger warten, sonst würden sich ihre Eltern Sorgen machen, warum sie nicht nach Hause kam.
So leise wie möglich, schloss Akari die Tür wieder und stellte ihre Schuhe ordentlich an den Rand.
Es war erstaunlich still, fand sie, als sie auf Socken durch den Flur, die Treppe hinauf und in ihr Zimmer schlich. Sobald sie die Tür geschlossen hatte, atmete sie auf und ließ sich auf ihr Bett fallen.Ihr Bett, der sicherste Ort im ganzen Haus. Und definitiv der gemütlichste, mit den flauschigen, violetten Decken und Kissen.
Nach ein paar Minuten kramte sie ihre Kopfhörer aus ihrer Schultasche und versteckte sich in ihrer Welt aus Musik. Erst nach dem dritten Lied fiel ihr auf, dass sie die ganze Zeit leise mitgesungen hatte. Sie lachte leicht.
Dann klopfte es an ihre Tür und sie verstummte sofort.
Hastig legte sie die Kopfhörer beiseite, stoppte die Musik und setzte sich auf."Hallo, Akari Schatz. Ich wollte nur schauen, ob du schon Zuhause bist. Du hast gar nicht hallo gesagt!"
Ihre Mutter trat ein und lächelte sie an. Akari zwang sich, das Lächeln zu erwidern.
"Tut mir leid, ich war müde und wollte mich hinlegen. Außerdem dachte ich, du wärst beschäftigt und wollte dich nicht stören."Gelogen.
"Ach, du weißt doch, dass ich für meinen Schatz immer Zeit habe."
Ihre Mutter musterte sie kurz aus ihren hellblauen Augen, als wolle sie sichergehen, dass alles in Ordnung war und Akari ihr nichts verheimlichte.
"Dann gönn dir ein bisschen Ruhe, ich gebe dir später Bescheid, wenn es Essen gibt."
"Dankeschön."Langsam schloss ihre Mutter die Tür wieder und Akari hörte, wie sich ihre Schritte entfernten. Sobald sie sicher war, dass niemand mehr hereinkommen würde, verschwand das Lächeln von ihrem Gesicht und sie fiel seufzend zurück in ihr Kissen.
Lügen. Alles gelogen. Auch das scheinheilige Lächeln ihrer Mutter sah so falsch aus, in ihren Augen.
Ja, sie sorgte sich um Akari. Sie war unglaublich lieb und sorgte sich daher oft schon zu viel. Aber vor allem tat sie immer so, als wäre alles in Ordnung. Und das war schlimmer, als wenn sie einfach zeigen würde, dass ihre Familie in Scherben lag.
In diesem Moment klangen wütende Schreie zu ihr nach oben. Ihre Mutter, die ihren Vater anschrie und anders herum. Ein Streit, wer von ihnen schuld war, dass Akari niemanden begrüßt hatte.
"Du gehst ihr mit deiner schrecklich aufdringlichen Art immer nur auf die Nerven! Merkst du nicht, dass du sie störst?!"
Akari zuckte zusammen, als sie ihren Vater so laut hören konnte, als würde er direkt neben ihr stehen. So schnell sie konnte, steckte sie sich ihre Kopfhörer in die Ohren und startete ihre Playlist wieder.
Die Musik musste lauter sein.
Noch lauter.
Laut genug um ihre Eltern zu übertönen.
Laut genug, um so tun zu können, dass es keinen Streit gab. Dass in diesem Haus alle ruhig miteinander umgingen und alles in Ordnung war.Sie wünschte sich diese Illusion so sehr. Trotzdem schmerzte es, wenn ihre Mutter nicht zu merken schien, was sie tat. Ihr scheinheiliges Lächeln und die heile Welt hielten nur so lange, bis sie das Zimmer verließ und ihrem Vater begegnete.
Akari ertrug diese Mischung nicht. Es war schwer, nicht zu wissen, ob etwas wirklich in Ordnung war oder ihre Mutter wieder nur so tat.
Und so blieb Akari regungslos liegen, die Arme um ein großes Kissen geschlungen, bis ihre Mutter irgendwann hereinkam und sie zum Essen bat. Ihre normalerweise sehr helle Haut war noch immer leicht gerötet, sie hatte wohl gerade erst aufgehört mit Akaris Vater zu streiten.
Akari stand sofort auf und folgte ihrer Mutter brav die Treppe nach unten ins Esszimmer.
DU LIEST GERADE
Sasaki & Akari
FanfictionDie Mittelschülerin Akari hat Schwierigkeiten mit Menschen zu reden, da sie daheim viele Probleme mit ihren Eltern hat. Ihr einziger Kontakt ist ihre beste Freundin Nori, die ihr dafür umso treuer zur Seite steht. Das ändert sich allerdings, als Aka...